Essen. Die ARD-Komödie „Opa wird Papa“ dreht sich um eine späte Vaterschaft. Und sie lehrt: Es ist nie zu spät, ein guter Vater zu werden.

Die drei Wörter des Filmtitels, „Opa wird Papa“, geben eigentlich schon bestens die Handlung der Komödie wieder. Wobei man sich von dem Wort Opa nicht täuschen lassen darf: Der 62-jährige Anton Lübeck steht voll im Saft, ist Inhaber einer Baufirma in Berlin, trägt enge Hemden über dem drahtigen Körper, dazu Chino-Hosen und weiße Turnschuhe. Zwei erwachsene Kinder hat er sowie zwei Enkelkinder, ein weiteres wird folgen: Tochter Marie (Leonie Parusel) erwartet ein Baby.

Doch bei einem Familientreffen stiehlt er ihr die Show: Anton verkündet, dass auch er selbst noch einmal Vater wird; seine zweite Frau, die 20 Jahre jüngere Johanna (Christina Große), ist unverhofft schwanger. Erst einmal schweigt die Runde, ehe sie sich doch zu gequälten Gratulationen diszipliniert. „Am Ende dreht sich wieder alles nur um ihn“, flüstert Sohn David (Andreas ­Guenther) seiner Schwester zu. Das Vater-Sohn-Verhältnis ist kompliziert.

Ein paar Zuspitzungen hätten nicht geschadet

Ernst Stötzner, vielen bekannt aus der ZDF-Krimireihe „Helen Dorn“, spielt diesen späten Vater zwischen unterschwelliger Besorgnis, weggewischten Selbstzweifeln und verzweifelter Entschlossenheit. Wir haben das Jahr 2018, also geht er, als Baby Otto sieben Monate alt ist, in Elternzeit, während seine Frau wieder arbeitet. Nie ist Anton bei seinen Bemühungen dem Zuschauer ganz sympathisch, nie ganz unsympathisch.

Regisseur Markus Herling nimmt, wie schon bei seinen früheren Komödien „Maria, Argentinien und die Sache mit den Weißwürsten“ mit Christine Neubauer oder „Seitensprung mit Freunden“, seine Darsteller ernst, klamottig wird es nie. Besonders originell wird es allerdings auch nur selten: Die sogenannten Helikopter-Eltern mit ihrem Förderungswahn von Babyfitness bis zur chinesischen Einschlaf-Nanny wurden beispielsweise schon bissiger durch den Soja-Latte-Kaffee gezogen.

Eine Albtraumsequenz, in der Anton einen Hybrid aus Geh- und Kinderwagen kauft, ist dagegen komisch und schmerzhaft zugleich. Ein paar weitere derartige Zuspitzungen hätten den plätschernden Erzählton noch unterbrechen dürfen.

Elternzeit ist kein getarntes Homeoffice

Wie schlägt der grauhaarige Held sich nun in seiner Vaterrolle? Zunächst lernt er die Lektion, dass Elternzeit nicht als Homeoffice fehlzuinterpretieren ist. „Hast du wirklich gedacht, du kannst die Firma führen wie bisher und du versorgst unseren Sohn nebenbei?“, fragt die Ehefrau. Ja, hat er gedacht. Läuft so nicht, das erkennt er jetzt auch.

Aber auch seine Konsequenz daraus erweist sich als Fiasko: Anton geht die Erziehung nun ehrgeizig an wie ein Bauprojekt, er will der Beste sein. Wohl versucht er wettzumachen, was er bei seinem Erstgeborenen versäumt zu haben glaubt. Doch beim Vatersein, und das ist seine zweite große Lektion, geht es nicht um Sieg und Niederlage. Am Ende steht die Einsicht: Es ist niemals leicht, ein guter Vater zu sein. Und nie zu spät, einer zu werden.

Fazit: Späte Elternschaft, wechselnde Erziehungsrollen: Der Film greift unterhaltsam und gefällig moderne Themen auf.

• Freitag, 6. April, 20.15 Uhr, ARD: „Opa wird Papa“