Berlin. Der ZDF-Krimi „Gegen die Angst“ wirft einen Blick in die Parallelwelt krimineller Clans. Und ist beängstigend realistisch inszeniert.

Am Montagabend beweist das ZDF einmal, wie schnell Fernsehen sein kann. Erst wenige Wochen ist es her, dass in Berlin und anderen Städten Großrazzien gegen arabische Clans durchgeführt wurden. Nun läuft mit „Gegen die Angst“ ein TV-Film, der sich mit genau diesem Reizthema auseinandersetzt. Der Mainzer Sender macht daraus gleich einen Themenabend und strahlt im Anschluss noch eine passende Dokumentation (21.45 Uhr) aus.

Natürlich kam auch „Gegen die Angst“ nicht aus dem Nichts. Ein Film braucht heute vom ersten Exposé bis zur Endfassung gut zwei Jahre. Bis ein Ausstrahlungstermin gefunden wird, vergeht noch mehr Zeit. Auch in diesem Fall gehen die ersten Ideen schon auf den Sommer 2015 zurück, als das Thema in der Öffentlichkeit gerade präsenter wurde.

Das Drehbuch schrieb Robert Hummel, ein Autor, der auch als Schöffe tätig war, auf diese Weise viele Prozesse erlebt hat und einen tiefen Einblick in die Parallelwelt der organisierten Kriminalität nehmen konnte.

„Gegen die Angst“: Ermittlerin gerät in persönlichen Konflikt

Regisseur Andreas Herzog hat das an Originalschauplätzen in Berlin verfilmt, und nicht selten an Drehorten, wo sich nur zwei Straßen weiter ganz ähnliche Szenen wirklich zugetragen haben. Mit Nadja Uhl hat man dabei eine Hauptdarstellerin gefunden, die das Projekt entscheidend vorangetrieben hat.

„Es wird mal Zeit, dass wir an den Kopf rankommen und nicht nur an die kleinen Täter“, sagt sie denn auch gleich zu Beginn von „Gegen die Angst“ als mutige Staatsanwältin Judith Schrader. Ein libanesischer Clan beherrscht hier die Berliner Szene in Sachen Drogen, Prostitution und Schutzgeld.

Der Versuch, den Bruder des Clanchefs zu stellen, misslingt jedoch. Ein Polizist wird dabei angeschossen und fällt ins Koma. Das wäre der Moment, wo die Staatsanwältin den Fall gleich wieder abgeben müsste. Denn sie hat mit dem Mann eine Affäre und ist somit befangen. Aber sie führt ihren Kampf nur noch entschiedener fort, bis auch dem zuständigen Kommissar Zweifel kommen, ob sie noch objektiv ist oder nur auf Rache aus.

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Clan-Krimi findet buchstäblich vor der Tür statt

Es geht hier gleich um doppelte Befangenheit. Denn die Polizeianwärterin Leyla (Sabrina Amali) ist Zeugin und könnte den Täter belasten. Doch sie ist eine Cousine zweiten Grades des Clan-Chefs Machmoud Al-Fadi (Atheer Adel). Und der setzt gleich ihre ganze Familie unter Druck.

Dass im deutschen Fernsehen fast jedes gesellschaftsrelevante Thema durch Krimiformate verhandelt werden muss, wird oft genug und zu Recht bedauert. Hier macht es einmal wirklich Sinn. Denn der Krimi findet buchstäblich vor der Tür statt und ist beängstigend realistisch inszeniert – einschließlich der Ohnmacht der Ermittler.

Fazit: Bei Filmen zu brandaktuellen Themen ist es immer spannend, zu welchem Schluss sie kommen. Aber mit dem düsteren Ende von „Gegen die Angst“ erweist man dem Thema wohl eher einen Bärendienst. Wer diesen Film sieht, wird es sich danach noch sehr viel genauer überlegen, je gegen einen Clan auszusagen.

ZDF, Montag, 25. März, 20.15 Uhr