Essen. „Tatort“-Darsteller Jörg Hartmann kann die Kritik von Dortmunds Oberbürgermeister nicht nachvollziehen. Er lädt ihn auf ein Bier ein.

Der jüngste Dortmund-„Tatort“ hat scharfe Kritik nach sich gezogen. Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau schrieb dem WDR, der Film sei „Mobbing gegenüber einer Stadt, einer Region sowie den dort lebenden Menschen“. Nun hat Schauspieler Jörg Hartmann einen Schritt auf den Politiker zugemacht.

„Der Oberbürgermeister Sierau kann gerne mit mir ein lecker Pilsken trinken“, sagte Hartmann, der in der Dortmunder Ausgabe des „Tatorts“ mit dem Ermittler Peter Faber die Hauptrolle spielt, der „Bild“. „Unser Tatort ist Fiktion und eigentlich begreifen das die meisten Zuschauer.“

Hartmann: Kritik ist „Schlag in die Fresse“

Sierau hatte kritisiert, seine Stadt werde klischeehaft dargestellt. Der für die Dortmunder Ausgabe zuständige WDR wies die Kritik zurück. Die Folgen zeigten ein vielschichtiges Bild der Stadt.

Hartmann erklärte, die Heftigkeit der Diskussion habe ihn richtig erschreckt. „Ich dachte, wir wären mit unserem Tatort in Dortmund angekommen, aber jetzt kriegt man so einen Schlag in die Fresse“, sagte er.

Niemand wolle das Ruhrgebiet schlecht machen

Jörg Hartmann spielt im Dortmunder „Tatort“ Kommissar Peter Faber.
Jörg Hartmann spielt im Dortmunder „Tatort“ Kommissar Peter Faber. © WDR | WDR

Mit Blick auf die im Februar beginnenden Dreharbeiten für die neue „Tatort“-Folge äußerte er Sorgen, dass die Dortmunder ihrem „Tatort“ die Sympathie entziehen könnten.

„Keiner von uns will das Ruhrgebiet oder Dortmund schlecht machen“, betonte er. „Wir versuchen, einen spannenden und guten Krimi zu machen und das gelingt uns – wie auch bei vielen anderen Dingen im Leben – manchmal mehr und manchmal weniger.“

Als überzeugter Herdecker sei er zudem fast ein Dortmunder und wisse um die vielen schönen Ecken. „Ich als alter Ruhrpottler liebe meine Heimat, und ich würde auch behaupten, ich kenne sie immer noch, auch wenn ich schon lange in Potsdam lebe.“

Dortmunder „Tatort“ spielte im Bergbau-Milieu

Der Krimi, der den Titel „Zorn“ trug, behandelte den Mord an dem ehemaligen Bergmann Andreas Sobitsch (Daniel Fritz). Dieser setzte sich in dem Krimi nach der Schließung der letzten Zechen für eine gerechte Abfindungszahlung an die Bergleute ein.

Die Spur führte in eine Kneipe, wo sich ehemalige Bergleute regelmäßig trafen und Bier tranken. Daneben ging es um die stillgelegten Zechen und um die Problematik der Reichsbürger.

