Hamburg. Auch im Team des NDR-Medienmagazins „Zapp“ suchen Verbände nach Moderatoren für ihre Veranstaltungen. Das ist zumindest erstaunlich.

Was macht eigentlich Dunja Hayali? Im August vergangenen Jahres hatte das NDR-Medienmagazin „Zapp“ berichtet, dass die ZDF-Moderatorin gern und oft Veranstaltungen von Unternehmen und Verbänden präsentiert – auch von solchen, die nicht das allerbeste Image haben wie etwa der Verband der Deutschen Automatenwirtschaft, dem vorgeworfen wird, an Spielsüchtigen zu verdienen. Insbesondere wegen dieses Engagements geriet die 44-Jährige in die Kritik.

Man kann nicht behaupten, dass ihr dies geschadet hätte. Am 5. April wird die ZDF-Frau die Verleihung des Adolf-Grimme-Preises moderieren, die wohl renommierteste Auszeichnung der deutschen Fernsehbranche. Diese hochseriöse Veranstaltung ist – im Gegensatz zu manch vorangegangenem Moderationsauftrag Hayalis – gänzlich unbedenklich.

Einige nicht ganz so unbedenkliche Moderationen, die sie in einen Interessenskonflikt hätten bringen können, hat die Journalistin aufgegeben. Aber nicht alle: Vergangenen November moderierte sie den Deutschen Handelskongress und im Januar den Neujahrsempfang der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton. Die Glücksspielbranche muss dagegen nun ohne Hayali auskommen.

Reschke lehnte Moderation ab

Den Jahreskongress 2019 der Deutschen Automatenwirtschaft wird sie im Gegensatz zu den vorangegangenen Jahren nicht moderieren. Auch die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) – hinter der Firmen unterschiedlicher Branchen stecken, wie etwa die Dämmstoffindustrie – wird auf Hayalis Dienste bei ihrer am 9. April stattfindenden Jahresauftaktkonferenz verzichten müssen.

Nun muss dringend Ersatz her. Es ist schon erstaunlich, wer im Auftrag der betroffenen Verbände so alles angefragt wird. Bereits vergangenen Oktober wollte die DENEFF von der NDR-Innenpolitik-Chefin Anja Reschke wissen, ob sie durch die Konferenz führen könne. Nun moderiert Reschke auch „Zapp“ – eben jene Sendung, die, wie auch im Fall Hayali, Nebentätigkeiten von Journalisten immer wieder kritisch hinterfragt.

Reschke lehnte ab. Sie war nicht das einzige Mitglied der „Zapp“-Redaktion, das ein Angebot für eine Moderation erhielt, die bisher in den Händen von Hayali lag. So wollte eine Agentur im Auftrag der Deutschen Automatenwirtschaft von Constantin Schreiber wissen, ob er nicht bereit sei, die Jahrestagung des Verbandes zu moderieren.

„Zapp“-Position ist keineswegs Common Sense

Anja Reschke moderiert „Zapp“.
Anja Reschke moderiert „Zapp“. © ARD/Oliver Blaum

Schreiber teilt sich mit Reschke die „Zapp“-Moderation und führt ansonsten durch die Früh- und Wochenendausgaben der „Tagesschau“ sowie durch das „Nachtmagazin“ der ARD. Er lehnte ebenfalls ab. Die Deutsche Automatenwirtschaft hat dennoch die Hoffnung nicht aufgegeben, einen profilierten Journalisten für den Job zu finden: „Wir wollen den kritischen Dialog, weshalb wir mit Moderatoren zusammenarbeiten, die genau dafür stehen“, sagt ein Verbandssprecher auf Anfrage.

Nun ist die „Zapp“-Position, Nebentätigkeiten von Journalisten für Verbände und Firmen grundsätzlich abzulehnen, keineswegs Common Sense. Der Deutsche Journalisten-Verband lehnt sie ebenso ab wie offenbar auch Schreibers „Tagesschau“-Kollegin Judith Rakers, die wie Hayali zuletzt ebenfalls beim Deutschen Handelskongress auftrat. Schreiber selbst hat bis zu seinem Wechsel zur ARD auch für Organisationen wie den Bundesverband der Deutschen Industrie moderiert.

Durch dessen „Tag der Deutschen Industrie“ führte er auch noch 2017, als er bereits in Diensten der ARD stand. Dies habe er aber nur deshalb getan, weil er die Moderation zugesagt habe, als er noch für n-tv arbeitete und ihm bei einer Absage eine Vertragsstrafe gedroht hätte, sagt er. Heute nehme er solche Aufträge nicht mehr an.

Die Automatenwirtschaft muss also weiter suchen. Immerhin: Für ihr Format „Sport trifft Politik und Unterhaltung“ im November fand sie eine Journalistin: Anna Kraft von Eurosport.