ARD-Film „Daheim in den Bergen“ über den Konflikt zwischen zwei Familien. Ein ungemein einfühlsames Familien- und Beziehungsdrama.

Glückliche Kühe, saftige Wiesen und ein paar Berge sind offenbar angesagt im Fernsehen. Dementsprechend beginnt der zweite Teil des ARD-Fernsehfilms „Daheim in den Bergen“ mit Almabtrieb, Bierzelt, Dirndl, Krachlederner und Filzhut mit Gamsbart. Aber wenn dann Altbauer Lorenz Huber (Max Herbrechter) einsam inmitten der ausgelassenen Gesellschaft hockt, das Geschehen nur noch unscharf und wie durch Watte wahrnimmt, dann verschwindet auch der leiseste Verdacht auf Folklore oder gar Tümelei.

Der Zweiteiler (Buch: Brigitte Müller) versucht sich, ungeachtet des vieldeutigen Titels „Daheim in den Bergen“ eben nicht an der Neuerfindung des Heimatfilms. Die für dieses Genre geradezu klassische Alpenkulisse ist nur die außerordentlich attraktive Folie für ein Familien- und Beziehungsdrama, das sich in ähnlicher Form auch in Ostfriesland oder Mecklenburg-Vorpommern abspielen könnte.

Beziehungen der Kinder scheitern am Konflikt der Eltern

Vor zwei Jahrzehnten zerbrach die enge Freundschaft zwischen den Bauern-Patriarchen Lorenz Huber und Sebastian Leitner (Walter Sittler) am tragischen Unfalltod des jüngsten Leitner-Sohnes. Huber verlor in der Folge einen Großteil seines Grundbesitzes.

An dem Konflikt scheiterten damals auch die Beziehungen der Kinder – Marie Huber und Georg Leitner, Lisa Huber und Florian Leitner sind seither ebenfalls in herzlicher Feindschaft verbunden und kommen doch nicht voneinander los. Mehr zur Vorgeschichte muss der Zuschauer nicht wissen, um problemlos in den „Liebesreigen“ einzusteigen.

Großen und kleine Gefühlsdramen rund um zwei Familien

Mit leichter Hand und doch tiefgreifend, mit viel Wärme und Authentizität entwickelt Regisseurin Karola Hattop die großen und kleinen Gefühlsdramen rund um zwei Familien. „Daheim in den Bergen“ ist dabei weit entfernt von einer alpenländischen „West Side Story“.

Die Hubers und Leitners rücken sogar immer wieder in den Hintergrund. Viele Beziehungsprobleme werden stellvertretend von den Sommergästen ausgetragen und auch dann wird klar, was „daheim“ bedeutet: Seine „Heimat“ wird nur finden, wer es – vielleicht mithilfe anderer – schafft, in sich selbst zu Hause zu sein.

Johann von Bülow gehörte zu Stars am Bochumer Schauspielhaus

Die Besetzung dieser Episodenrollen und die Schauspieler-Führung sind dabei exzellent. War es im ersten Teil Johann von Bülow, der endlich wieder einmal zeigen konnte, warum er viele Jahre zu den Stars am Bochumer Schauspielhaus gehörte, so ist es im „Liebesreigen“ vor allem Johanna Klante als verunsicherte 40-jährige Frau, die in einem verkorksten Partner-Urlaub lernt, dass Veränderungen im Leben unausweichlich sind. Die stärkste Veränderung erwartet Marie Huber (überragend: Catherine Bode), aber auch sie nimmt die Herausforderung an. Die Zukunft wird nicht schlechter – nur anders.

Fazit: Ein mit leichter Hand entwickeltes, dabei ungemein einfühlsames Familien- und Beziehungsdrama, das trotz traumhafter Alpenkulisse sehr weit davon entfernt ist, ein „Heimatfilm“ zu sein.

K Freitag, 11. Mai, ARD, 20.15 Uhr