Der neue Dortmund-„Tatort“ in Bildern

Der erste Dortmund-„Tatort“ führt die Ermittler ins Bergbau-Milieu. Ex-Bergmann Klaus Radowski (Peter Kremer, l) versucht seine Ex-Kollegen in der Bergarbeiter-Siedlung davon zu überzeugen, dass sie ein Entschädigungs-Angebot des Bergwerk-Betreibers annehmen.
Der erste Dortmund-„Tatort“ führt die Ermittler ins Bergbau-Milieu. Ex-Bergmann Klaus Radowski (Peter Kremer, l) versucht seine Ex-Kollegen in der Bergarbeiter-Siedlung davon zu überzeugen, dass sie ein Entschädigungs-Angebot des Bergwerk-Betreibers annehmen. © WDR | WDR
Ermittler Peter Faber (Jörg Hartmann, r) und Rechtsmedizinerin Greta Leitner (Sybille J. Schedwill, l) werden in die Nähe der Zechensiedlung gerufen. Ein weiterer Ex-Steiger wurde erschossen am Ufer des Kanals angespült.
Ermittler Peter Faber (Jörg Hartmann, r) und Rechtsmedizinerin Greta Leitner (Sybille J. Schedwill, l) werden in die Nähe der Zechensiedlung gerufen. Ein weiterer Ex-Steiger wurde erschossen am Ufer des Kanals angespült. © WDR | WDR
Martina Bönisch (Anna Schudt), Jan Pawlak (Rick Okon), Nora Dalay (Aylin Tezel) und Peter Faber (Jörg Hartmann, v.l.n.r.) nehmen die Ermittlungen auf.
Martina Bönisch (Anna Schudt), Jan Pawlak (Rick Okon), Nora Dalay (Aylin Tezel) und Peter Faber (Jörg Hartmann, v.l.n.r.) nehmen die Ermittlungen auf. © WDR | WDR
Die ersten Hinweise erhoffen sich Faber und Co. von Ralf Tremmel (Thomas Lawinky, rechts). Tremmel war jahrelang mit dem Mordopfer unter Tage gewesen. Dass Klaus Radowski (Peter Kremer, links) vermitteln will, passt Tremmel allerdings gar nicht.
Die ersten Hinweise erhoffen sich Faber und Co. von Ralf Tremmel (Thomas Lawinky, rechts). Tremmel war jahrelang mit dem Mordopfer unter Tage gewesen. Dass Klaus Radowski (Peter Kremer, links) vermitteln will, passt Tremmel allerdings gar nicht. © WDR | WDR
Ralf Tremmel (Thomas Lawinky, links) und Stefan Kropp (Andreas Döhler, rechts) beim Gespräch mit den Ermittlern. Die Ex-Bergleute müssen im Wohnwagen übernachten, weil Tremmels Haus einsturzgefährdet ist. Kropp übernachtet bei ihm, weil ihn seine Frau rausgeschmissen hat.
Ralf Tremmel (Thomas Lawinky, links) und Stefan Kropp (Andreas Döhler, rechts) beim Gespräch mit den Ermittlern. Die Ex-Bergleute müssen im Wohnwagen übernachten, weil Tremmels Haus einsturzgefährdet ist. Kropp übernachtet bei ihm, weil ihn seine Frau rausgeschmissen hat. © WDR | WDR
Martina Bönisch (Anna Schudt) hat seit Tagen Rückenschmerzen. Auf Fabers Anraten probiert sie die Reiki-Künste von Nimrod Fellner (Richard van Weyden) aus. Die Kommissarin ist allerdings zunächst skeptisch.
Martina Bönisch (Anna Schudt) hat seit Tagen Rückenschmerzen. Auf Fabers Anraten probiert sie die Reiki-Künste von Nimrod Fellner (Richard van Weyden) aus. Die Kommissarin ist allerdings zunächst skeptisch. © WDR | WDR
Kommissarin Nora Dalay (Aylin Tezel, rechts) befragt Frederike Kropp (Mona Kloos, links) in deren Wohnung. Die Serviererin der Zechenkneipe hatte eine Affäre mit dem ermordeten Andreas Sobitsch – ihr Noch-Ehemann weiß allerdings nichts davon.
Kommissarin Nora Dalay (Aylin Tezel, rechts) befragt Frederike Kropp (Mona Kloos, links) in deren Wohnung. Die Serviererin der Zechenkneipe hatte eine Affäre mit dem ermordeten Andreas Sobitsch – ihr Noch-Ehemann weiß allerdings nichts davon. © WDR | WDR
Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann, links) hakt bei der LKA-Beamtin Dr. Klarissa Gallwitz (Bibiana Beglau, r) nach. Was hatte sie mit dem Mordopfer zu tun, mit dem sie vor seinem Tod zweimal telefonierte?
Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann, links) hakt bei der LKA-Beamtin Dr. Klarissa Gallwitz (Bibiana Beglau, r) nach. Was hatte sie mit dem Mordopfer zu tun, mit dem sie vor seinem Tod zweimal telefonierte? © WDR | WDR
Klaus Radowski (Peter Kremer) will in der Stammkneipe der Bergleute eine Gedenkrede halten. Nicht allen Gäste sind dafür in Stimmung.
