Essen. In der ZDF-Sozialkomödie „Extraklasse“ wird Axel Prahl als Ex-Reporter zum Schuldienst verdonnert. Keine eins plus, aber unterhaltsam.

Auch ein Journalist kann von jetzt auf gleich ins Bodenlose fallen, kann sich als ehemaliger Ressortleiter Politik plötzlich in der Welt von Hartz IV wiederfinden. So wie Ralph Friesner (Axel Prahl), den danach die Ehefrau verlassen hat und der die Berliner Traumwohnung jetzt nur noch von Weitem betrachten darf.

Stattdessen haust er in einem Ein-Zimmer-Appartement und lässt sich dort von der Oma (Katharina Thalbach) eines ehemaligen Praktikanten eher schlecht als recht bekochen. Da wundert es nicht, dass Ralph zu fast allem bereit ist. Selbst wenn es darum geht, als Aushilfslehrer an einer Abendschule zu unterrichten.

Diese Art Film kennt man aus US-Kinos

Regisseur Matthias Tiefenbacher begibt sich mit seinem Film „Extraklasse“ in ein Genre, das vor allem im amerikanischen Kino immer wieder gern genutzt wird. Sei es nun eine marode Sportmannschaft oder eine hoffnungslos verkommene Schulklasse, immer taucht da ein Trainer oder ein Lehrer auf, der mit seinen Methoden am Ende alles zu richten weiß.

Tiefenbachers Film kann man schon deshalb nicht mit Kinohits wie „Dangerous Minds“ vergleichen, weil hier der Lehrer selbst erst einmal begreifen muss, was ihm da widerfahren ist.

Axel Prahl sollte öfter raus aus dem „Tatort“

Vor ihm stehen plötzlich Menschen unterschiedlichen Alters, die alle einmal die Schule abgebrochen haben, jetzt aber endlich ihren Hauptschulabschluss nachholen wollen. Da gibt es die Klassen-Schönheit, die ständig am Smartphone hängt, und die junge Frau, die in desolater Lage ihr drittes Kind bekommt.

Norbert (Nico Randel, l.) und Neulehrer Ralph Friesner (Axel Prahl) in einer Szene des ZDF-Films „Extraklasse“.
Norbert (Nico Randel, l.) und Neulehrer Ralph Friesner (Axel Prahl) in einer Szene des ZDF-Films „Extraklasse“. © dpa | Frederic Batier

Es gibt den betagten Analphabeten, einen immer fröhlichen Knaben mit Trisomie 21, einen Kleinkriminellen mit viel Wut im Bauch und schließlich auch noch einen Mann aus Haiti, der seine Voodoo-Puppe mit in den Unterricht schleppt. Und als sei dies alles nicht genug, macht auch noch die gestrenge Rektorin (Aglaia Szyszkowitz) dem Seiteneinsteiger das Leben schwer.

Man schaut dieser Sozialkomödie zunächst eigentlich recht gerne zu. Zum einen wegen Axel Prahl, den man gerne auch öfter außerhalb des Münster-„Tatorts“ sehen würde. Vor allem aber wegen der wachsenden Solidarität und Toleranz der so ungleichen Schüler.

Film will vor allem eins: Wohlgefühl verbreiten

Doch letztendlich spürt man auch hier, dass es dem Regisseur vor allem um das Verbreiten vorweihnachtlichen Wohlgefühls geht. Viele Krisen unter den Schülern werden auf wundersame Weise geglättet. Manchmal spielt unser Lehrer sogar Detektiv, wenn es darum geht, den versklavten Haitianer aus den Klauen seiner brutalen Ehefrau zu befreien. Friesner legt sich für seine komplizierten Zöglinge ins Zeug, nicht zuletzt auch deshalb, weil ihm bei zu viel Schülerschwund der Rausschmiss droht.

Aber dass man neben Spaß und Aggression mal einen Einblick in den eigentlichen Schulalltag bekommt – davon wird Abstand genommen. Der Lehrer schlägt ein Buch auf und die Kamera verzieht sich. Man sollte diesen Film also hauptsächlich im Hinblick auf die Festtage betrachten. Dann ist man vielleicht sogar bereit, das holprige Happy End zu tolerieren.

Fazit: Keine Eins plus, aber unterhaltsam.

ZDF, Montag, 17. Dezember, 20.15 Uhr