Catrin Striebeck und Matthias Brandt glänzen in der Verfilmung des Zwei-Personen-Theaterstücks „Toulouse“ am Mittwochabend im Ersten.

Es fühlt sich beinahe an wie ein Laborversuch, was der österreichische Erfolgsautor und Serienerfinder David Schalko („Braunschlag“) da in seinem Theaterstück „Toulouse“ arrangiert hat. Er lässt zwei Menschen, die fast 20 Jahre miteinander verheiratet waren, zu einer letzten Begegnung in einem französischen Luxushotel am Meer zusammenkommen.

Silvia (Catrin Striebeck) hat eingeladen, vielleicht in der Hoffnung auf eine Art Wiedervereinigung, vielleicht aber auch – man sieht kurz eine Pistole –, um Rache zu nehmen. Gustav (Matthias Brandt) hat akzeptiert. Dabei ist er längst neu liiert. Seine sehr viel jüngere Freundin ist bereits schwanger.

Bis der Abgrund sich auftut

Was nun anhebt zwischen vielen Gin Tonics und Champagner, ist das Duell zweier Menschen, die alles voneinander kennen, ausgeführt in schmerzenden Dialogen.Von Anfang an ist Silvia hier die Dominierende, sie weiß genau, wo sie Gustav treffen und wie sie ihn aus der Reserve locken kann. Aber je mehr man sich gegenseitig an den Kopf wirft, umso näher kommt man sich eigentlich wieder.

Bis der Abgrund sich auftut: Gustav hat seiner Geliebten erzählt, er sei bei einer Konferenz in Toulouse, doch genau dort hat gerade ein Terroranschlag riesigen Ausmaßes stattgefunden. Dann ruft auch noch sein Geschäftspartner an, der alles zu beichten droht.

Paraderollen für Striebeck und Brandt

„Toulouse“ ist ein Beweis dafür, dass Zwei-Personen-Stücke auf dem Bildschirm (Austrahlung am Mittwochabend um 20.15 Uhr im Ersten) sehr wohl spannend und unterhaltsam sein können. Selbst wenn es sich hier seltsamerweise um die Uraufführung eines Theaterstücks handelt. Schalko nämlich hat seine Arbeit eigentlich für die Bühne geschrieben, die Uraufführung im Wiener Theater in der Josefstadt wird jedoch erst im Frühjahr nächsten Jahres stattfinden.

Der Autor selbst hat nun den Text überarbeitet, Regisseur Michael Sturminger, eigentlich ein Mann des Theaters, hat die Chance genutzt, das Spielfeld auszuweiten. Nicht nur, dass er die Räumlichkeiten des großen Zimmers inklusive Bad immer wieder abtastet, er nutzt auch noch die Terrasse und gewährt Blicke aufs Meer.

Zynismus gepaart mit sexueller Begehrlichkeit

Für Schauspieler wie Catrin Striebeck und Matthias Brandt ist ein solcher Stoff ein schieres Geschenk. Es gibt nur sie beide und die jeweilige Rolle, die sie mit viel Verve angehen. Immer wieder ändert sich die Situation, wobei der Zynismus Striebecks, gepaart mit sexueller Begehrlichkeit, besser ausgefeilt scheint als Brandts Darstellung eines Unternehmers in der Midlife-Crisis, der schließlich in Hiobsbotschaften ertrinkt.

Das überraschende Ende allerdings, bei dem schließlich auch Waffen ins Spiel kommen, scheint nach all dem Krisengewitter doch nur der Spannung dienlich zu sein. Fazit: Ein getrennt lebendes Ehepaar rüstet in einem französischen Luxushotel zum Kampf der Geschlechter. Zwei großartige Schauspieler machen aus einem Theaterstück ein sehenswertes Krisengebiet.

„Touluse“, Mittwoch 20.15 Uhr, Das Erste