Klaus Radowski (Peter Kremer) will in der Stammkneipe der Bergleute eine Gedenkrede halten. Nicht allen Gäste sind dafür in Stimmung. © WDR | WDR
Ralf Tremmel (Thomas Lawinky, M) will Radowski an den Kragen. Für Tremmel ist der Redner ein Verräter, weil er für das Angebot des Zechenbetreibers wirbt. Kommissar Jan Pawlak (Rick Okon, l) geht dazwischen.
Ralf Tremmel (Thomas Lawinky, M) will Radowski an den Kragen. Für Tremmel ist der Redner ein Verräter, weil er für das Angebot des Zechenbetreibers wirbt. Kommissar Jan Pawlak (Rick Okon, l) geht dazwischen. © WDR | WDR
Nora Dalay (Aylin Tezel) und Jan Pawlak (Rick Okon) versuchen dem volltrunkenen Stefan Kropp (Andreas Döhler) zu verhören.
Nora Dalay (Aylin Tezel) und Jan Pawlak (Rick Okon) versuchen dem volltrunkenen Stefan Kropp (Andreas Döhler) zu verhören. © WDR | WDR
Faber (Jörg Hartmann) führt eine Spur zum Reichsbürger Friedemann Keller (Götz Schubert, l), selbsternannter Kanzler im „Freien Reich Frieden“. Ihn hatte das Mordopfer vor seinem Tod anzeigen wollen.
Faber (Jörg Hartmann) führt eine Spur zum Reichsbürger Friedemann Keller (Götz Schubert, l), selbsternannter Kanzler im „Freien Reich Frieden“. Ihn hatte das Mordopfer vor seinem Tod anzeigen wollen. © WDR | WDR
Friedemann Keller (Götz Schubert) steht im Verdacht, mit Waffen zu handeln. Faber (Jörg Hartmann, r), der sich ebenfalls als Feind des Staates ausgibt, kann ihm aber keine belastenden Aussagen entlocken.
Friedemann Keller (Götz Schubert) steht im Verdacht, mit Waffen zu handeln. Faber (Jörg Hartmann, r), der sich ebenfalls als Feind des Staates ausgibt, kann ihm aber keine belastenden Aussagen entlocken. © WDR | WDR
Dr. Klarissa Gallwitz (Bibiana Beglau) hat sich mit Faber in einer Bar verabredet. Sie will den Kommissar bitten, bei Reichsbürger Friedemann Keller nicht allzu genau hinzusehen, der Verfassungsschutz führe ihn als V-Mann heißt es.
Dr. Klarissa Gallwitz (Bibiana Beglau) hat sich mit Faber in einer Bar verabredet. Sie will den Kommissar bitten, bei Reichsbürger Friedemann Keller nicht allzu genau hinzusehen, der Verfassungsschutz führe ihn als V-Mann heißt es. © WDR | WDR
Als Gegenleistung bietet Klarissa Gallwitz (Bibiana Beglau) dem Kommissar (Jörg Hartmann) Erkenntnisse über dessen flüchtigen Erzfeind Markus Graf an.
Als Gegenleistung bietet Klarissa Gallwitz (Bibiana Beglau) dem Kommissar (Jörg Hartmann) Erkenntnisse über dessen flüchtigen Erzfeind Markus Graf an. © WDR | WDR
Ex-Bergmann Ralf Tremmel (Thomas Lawinky, l) muss sich erneut den Fragen der Ermittler stellen.
Ex-Bergmann Ralf Tremmel (Thomas Lawinky, l) muss sich erneut den Fragen der Ermittler stellen. © WDR | WDR
Spurensicherer untersuchen eine Garage in der Zechensiedlung. Nora Dalay (Aylin Tezel) betrachtet einen Gebäudeplan – plant jemand einen Anschlag?
Spurensicherer untersuchen eine Garage in der Zechensiedlung. Nora Dalay (Aylin Tezel) betrachtet einen Gebäudeplan – plant jemand einen Anschlag? © WDR | WDR
Friedemann Keller (Götz Schubert) steht unter Tatverdacht und hat das SEK vor seiner Tür stehen. Wird er sich ergeben?
Friedemann Keller (Götz Schubert) steht unter Tatverdacht und hat das SEK vor seiner Tür stehen. Wird er sich ergeben? © WDR | WDR
LKA-Beamtin Dr. Klarissa Gallwitz (Bibiana Beglau) überwacht den SEK-Einsatz. Will sie eine Dummheit des Reichsbürgers Keller vertuschen?
LKA-Beamtin Dr. Klarissa Gallwitz (Bibiana Beglau) überwacht den SEK-Einsatz. Will sie eine Dummheit des Reichsbürgers Keller vertuschen? © WDR | WDR
Martina Bönisch (Anna Schudt) und Jan Pawlak (Rick Okon) sind zum Stahlwerk geeilt. Sie sind sich sicher: Hier soll eine Bombe hochgehen.
Martina Bönisch (Anna Schudt) und Jan Pawlak (Rick Okon) sind zum Stahlwerk geeilt. Sie sind sich sicher: Hier soll eine Bombe hochgehen. © WDR | WDR
Bei Faber (Jörg Hartmann) und seinem Team bleibt am Ende des Falls ein fader Beigeschmack.
Bei Faber (Jörg Hartmann) und seinem Team bleibt am Ende des Falls ein fader Beigeschmack. © WDR | WDR
1/21

