Hamburg. ZDF-Krimikomödie „Mord geht immer – Der Koch ist tot“ mit Fritzi Haberlandt als Kommissarin: Nur für Fans besonderer Verschrobenheit

Gerade streiten sie noch, man möchte sagen, bis aufs Blut, da liegt der Saucier Jan Remus (Peter Miklusz) auch schon tot im Müllcontainer. Unappetitlich zugerichtet. War’s der herrische Küchenchef (Dirk Borchardt)? Jemand anderes aus seinem Team? Oder am Ende der Außenstehende in schäbiger Lederjacke (Matthias Redlhammer), den Küchenhilfe Olga (Zeljka Preksavec) mit dem späteren Opfer hat streiten sehen? Kommissarin Maximiliane Schweiger (Fritzi Haberlandt) reibt sich vergnügt die Hände: Ein hübscher, fieser Mord!

Ihr erster Einsatz vor einem Jahr hieß „Der Chef ist tot“, jetzt traf es also den Koch. Wie zuletzt führte Markus Sehr Regie, wie zuletzt trinkt die Kommissarin, als bräuchte sie zu den offensichtlichen eine weitere Macke, rote Smoothies.

Sie schreibt außerdem ihre Notizen mit Spielzeugstiften, einer davon leuchtet und piept. Merkmale, zu denen das ZDF natürlich die passenden Adjektive liefert: Es beschreibt die Verhör-Methoden dieser Polizistin als „sympathisch-verschroben“.

Verhaltensgestörter Terrier? Peinlicher Clown?

Damit ist jedes Missverständnis ausgeschlossen. Es handelt sich um eine Krimi-Komödie. Es darf gelacht werden. Ob man das möchte, ist eine Frage der eigenen Humor-Veranlagung. Das sieht offenbar auch Drehbuchautor und Grimme-Preisträger Stefan Rogall selbst so – er webt die Diskussion gleich in die Geschichte ein. Maxxies Chef Bodo Wehner (sehr gut: Rudolf Kowalski) lässt er über sie sagen, sie sei „entsetzlich übergriffig und ohne jede soziale Kompetenz. Eine Mischung aus verhaltensgestörtem Terrier und peinlichem Clown“.

Das zeugt von Problembewusstsein (und Humor!), denn natürlich ist der Chef nicht der Einzige, den die Kommissarin nervt – das war schon im ersten Teil so. Und der Autor : Als der Kellner (Jacob Matschenz) über einen von Maxxies Witzen lacht, sagt sie erfreut: „Endlich mal einer mit Humor.“ Also: Wer sie nicht mag, hat halt Pech gehabt.

Eine anzügliche Frage nach der anderen! Warum?

Aber warum stellt man so eine Figur in den Mittelpunkt, strickt ein ganzes Universum um sie herum? Ein bisschen erinnert Maxxie Schweiger an die mit unendlicher Schrägheit gezeichnete Anwältin Elsbeth Tascioni aus den miteinander verwandten US-Serien „The Good Wife“ und „The Good Fight“. Die wird dort aber als Nebenfigur in einem starken Ensemble geführt und kann so mit ihrer Besonderheit glänzen, ohne, dass der Witz überstrapaziert wird.

Im ZDF steht das Schräge im Zentrum. Maxxie kennt anscheinend außer exaltierter Freude über einen Mord und die daraufhin nötig werdende Ermittlungsarbeit keine Emotionen. Diese Freude führt zu vielen und schnell abgefeuerten Fragen, zu unsensiblem Auftreten und zackigen Gesprächsverläufen.

Das Tempo ist zunächst schön, auch als Unterscheidung zu Krimis, in denen viel bedeutungsvoll geschaut wird vor der nächsten Bewegung. Aber es wird einfach zu viel. Wie sie sich ununterbrochen über alles lustig macht! Wie sie eine altmodisch anzügliche Frage nach der anderen stellt, sobald es darum geht, wer mit wem ein Verhältnis hatte! Fritzi Haberlandt ist eine hervorragende Schauspielerin. Auch hier. Es liegt nicht an ihr. Sondern an der Vorstellung, die Autor und Regisseur von ihrer Maxxie hatten.

Wer hier die eigentlisch sympathisch-verschrobene Figur ist

Einen Lichtblick gibt es: Rechtsmediziner Dr. Stier (Fabian Busch). Er ist die eigentliche „sympathisch-verschrobene“ Figur in diesem Film. Seine leise Verzweiflung, wenn er von ihr plattgeredet wird, ist ebenso komisch wie ihre fast unsichtbare Romanze. Und der Fall? Ach ja. Der wird schließlich nach klassischer Tradition in der großen Runde der Verdächtigen durch ein paar schlaue Tricks von der Kommissarin gelöst. Wer ihre Masche nervig findet, für den bleibt nicht viel übrig – das Verdächtigenensemble kann gegen ihre Dominanz nur verblassen.

„Mord geht immer – Der Koch ist tot“,
• Mittwoch, 23.1., 20.15 Uhr, ZDF