Berlin. In „Song für Mia“ spielt Jungstar Tim Oliver Schultz einen Popstar, der erblindet – und durch ein Mädchen neuen Lebensmut findet.

Er ist jung, attraktiv, hat Geld und ist auf dem Sprung zum Popstar. Sebastian (Tim Oliver Schultz) schleppt reihenweise junge Frauen ab und genießt sein Leben. Bis ihm ein Unfall einen Strich durch die Rechnung macht.

Sebastian, der sich lieber Sebbe nennen lässt, läuft im Dunkeln gegen eine Stange und verliert auf der Stelle sein Augenlicht. Eine Ärztin (Sophie von Kessel) stellt fest, dass ein Blutgefäß im Gehirn geplatzt ist; die Blutung beeinträchtigt sein Sehzentrum.

Sebbes Lebensglück ist mit einem Schlag dahin. Alles, was ihm bislang wichtig war, hatte mit Äußerlichkeiten zu tun. Das aber ist vorbei. Jetzt ist er auf Menschen angewiesen, die ihm helfen. Und da tritt Mia in sein Leben.

Mia lässt kaum ein Fettnäpfchen aus

Fröhlich ist sie, unbekümmert, zupackend – und geht ohne Scheu mit seiner Behinderung um. Dabei lässt sie kaum ein Fettnäpfchen aus und geht ihm natürlich erst mal gehörig auf die Nerven.

Mia passt so gar nicht in das Beuteschema des Nachwuchsstars mit Vorliebe für aufgetakelte Blondinen. Die junge Frau trägt Strickpullover und Stirnband. Und doch, es kommt, wie es kommen muss: Sebastian und Mia verlieben sich.

Das Drehbuch des Autorentrios Alexander Dydyna, Peer Klehmet und Friederich Oetker basiert auf dem schwedischen Kinofilm „Ego“ (2013) von Lisa James Larsson. Regie führte Mira Thiel, die bislang vor allem mit „Gut zu Vögeln“ (2015) auf sich aufmerksam gemacht hat. Ihr „Song für Mia“ ist ein Bekenntnis zur Liebesgeschichte, aber auch zum Klischee. Der Kontrast zwischen der herzensguten Mia und dem eitlen Sebbe wirkt sofort zu stereotyp.

Sympathische Schauspieler

Tim Oliver Schultz, der durch die Grimme-Preis-gekrönte Vox-Serie „Club der roten Bänder“ zum Star wurde, ist auch hier die zentrale Figur, die manche allzu kitschige Situation umschifft. Und dank einer sensiblen Regie wirkt die Geschichte im Verlauf immer weniger platt

Mit dem Zusammenbruch von Sebbes Glamourwelt ändert der Film komplett seine Bildsprache. Das Licht wirkt plötzlich, als habe Kameramann Stephan Burchardt fünfzig verschiedene Grauschattierungen finden wollen. Das ist beeindruckend.

Dass der Film trotz einiger Portionen Kitsch Spaß macht, liegt in erster Linie an den beiden Hauptdarstellern. Paula Kalenberg als Mia hat nicht viel Mühe, sich als sympathischer Gegenentwurf zum verbitterten Sebbe zu profilieren und setzt mit spielerischer Leichtigkeit die komischen Akzente. Schultz als Sebastian wiederum ist perfekt als Macho ohne Tiefgang. Sebbes Sinneswandel vom Lackaffen zum Romantiker vermittelt er ebenfalls glaubwürdig.

Fazit: Leichte Unterhaltung mit Tiefgang – das war wohl das Ziel, das die Regisseurin verfolgte. Trotz einiger guten Kameraeinstellungen bleibt der Film jedoch zu sehr an der Oberfläche. Ein bisschen zu märchenhaft, ein bisschen zu viel Kitsch.

K ARD, Samstag, 16. Februar, 20.15 Uhr