Berlin. Mit „Dogs of Berlin“ präsentiert Netflix die zweite eigene deutsche Serie. Internationale Serien werden für die Plattform wichtiger.

Eine alte Reporter-Weisheit besagt: Man muss eine gute Geschichte mit einem Erdbeben beginnen und dann langsam steigern. An dieses Rezept hält sich auch Regisseur Christian Alvart bei „Dogs of Berlin“, nach „Dark“ die zweite deutsche Serie der Online-Videoplattform Netflix, die nun angelaufen ist.

In der ersten Einstellung sieht man die Hauptstadt, in der Straßenschlachten toben. Ein komplett zerstörtes Haus ist zu sehen. Im Hintergrund steigt dichter schwarzer Rauch auf. Und aus dem Off ertönt eine männliche Stimme: „Ich wusste immer, dass die Zeit meiner Abrechnung irgendwann kommt“, sagt sie. „Aber ich hätte nie geglaubt, dass ich die Stadt in Brand setzen würde.“

In der nächsten Szene, sie spielt sieben Tage zuvor, zoomt sich die Kamera an ein sich liebendes Paar heran. In diesem Stil geht es dann weiter. Auch inhaltlich lässt es Alvart ordentlich krachen: Seine Hauptfigur, der von Felix Kramer gespielte Kommissar Kurt Grimmer, führt nicht nur ein Doppelleben, sondern hat auch noch hohe Wettschulden.

Handlungsstrang mit einem Verbrecherclan

Den Mord an einem deutschtürkischen Fußball-Nationalspieler begreift er als Chance, um sich zu sanieren. An seiner Seite ermittelt Fahri Yardim. Regisseur Alvart hat schon häufiger etwas überdrehte Geschichten in Szene gesetzt.

Er war Regisseur der „Tatort“-Folgen, in denen Til Schweiger als Kommissar Nick Tschiller durch die Kulissen sprang – und übrigens auch Yardim. Auch für den Tschiller-Kinofilm „Off Duty“ war Alvart verantwortlich.

Fahri Yardim, Christian Alvart, Rachel Eggebeen, und Felix Kramer (l.-r.) bei der 'Dogs of Berlin' Premiere in Berlin.
Fahri Yardim, Christian Alvart, Rachel Eggebeen, und Felix Kramer (l.-r.) bei der 'Dogs of Berlin' Premiere in Berlin. © Getty Images for Netflix | Andreas Rentz

Ganz so eindimensional wie die Storys um Schweigers Kommissar ist „Dogs of Berlin“ nicht. In Folge eins gibt es einen Handlungsstrang mit einem Verbrecherclan, bei dem sich erst ganz zart andeutet, wie er mit der Geschichte um den toten Nationalspieler zusammenhängt.

Serie muss sich weltweit behaupten

Als Netflix-Produktion muss „Dogs of Berlin“ weltweit und nicht nur im deutschen Markt funktionieren. „Es geht in der Serie um Dinge wie Hass, Liebe, Betrug, Eifersucht und Familie“, sagt Rachel Eggebeen, die bei der Plattform für internationale Produktionen verantwortlich ist. „Das sind Themen, die Menschen überall interessieren.“

Das ist die Netflix-Serie „Dark“

Wald, tote Tiere und Geheimnisse: Die erste deutsche Netflix-Serie „Dark“ führt die Zuschauer in eine dunkle Welt. Im Zentrum stehen vier Familien in einer typischen deutschen Kleinstadt. Als zwei Kinder auf mysteriöse Weise verschwinden, wird die vermeintlich heile Welt aus den Fugen gerissen.
Wald, tote Tiere und Geheimnisse: Die erste deutsche Netflix-Serie „Dark“ führt die Zuschauer in eine dunkle Welt. Im Zentrum stehen vier Familien in einer typischen deutschen Kleinstadt. Als zwei Kinder auf mysteriöse Weise verschwinden, wird die vermeintlich heile Welt aus den Fugen gerissen. © Netflix | Netflix
Der 20-jährige Louis Hofmann spielt in „Dark“ Jonas Kahnwald, dessen Vater Selbstmord begeht.
Der 20-jährige Louis Hofmann spielt in „Dark“ Jonas Kahnwald, dessen Vater Selbstmord begeht. © Netflix | Julia Terjung/Netflix
Maja Schöne als Hannah Kahnwald.
Maja Schöne als Hannah Kahnwald. © Stefan Erhard | Stefan Erhard/Netflix
Jördis Triebel als Katharina Nielsen.
Jördis Triebel als Katharina Nielsen. © Stefan Erhard | Stefan Erhard / Netflix
Oliver Masucci ermittelt als Kommissar Ulrich Nielsen im Fall der verschwundenen Kinder.
Oliver Masucci ermittelt als Kommissar Ulrich Nielsen im Fall der verschwundenen Kinder. © Netflix | Julia Terjung / Netflix
Immer mehr Geheimnisse kommen ans Licht.
Immer mehr Geheimnisse kommen ans Licht. © Stefan Erhard | Stefan Erhard/Netflix
Die Schicksale der Familien sind auf tragische Weise miteinander verknüpft.
Die Schicksale der Familien sind auf tragische Weise miteinander verknüpft. © Stefan Erhard | Stefan Erhard / Netflix
In „Dark“ wird der Zuschauer auf Zeitreisen geschickt – mit überraschenden Wendungen.
In „Dark“ wird der Zuschauer auf Zeitreisen geschickt – mit überraschenden Wendungen. © Stefan Erhard | Stefan Erhard/Netflix
Die Ermittlungen führen zurück in die Jahre 1986 und 1953.
Die Ermittlungen führen zurück in die Jahre 1986 und 1953. © Stefan Erhard | Stefan Erhard/Netflix
Die Macher hinter „Dark“: Baran bo Odar (Regie), Jantje Friese (Drehbuch), Eric Barmack (Vice President International Originals at Netflix), Quirin Berg (Executive Producer) und Justyna Müsch (Executive Producer, v.l.).
Die Macher hinter „Dark“: Baran bo Odar (Regie), Jantje Friese (Drehbuch), Eric Barmack (Vice President International Originals at Netflix), Quirin Berg (Executive Producer) und Justyna Müsch (Executive Producer, v.l.). © Netflix | Julia Terjung / Netflix
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Internationale Serien werden für Netflix immer wichtiger. Denn den heimischen Markt hat der Dienst praktisch abgegrast. In den USA ist die Plattform unangefochtener Marktführer. Dort geht es nur darum, diese Vormachtstellung gegen neue Wettbewerber zu verteidigen.

Wachstum ist nur im Ausland möglich. So erhöhte Netflix den Etat für europäische Produktionen auf eine Milliarde Dollar. Und die Plattform gibt weiter Gas: Arbeitete sie 2018 an insgesamt 141 Projekten in Europa, werden es 2019 schon 221 sein.