Berlin. Mit seiner neuen TV-Show „Who is Who?“ kehrt Sacha Baron Cohen nach einer Auszeit zurück. Dieses Mal nimmt er sich die Waffenlobby vor.

Sacha Baron Cohen macht seit über 20 Jahren Comedy, immer mit der gleichen Masche: Er verkleidet sich, stellt naive Fragen und läss Menschen antworten, dass sie sich ein Leben lang wünschten, sie hätten sich auf die Zunge gebissen. Oder zumindest noch einmal intensiv nachgedacht, warum dieser Typ ihnen irgendwie bekannt vorkommt.

In seiner neuen Show „Who is America?“, die seit dieser Woche in Deutschland und Österreich auf Sky läuft, bringt der britische Komiker prominente US-Politiker und Waffenlobbyisten dazu, eine Kampagne namens „Kinderguardians“ zu unterstützen. Diese ruft zur Bewaffnung von Kindern und Kleinkindern im Alter von drei Jahren auf. Dafür produziert Cohen ein Werbevideo für Kindergärten.

Baron Cohen interviewte sogar Donald Trump

Darin tritt zum Beispiel der Waffenlobbyist Philip van Cleave auf. Van Cleave nimmt eine Pistole, die in einem weißen Kuschel-Hasen versteckt ist und erklärt Kindern, wie man diese Waffe lädt: „Um Puppy Pistol zu füttern, müsst ihr die Brotbüchse in seinen Bauch einführen“, sagt Waffenexperte van Cleave in dem Film. „Danach vergesst nicht, den Mund von Puppy Pistol genau auf die Mitte des Bösen Mannes zu richten, damit er ganz lange schläft.“

Im Nachhinein lässt sich kaum nachvollziehen, dass der Waffenlobbyist wirklich daran dachte, so den Kindern den Waffengebrauch beizubringen – zumal Sacha Baron Cohen inzwischen so bekannt sein dürfte, dass er sofort enttarnt wäre, sobald er den Raum betritt. Schließlich begann der heute 47-jährige Komiker schon vor fast 20 Jahren als Rapper Ali G, den Menschen seltsam provokante Fragen zu stellen („Denken Sie, Tiere sollten menschliche Freundinnen haben dürfen?“) und wurde kurz darauf weltberühmt mit seiner Rolle als Kasachischer Reporter Borat Sagdiyev. Er interviewte sogar Donald Trump – was schade ist, weil der ihn jetzt eben sofort selbst in seiner neuesten Tarnung entlarven würde.

Es war still geworden um den Filmemacher

Für „Who is America“ spielt er den israelischen Mossad-Agenten Erran Morad, der in den USA vor allem ein Ziel hat: die Wehrhaftigkeit des Landes zu erhöhen. Er selbst denke die ganze Zeit nur ans Schießen. „Mein Sohn starb“, sagt Morad, „während er das tat, was ich so gern tue – Gott hab ihn selig.“ Doch der republikanische Abgeordnete Joe Walsh zuckt nicht einmal mit der Wimper und schwadroniert von dreiwöchigen Kursen für „Kinder-Guardian“, also Kindern, die an der Pistole und der Halbautomatik ausgebildet werden.

Es war still geworden um Sacha Baron Cohen. Der gebürtige Brite schien sich mit Frau, der Schauspielerin Isla Fisher, und seinen drei Kindern in Los Angeles zurückgezogen zu haben. Im Jahr 2012 erschien sein letzter Comedy-Film „Der Diktator“ und danach spielte er in „Alice im Wunderland“ eine Nebenrolle. Für viele seiner Fans stellte sich die Frage, ob diese Art der Komik, die schließlich auf dem Grat von Fake und News spielt, von der Realität überholt worden war? Was ist, wenn tatsächlich die Realität inzwischen noch brutaler ist und längst Kinder an der Grenze von ihren Eltern getrennt werden?

Baron Cohan soll der meistverklagteste Comedian der USA sein

Doch es häufen sich derzeit die Meldungen über wütende Spitzenpolitiker in den USA, die zugeben müssen, auf eine von Cohens Fantasie-Figuren hereingefallen zu sein. Darunter sind der Ex-Vize-Präsident Dick Cheney, der Präsidentschaftskandidat der Demokraten Bernie Sanders und die Ex-Gouverneurin von Alaska, Sarah Palin. Letztere hat Sacha Baron Cohen verklagt, was er gelassen sieht. Er gilt als der meistverklagteste Comedian der USA.

Sarah Palin fiel allerdings nicht auf die Kunstfigur Erran Mohad herein, sondern auf einen anderen Mann, einen gewissen „Dr. Ruddick“, natürlich wieder nur eine Rolle Cohens. Dieses Mal sitzt er im Rollstuhl, auch als er Sarah Palin interviewt. Er sei überzeugt davon, sagt er zu ihr, dass in Deutschland bereits die Scharia gelte und Obama Kenianer sei. Wie Sarah Palin reagiert hat, ist noch nicht bekannt, aber man davon ausgehen, dass sie ihm nicht widersprochen hat.