In „Der Polizist und das Mädchen“ wird das Böse unter den Teppich gekehrt. Der gelungene Film lässt den Zuschauer zum Komplizen werden.

Man weiß schon nach den ersten Bildern, dass hier etwas nicht stimmt, dass hier etwas vertuscht werden soll. Ein Mann fährt mitten in der Nacht in eine leere Scheune, wo zuvor offensichtlich ein Unfallauto abgestellt wurde. Er untersucht das Fahrzeug, sucht es nach möglichen Spuren ab und verdeckt es schließlich mit einer Plane.

Der Mann ist der Dorfpolizist Martin Manz, der kurz zuvor, in leicht angetrunkenem Zustand, Miriam, die Tochter seines besten Freundes, überfahren und lebensgefährlich verletzt hat. Seine Aktivität und die Tatsache, dass er sich blitzschnell einen neuen Wagen gekauft hat, deuten darauf hin, dass dieser Gesetzeshüter seine Tat nicht gestehen will.

Strudel aus Spannung und Verzweiflung

Als einen „Heimat noir“-Film bezeichnet der Nachwuchsautor Frédéric Hambalek sein Drehbuch für „Der Polizist und das Mädchen“, das der renommierte Regisseur Rainer Kaufmann nun in einen Strudel aus Spannung und Verzweiflung verwandelt hat. Mit dem Begriff „noir“ oder „Schwarze Serie“ benannten Filmkritiker Hollywoodfilme der 40er-Jahre, in denen die Figuren sich vergeblich gegen ihr Schicksal auflehnen.

Dieser Martin Manz, von Darsteller Albrecht Schuch bemerkenswert verinnerlicht, ist ein Paradebeispiel dafür. Er will durch einen Fehltritt seinen Plan vom Glück auf keinen Fall aufgeben. Da ist schließlich seine hochschwangere, zweite Ehefrau Anja (Aylin Tezel), da ist der Vertrag für das neue Haus, das sie sich erträumt haben. Auch der Sohn aus erster Ehe schaut gerade jetzt wieder zu seinem Vater auf. Eigentlich kann ihm ja auch nichts passieren, beruhigt er sich selbst, schließlich steuert er die Entwicklungen, und das kann dauern.

Der Arzt ist dem Alkohol verfallen

Doch die Dinge laufen ihm alsbald aus dem Ruder. Seinem Freund Frank (Johannes Allmayer) machen die Ärzte kaum noch Hoffnung, dass die im Koma liegende Miriam jemals wieder ein unbeschwertes Leben werde führen können. Er wird immer aggressiver, schimpft auf die zu lasche Polizeiarbeit und droht dem Täter Schreckliches an. Aber es wird ja noch schlimmer. Der Arzt des Dorfes (Günther Maria Halmer), dem Alkohol verfallen, ist dem Polizisten auf die Spur gekommen. Zuerst fordert er, dass der Täter sich stellen solle. Dann aber wäre er auch gegen 30.000 Euro zum Schweigen bereit.

Der Zuschauer merkt sehr bald, dass hier kein Inspektor auftaucht, der die Dinge schon irgendwann regelt. Dafür ist er von Anfang an dem Täter ausgeliefert, denn er ist und bleibt die zentrale Figur dieses Films. Man denkt mit ihm, bangt mit ihm und es gibt Momente, da mag man sogar Sympathie spüren für diesen gehetzten Mann, der nach außen sein Saubermann-Image zu retten versucht.

Selbst im Krankenhaus, am Bett seines Opfers, bricht er nicht zusammen, sondern versucht auch noch, seinen Freund aufzumuntern. Doch bei aller Contenance, die er noch zur Verfügung hat, wird der Druck auf ihn immer stärker.

Fazit: Interessant gemachter Film, in dem der Zuschauer dazu gebracht wird, Sympathie für den Täter zu entwickeln.

ZDF, Montag, 24. September, 20.15 Uhr