Magdeburg. Der Magdeburger „Polizeiruf 110: Zehn Rosen“ liefert ein emotionales Drama. Die Geschichte funktioniert als Krimi aber nur bedingt.

Die Leiche der jungen Frau liegt in einer Fabrikruine, die Beine sind verschnürt, was immer der Mörder damit sagen wollte. Es tropft von den Decken, ein Fuchs leckt Wasser aus einer Pfütze, die Bilder sind milchig grau, und man wähnt sich in einem jener skandinavischen Krimis, deren Düsternis uns frösteln lässt.

Es ist allerdings der Auftakt zum Magdeburger „Polizeiruf 110: Zehn Rosen“, der die Stimmung aus dem hohen Norden Europas erst einmal recht gekonnt aufnimmt.

Das Wort vom Serienkiller fällt früh, auch das findet sich im Besteckkasten der Kollegen aus Schweden und Dänemark. Das ungleiche Ermittler-Duo Brasch (Claudia Michelsen) und Köhler (Matthias Matschke) wird auf einen alten, unaufgeklärten Fall gestoßen, in dem das Opfer auf die gleiche Art gefesselt am Tatort gefunden wurde.

Der Reiz der Fehde ist längst verflogen

Hauptkommissarin Brasch findet Hinweise darauf, dass der Exfreund der toten Kim, Jan Freise, sie in seinem Keller gefangen hielt. Brasch und Köhler durchsuchen das Gebäude.
Hauptkommissarin Brasch findet Hinweise darauf, dass der Exfreund der toten Kim, Jan Freise, sie in seinem Keller gefangen hielt. Brasch und Köhler durchsuchen das Gebäude. © MDR | Stefan Erhard

Autor Wolfgang Stauch und Regisseur Torsten C. Fischer haben die Wogen zwischen den beiden Polizisten endlich geglättet, es war allzu auffällig, dass der Reiz dieser Fehde längst verflogen war.

Der Waffenstillstand kommt indes spät: Matthias Matschke scheidet aus der Reihe aus, es ist sein vorletzter Auftritt. Dafür bekommt der stets etwas überfordert wirkende Chef (Felix Vörtler) mehr Raum und im Fall sogar eine zentrale Rolle: Erst einmal kündigt er seinen Abschied Richtung Polizeischule an.

In den Blickpunkt gerät allerdings vor allem eine transsexuelle Blumenhändlerin namens Pauline, damals Hauptverdächtige, aber nicht zu überführen und mit dem aktuellen Opfer lose befreundet.

Alessija Lause berührt in dieser Rolle, umschifft alle Klischees und vermittelt in schmerzhafter Glaubwürdigkeit die alltäglichen Dramen in einer transphoben Welt, die natürlich auch auf dem Polizeirevier ihre Repräsentanten hat: das ständige Anrennen gegen Vorurteile, dazu die vergebliche Suche nach Liebe bei einem jungen Burschen, der sich nicht wirklich zu ihr bekennen mag.

Ermittlungen und Motivlagen wirken etwas angestrengt

SEK-Einsatz im neuen „Polizeiruf 110“.
SEK-Einsatz im neuen „Polizeiruf 110“. © MDR | Stefan Erhard

Verständnis findet Pauline bei der emotional sonst eher gepanzerten Brasch, der Claudia Michelsen deutlich mehr Empathiefähigkeit als üblich verleiht – das ist schauspielerisch feine Arbeit, wenn die beiden in ein paar intensiven Szenen aufeinandertreffen. Und so sind es auch eher die leiseren Töne, die die Grundmelodie dieses Films dominieren, der doch so monströs begonnen hat.

Der gesellschaftsmoralische Ansatz drängt den Krimi indes für eine Weile stark in den Hintergrund, Ermittlungen und Motivlagen wirken etwas angestrengt.

Und furchtbar spannend ist die Suche nach dem Täter nicht wirklich, auch wenn das Drehbuch mit dem rüden Ex-Freund des Opfers (stark: Sven Schelker) einen weiteren Verdächtigen liefert. Dafür serviert Torsten C. Fischer am Ende ein Finale, das in seiner zugespitzten Dramatik so aufgepumpt wirkt, dass man glaubt: Damit sollen die Krimiliebhaber doch noch versöhnt werden.

Fazit: Emotional überzeugende Geschichte mit starken Schauspielern. Funktioniert als Krimi aber trotzdem nur bedingt.

Sonntag, 10. Februar, 20.15 Uhr, ARD