Berlin. Sein Zorn ist unterhaltsam, doch glücklich ist Willi nicht. Erst als ein Junge in sein Leben tritt, lernt er: Das Leben ist auch schön.

Willi hat eine Lebensaufgabe: Er meckert, er nörgelt, er knö­tert. Am liebsten den ganzen Tag. Er schimpft über die Preise, über die Weltpolitik und auch noch übers Fernsehprogramm. Willi – arbeitslos und ohne Geld – ist der klassische Wutbürger.

Wie er besserwisserisch und belehrend im Supermarkt herumläuft, erinnert er an Dittsche in der Imbissstube. Schon an der Käsetheke führt er sich auf wie ein kleiner Diktator: „Von dem Käse?“, fragt die Fachverkäuferin. „Nein, von dem da!“

So geht das munter weiter. Die Verkäuferin verliert langsam die Geduld. Und als Willi dann noch keck bei ihr landen will („Schon was vor heute Abend?“), sieht sie rot: Mit einem Arbeitslosen geht sie doch nie und nimmer aus.

Ekel mit trockenem Humor

Willi (Richy Müller, r.) und Franz (N’Tarila Kouka) in einer Szene des Films „Schöne heile Welt“.
Willi (Richy Müller, r.) und Franz (N’Tarila Kouka) in einer Szene des Films „Schöne heile Welt“. © dpa | Alexander Kluge

Willi macht so etwas nichts aus. Er ist zwar arbeitslos, aber ein Schlitzohr: Auf dem Amt lehnt er jedes Jobangebot ab, indem er seine körperlichen Probleme vorschiebt. Er leide unter Verdauungsstörungen. Dass diese Szene nicht komplett ins Anrüchige abrutscht, auch das ist Richy Müller zu verdanken, der diesen Grantler so wunderbar locker, einfach und lakonisch spielt.

Sein trockener Humor bewirkt, dass sich die Geschichte nicht im Kitschigen verfängt. Denn natürlich ist auch „Schöne heile Welt“ so angelegt, dass jemand kommt, der diesem Ekel zeigt, worauf es im Leben ankommt: auf ganz viel Herz nämlich. Das hat ja auch schon Scrooge, der bekannte grantige Geizhals aus Charles Dickens’ „Weihnachtsgeschichte“ erfahren müssen.

Eine beliebte und oft genutzte Wendung, die hier durch den afrikanischen Jungen Fianarantsoa (N’Tarila Kouka) eingeleitet wird. Willi mag den Jungen, versteht dessen Namen aber nicht – also nennt er ihn schlicht und einfach „Franz“ und drückt ihm einen Besen in die Hand. Arbeit hilft gegen Langweile.

Franz wird adoptiert

Von dieser Erkenntnis ist Willi weit entfernt. Er ist bekennender Schmarotzer und schlägt auch den Job im Elektrobaumarkt aus. „Für einen depressiven Hungerlohn“ lässt er sich nicht verheizen.

Er will auch „keinen Elektroscheiß aus China verkaufen“. Diese „Dauerbedudelungsmusik einer weltweiten Verblödungsindustrie“ – nichts für ihn. Sein Zorn hat Unterhaltungswert.

Es kommt, wie es kommen muss: Franz zieht in Willis verfallenes Haus – und wird sozusagen adoptiert. Willi zeigt ihm, was im Leben wichtig ist: Wie man mit Flaschensammeln Geld verdient. Und Franz zeigt Willi, dass das Leben auch schöne Seiten hat.

Die Katharsis kommt als Tee daher

Autor und Regisseur Gernot Krää – 1992 durch den Kinderkrimi „Die Distel“ bekannt und später für den Kinderfilm „Paulas Geheimnis“ (2007) mehrfach ausgezeichnet – gelingt es, den Kitsch­faktor gering zu halten.

Willi bleibt Willi, auch wenn ihm das Herz übergeht. Nur als ihm Franz dann noch einen Spezialtee schenkt, mit dem er seine Sorgen los wird, ist das Glück perfekt: Es ist das Ende der Verdauungsprobleme, die sich – hörbar – in Luft auflösen.

Fazit: Rührende Geschichte, (fast) ganz ohne Kitsch. Richy Müller zeigt, dass er mehr kann als nur „Tatort“-Kommissar.

ARD, Mittwoch, 20. Februar, 20.15 Uhr