Essen. Erbstreit unter Pfälzer Winzern: Der ARD-Zweiteiler „Weingut Wader“ ist ein solides Familienmelodram – mit sehr ruhigem Erzählfluss.

Eine traumhaft schöne südpfälzische Landschaft mit sonnendurchfluteten Weinbergen, dazu ein idyllisches Winzerstädtchen und als weithin sichtbares Wahrzeichen das Hambacher Schloss, die Geburtsstätte der deutschen Demokratie: Idylle pur. Doch der Schein trügt im „Weingut Wader“.

Die Deutsche Weinstraße bei Neustadt bildet die Kulisse für einen packenden Zweiteiler, den die ARD an diesem und am kommenden Freitag ausstrahlt. Seit Jahrhunderten ist das titelgebende, im Schatten des Schlosses gelegene Weingut Wader in Familienbesitz.

Umso mehr freut Albert Wader, dass seine Tochter Anne (Henriette Richter-Röhl) die Ausbildung zur Winzerin gemeistert hat und den Betrieb eines Tages leiten wird. Annes Traum platzt jäh, als ihr Vater nach einem Streit mit seinem verfeindeten Bruder und Winzer-Konkurrenten Bruno (Jürgen Heinrich) an einem Herzinfarkt stirbt, ohne ein bereits aufgesetztes Testament unterschrieben zu haben.

Bilder beziehen ihre Wirkung aus dem landschaftlichen Reiz

Also greift die gesetzliche Erbfolge, das Weingut wird ihrer Mutter Käthe (Leslie Malton) als Haupterbin überschrieben. Und die hat, wie auch Annes in Hamburg als Gastronom gescheiterter Bruder Matthias (Max von Pufendorf), eigene Pläne. Beide wollen ihre Anteile verkaufen.

Die alleinerziehende Anne (Henriette Richter-Röhl) hat ein besonders enges Verhältnis zu ihrer Tochter Tori (Caroline Hartig, l.).
Die alleinerziehende Anne (Henriette Richter-Röhl) hat ein besonders enges Verhältnis zu ihrer Tochter Tori (Caroline Hartig, l.). © ARD Degeto/Johannes Krieg | ARD Degeto/Johannes Krieg

Bruno wiederum, dessen Motive erst im zweiten Teil allmählich offenbar werden, will sich das Elternhaus und die Weinberge um jeden Preis unter den Nagel reißen. Anne muss entscheiden, wie es für sie und ihre blinde 16-jährige Tochter Tori (Caroline Hartig) weitergeht: Wollen sie kämpfen, abwarten oder auf einem fremden Weingut einen Neubeginn wagen?

Ruhiger, aber soghafter Erzählfluss

Mit „Weingut Wader“ haben die Autorinnen Bernadette Feiler und Ania Kock eine bei allen Wendungen durchaus wirklichkeitsnahe Familiengeschichte entwickelt, in der Melodramatisches keinen Platz hat.

Regisseur Tomy Wigand findet für den ruhigen, gleichwohl soghaften Erzählfluss atmosphärische, unaufgeregte Bilder, die ihre immense Wirkung aus dem landschaftlichen Reiz beziehen und die umso eindringlicher werden, je mehr sich die Kamera (Dominik Berg) den Protagonisten nähert.

Schauspielerische Umsetzung von Hartig ist eines Darstellerpreises würdig

Henriette Richter-Röhl ist die ideale Besetzung für diese unkonventionelle, so verletzliche wie mutige Bio-Winzerin. Leslie Malton als überforderte Witwe, deren hanseatische Zurückhaltung immer mehr bröckelt, hat man lange nicht so eindrucksvoll gesehen.

Jürgen Heinrich lässt hinter dem rachsüchtigen Egozentriker Bruno jederzeit den fleißigen, charmanten, umgänglichen Mann durchscheinen. Und wie Caroline Hartig die jugendliche Blinde spielt, die ihrer Behinderung einen unerschütterlichen Lebenswillen entgegensetzt, das ist schlicht ein Ereignis und eines Darstellerpreises würdig.

Fazit: Solides Familienmelodram, dessen ruhiger Erzählfluss einen immensen Sog ausübt.

• „Weingut Wader – Das Familiengeheimnis“, 9. November um 20.15 Uhr in der ARD