Dortmunder „Tatort“ für Sierau „maximal lächerlich“

Von der Freude darüber, dass Dortmund „Tatort“-Stadt geworden ist, scheint nicht mehr viel übrig zu sein. Die Aussage, dass ein „Tatort“ die Stadt adelt, wollte Sierau zurücknehmen. Geärgert hat er sich anscheinend schon länger, doch die letzte Folge hat das Fass wohl zum überlaufen gebracht.

„Das Bild, das am Sonntag über die Orte der Handlung in Dortmund und Marl sowie über die gesamte Region zu bester Sendezeit bundesweit vermittelt wurde, ist an Klischeehaftigkeit nicht mehr zu überbieten. Es ist maximal lächerlich“, schimpft er.

Sierau erwartet vom Tatort „ein Mindestmaß an Bezug zur Realität“

Ein Krimi müsse natürlich keine Dokumentation sein, räumte Sierau ein, er erwarte aber „ein Mindestmaß an Bezug zur Realität“. In „Zorn“ aber habe man Menschen einer Region Bier trinkend und in Trainingsanzügen vor heruntergekommenen Häusern herumstehen lassen und sie so der Lächerlichkeit preisgeben.

Er sei deshalb, schloss Sierau sein Schreiben, nicht böse, wenn man die Dortmunder Ermittler in den vorgezogenen Ruhestand schicken würde.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

WDR sieht polarisierenden „Tatort“ als Bereicherung

Der WDR wehrte sich einen Tag nach der Veröffentlichung des Briefes gegen die Vorwürfe: „Der Tatort ist Fiktion – aus dramaturgischen Gründen wird auch verdichtet und zugespitzt.“ Einzelne Szenen könnten dadurch polarisieren und Debatten auslösen. „Das ist aus unserer Sicht nicht negativ, sondern bereichernd“, hieß es weiter.

Zudem wies der WDR darauf hin, dass die Publikumsreaktionen überwiegend positiv seien: „Bei den letzten öffentlichen Vorführungen in Dortmund gab es sehr viel Applaus.“ (A.B./epd)

Dieser Text ist zuerst auf waz.de erschienen.