Berlin. Petra Schmidt-Schaller ist in „Wir lieben das Leben“ zu sehen. Ihr hilft der Gedanke an Sterblichkeit dabei, das Leben zu genießen.

Mit Petra Schmidt-Schaller ist gut reden. Sie ist offen, aber keine Plaudertasche. Nimmt sich Zeit für eine Antwort, die nicht auf der Hand liegt. Außerdem ist sie lustig. Und stellt selbst mal eine Frage. Im Interview. Passt zu dem, was sie erzählt: Sie will nicht mit Bildern im Kopf leben, wie die Dinge zu sein hätten. „Die Sachen, die passieren, während man sich eigentlich etwas anderes vorgenommen hat: Das ist auch Leben“, sagt die Schauspielerin beim Gespräch in einem sehr sachlichen Berliner Büro des ZDF.

Sie fährt gut mit ihrer Strategie der Offenheit. Beruflich und privat. Von „Tatort“ über Kinokomödie und TV-Drama bis -Romanze reichen ihre Auftritte. Sie spielt eine Bandbreite an Figuren, von der andere Schauspieler träumen. Ihre Sympathie für das Ungeplante führte sie auch zur Hauptrolle in der Tragikomödie „Wir lieben das Leben“ (Donnerstag, 20.15 Uhr, ZDF).

Konfrontation mit trotzigen Schülern und altem Vater

Die Hauptdarstellerin war ausgefallen, eine Woche vor Drehbeginn sprang Schmidt-Schaller ein. Unter der Regie von Sherry Hormann spielt sie eine frisch geschiedene Lehrerin, die neben ihrer persönlichen Krise auch noch die Konfrontation mit trotzigen Schülern und ihrem ebenso trotzigen alten Vater (Günther Maria Halmer) bewältigen muss. So ergeben sich die Gesprächsthemen von allein: Familie, Glück und die Liebe zum Leben.

Das gestaltet sich im Moment stressig für die 37-Jährige. Sie dreht, hat aber auch einen Auftrag als Schauspieldozentin angenommen. Und kam dabei auf die Idee, für ihre Studenten ein Drehbuch zu schreiben und ein kleines Filmteam zusammenzustellen („Wir suchen übrigens dringend einen Tonmann!“) – um den Schauspieltalenten die Erfahrung eines Drehs zu ermöglichen. War so nicht geplant. Ist sehr viel Arbeit. „Macht sehr viel Spaß“, sagt sie. Noch ein Erlebnis, aus Spontaneität entstanden.

Seit vier Jahren mit Thomas Fränzel verheiratet

Was sie für ein geglücktes Leben außerdem empfiehlt, ist, sich der eigenen Sterblichkeit bewusst zu sein. „Mein Lieblingsspruch ist: Der Tod sitzt immer neben mir. Und ich sag dann: Danke, dass ich noch nicht mitkommen muss!“ Sie lacht, aber es ist ihr ernst. „Zu wissen, ich bin sterblich, führt dazu, dass ich sage: Wann, wenn nicht jetzt?“ Dabei müsse ja nicht alles perfekt sein. „Ein Leben macht doch aus, dass man auch mal falsch abbiegt.“

Einmal ist Petra Schmidt-Schaller definitiv richtig abgebogen: Ihr Mann Thomas Fränzel, mit dem sie seit zehn Jahren zusammen ist, und ihre Tochter, inzwischen sechs, seien für sie ein „riesengroßes Geschenk“. Ihr Mann? Bisher galt er als „Lebensgefährte“. Und tatsächlich, es ist neu! Also, nicht die Ehe, aber dass sie darüber spricht. Zu Weihnachten wird das Paar schon vier Jahre verheiratet sein – so lange ist es her, seit sie ganz unprätentiös zum Standesamt gefahren sind und Ja gesagt haben.

Als Film-Lehrerin mit dem Problemschüler (Gustav Schmidt).
Als Film-Lehrerin mit dem Problemschüler (Gustav Schmidt). © ZDF und Julia von Vietinghoff | Julia von Vietinghoff

In Schallers Familie gibt es sehr viele Schauspieler

Zweieinhalb Jahre haben sie diese Kleinigkeit für sich behalten, auch vor der Familie – bis zum vergangenen Sommer. Von Freudentränen bis „Spinnt ihr, wieso denn?“ seien die Reaktionen gewesen, erzählt Schmidt-Schaller und lacht beim Gedanken daran. Eigentlich hätten sie nie heiraten wollen, aber die gegenseitige Absicherung sei ihnen doch wichtiger gewesen. Und jetzt soll es auch noch ein großes Fest geben.

Das dürfte eine schöne Schauspielerparty werden, denn wohin man blickt in dieser Familie: Vater, Mutter, „Stiefmutter“, Ehemann, Brüder – alle vom Fach. Ist das eher wie ein stärkender Club oder ein Hort für Konflikte? „Ich glaube, man ist gelassener. Ich wusste von Anfang an, hier wird nur mit Wasser gekocht.

Grippe-Erkrankung bei Verleihung der Goldenen Kamera

Ich weiß um die Höhen und Tiefen eines Schauspielerlebens. Ich weiß, wie es aussieht, wenn man sich in dem Schein badet, und ich merke auch, dass ich damit nicht so viel anfangen kann. Und das Wissen um all das stärkt natürlich auch.“ Wie ist es mit dem Konkurrenzdenken? Ihr Vater Andreas Schmidt-Schaller etwa, der war ab 2001 vor allem eins: Hauptkommissar Trautzschke. Da ging die Tochter noch zur Schauspielschule. Als er die „Soko Leipzig“ 2017 verließ, tanzte sie längst von Rolle zu Rolle.

Sein Herz habe schon manchmal geblutet, weil er lange so festgelegt war auf eine Rolle, erzählt sie. Bezeichnend sei aber die Verleihung der Goldenen Kamera im Februar gewesen. Sie lag mit schwerer Grippe zu Hause, ihr Vater nahm den Preis für sie entgegen. „Als er da auf der Bühne stand, hab ich gesehen, wie sehr er sich freut und wie sehr ihn das berührt. Da war er einfach der Papa.“