Berlin. Der „Spiegel“ hat sein Abo-Modell deutlich umgebaut. Doch Print-Kunden gehen in einigen Fällen leer aus und verpassen einzelne Texte.

Die Mail eines befreundeten „Spiegel“-Lesers klang ein klein wenig nach enttäuschter Liebe: „Beim ,Spiegel’ wandern jetzt offenbar alle guten Geschichten zu Spiegel+“, schrieb er. „Man sucht sie im aktuellen Heft vergebens. Das kann es ja auch nicht sein.“

Spiegel+ ist das kostenpflichtige Angebot von Spiegel Online. Zu ihm hat nur Zugang, wer für monatlich 19,99 Euro das Digital-Abo des Nachrichtenmagazins abschließt, das auch das E-Paper des gedruckten „Spiegel“ beinhaltet. Wer nur ein Print-Abo besitzt, schaut in die Röhre - zumindest bei 30 Artikeln wöchentlich, die ausschließlich digital erscheinen. In Abwandlung eines alten Werbeslogans könnte man sagen: „Spiegel“-Leser wissen viel, aber Spiegel+-Leser wissen mehr.“

Das Thema betrifft keineswegs nur den „Spiegel“. Auch andere Verlage wie etwa Axel Springer („Bild“, „Welt“) oder das „Handelsblatt“ bieten ihren zahlenden Lesern Digital-Inhalte an, die es in gedruckter Form nicht gibt. Das Kalkül dahinter ist klar: Auch wenn gedruckte Blätter nach wie vor sehr profitabel sind, sehen sich die Verlage gezwungen, ihren Lesern hoch attraktive digitale Angebote zu machen. Denn die nachwachsenden Abonnenten können mit Print-Produkten kaum mehr etwas anfangen.

Auch wenn die Verlage unisono betonen, dass ihre Digital-Strategie, die Leser ihrer gedruckten Blätter nicht verärgere, sind digitale Exklusiv-Inhalte für sie ein heikles Thema. Das „Handelsblatt“ will sich zu deren Zahl nicht äußern. Transparenter ist da der „Spiegel“, der angibt, die Zahl der exklusiven Digital-Artikel erst kürzlich von fünf auf 30 pro Woche gesteigert zu haben. Springer nennt ebenfalls keine Zahlen und gibt zu bedenken, dass Bewegtbild-Inhalte seiner Digital-Portale gar nicht in Print erscheinen könnten. „Bild“ hat sich übrigens etwas Besonderes einfallen lassen, um Ärger mit Lesern des gedruckten Blattes zu vermeiden: In jeder Ausgabe findet sich ein sogenanntes „Super-Ticket“, das einen Tag lang Zugang zum digitalen Bezahlangebot Bild plus gewährt.

Die digitale Transformation, also die weitgehende Umwandlung von Print- in Digital-Abos, haben weltweit erst sehr wenige Titel geschafft. Zu ihnen zählen beispielsweise der britische „Economist“ und die „Financial Times“. Der „Spiegel“ kommt nach eigenen Angaben derzeit auf rund 60.000 Digital-Abos. Sie sind in der Gesamtauflage des Blattes in Höhe von derzeit 708.000 verkauften Exemplaren enthalten.

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Nach 33 Jahren in einer Art städtebaulichem Niemandsland im Hamburger Westen zieht die „Hamburger Morgenpost (Mopo)“ dieses Wochenende um. Die älteste deutsche Boulevardzeitung, die zuletzt mehr als zwei Millionen Euro Verlust machte, erwarten am neuen Standort in Hamburg-Ottensen moderner ausgestattete Räume auf weniger Quadratmetern. Die Zahl der Mitarbeiter verringerte sich zuletzt auf 80. Zählt man die Tochterfirmen mit, arbeiten für den Verlag gut 90 Menschen.