Berlin. Haben Sky und Dazn im Kampf um die Champions League auf Kosten des ZDF gemeinsame Sache gemacht? Das Kartellamt will das nun prüfen.

Mit Beginn der diesjährigen Champions-League-Saison hat sich für die Fernsehzuschauer einiges geändert. Kein Spiel der Fußball-Königsklasse ist noch im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen. Einzige Ausnahme: Sollte ein deutscher Club das Finale erreichen, liefe das Endspiel auch im Free-TV. Alle anderen Partien übertragen der Pay-TV-Sender Sky und die Online-Video-Plattform Dazn exklusiv gegen Gebühr.

Die Frage ist, ob es bei der Vergabe der Übertragungsrechte mit rechten Dingen zuging. Dies prüft jetzt das Bundeskartellamt in einem sogenannten Verwaltungsverfahren. Dazu will die Behörde nun Sky, Dazn „und weitere Marktteilnehmer“ zum „genauen Verlauf der Ausschreibung befragen“.

Rechte kosteten mehrere Hundert Millionen Euro

Zu den „weiteren Marktteilnehmern“ dürfte wahrscheinlich auch das ZDF zählen. Die Mainzer hatten bis Ende der Saison 2017/18 pro Spieltag jeweils eine Partie gezeigt. Die Übertragungsrechte sollen den Sender für drei Spielzeiten etwa jeweils 60 Millionen Euro gekostet haben. Bei der Rechtevergabe für den Zeitraum von der Saison 2018/19 bis zur Saison 2020/21 soll das Zweite bei 70 Millionen Euro ausgestiegen sein.

Sky erwarb dann vom Fußballverband UEFA die kompletten Rechte für angeblich mehrere Hundert Millionen Euro. Anschließend gab der Bezahlsender einen Großteil der Spiele an Dazn weiter.

Der Streamingdienst überträgt insgesamt 104 der 138 Spiele live. Für Dazn, das zur britischen Perform Group des russisch-amerikanischen Len Blavatnik gehört, sollte der Rechte-Erwerb an den Spielen den Durchbruch bringen. Zuvor gab es auf der Plattform Live-Fußball nur aus ausländischen Ligen.

„Wir untersuchen, wann und in welcher Form die Kooperation der beiden Unternehmen beschlossen wurde und ob die Zusammenarbeit den Wettbewerb im Interesse der Verbraucher gefördert oder beschränkt hat“, sagte der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt.

Unrechtmäßige Absprachen auf Kosten des ZDF?

Sollten Sky und Dazn schon vor der Rechtevergabe beschlossen haben zu kooperieren, könnte das eine unrechtmäßige Absprache auf Kosten des ZDF gewesen sein. Sky unterliegt als führender deutscher Pay-TV-Sender bei Kooperationen kartellrechtlichen Beschränkungen.

Die Behörde stellt die Rechtmäßigkeit der derzeitigen Aufteilung der Partien aber auch grundsätzlich infrage: Weil bestimmte Spiele auch deutscher Vereine jetzt nur noch über den Verbreitungsweg Internet zu sehen seien, im frei empfangbaren Fernsehen aber keine Spiele der Champions League mehr liefen, sei es möglich, dass durch die Kooperation von Sky und Dazn der Wettbewerb eingeschränkt werde. Von der Verhängung eines Bußgeldes ist einstweilen allerdings nicht die Rede. Zunächst soll der Sachverhalt nur aufgeklärt werden.

„Das Bundeskartellamt hat uns bereits vor einigen Tagen über sein Vorhaben informiert“, sagte ein Sky-Sprecher. „Selbstverständlich kooperieren wir vollumfänglich.“