In der ZDF-Reihe „Solo für Weiss“ geht es um einen Fall, der bis in die DDR zurückreicht. Exzellenter Krimi über deutsche Geschichte.

„Warum lächeln Sie eigentlich nie? Würde Ihnen gut stehen“, möchte Kommissar Simon Brandt wissen. Und erntet nur einen ernsten Blick. Dabei hätte LKA-Zielfahnderin Nora Weiss in der neuen Folge der ZDF-Reihe „Solo für Weiss“ allen Grund, gut gelaunt zu sein.

In „Es ist nicht vorbei“ hat sie gerade einen ausgebrochenen Schwerverbrecher wieder dingfest machen können; ein Staatssekretär des Innenministeriums hat eigens Dank seines Chefs übermittelt und die klare „Anweisung“ zum Feiern erteilt. Doch Nora Weiss ist nun mal alles andere als ein Feierbiest.

Wie Anna Maria Mühe die introvertierte, nachdenkliche Ermittlerin spielt, die schon in jungen Jahren erfahren hat, dass das Leben nur viel zu selten wirklichen Anlass zu Fröhlichkeit und Optimismus bietet – da möchte man den Serientitel am liebsten in „Solo für Mühe“ abwandeln. Die Tochter von Ulrich Mühe beherrscht wie nur wenige die subtile Kunst, das Schwere, Tiefgründige federleicht und natürlich erscheinen zu lassen.

Was weiß der Vater der Kommissarin?

In „Es ist nicht vorbei“ platzt eine besorgte Urlauberin in die kleine Dienstfeier. Ihr Mann ist von einem Segeltörn nicht zurückgekehrt. Die Vermisstenmeldung ist zwar eigentlich nichts für das LKA, andererseits ist Monika Landau (Katharina Müller-Elmau) Landtagsabgeordnete mit viel Selbstbewusstsein und politischen Kontakten. Als am nächsten Tag die Leiche Landaus am Strand angespült wird, macht sich Nora notgedrungen auf den Weg. Sie soll ihren Kollegen Brandt (Jan Krauter) von der Lübecker Mordkommission unterstützen. Auf der Suche nach einem Ansatz durchleuchten die Beamten Leben und Umfeld Landaus; eine Spur führt nach Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern zu einem ehemaligen Freund des Toten aus DDR-Zeiten.

Während Landau einst die Flucht in den Westen gelang, saß sein Freund wegen versuchter Republikflucht fünf Jahre in DDR-Haft. Sind die Fluchtpläne verraten worden? Je weiter die Ermittler vordringen, desto mehr wird Nora Weiss auch mit der Vergangenheit ihres Vaters konfrontiert. Pastor Rainer Weiss (Rainer Bock) soll in Kürze von einer Menschenrechtsorganisation für seine Fluchthelfer-Tätigkeit zu DDR-Zeiten ausgezeichnet werden. Offenbar kannte Weiss den Toten und dessen Freund vom Studium her.

Krimi wird von Minute zu Minute packender

Regisseurin Judith Kennel und Drehbuchautor Mathias Klaschka haben einen bemerkenswert ruhigen, bis in die musikalische Untermalung stimmigen Krimi geschaffen, der bis zu seiner nicht vorhersehbaren Auflösung von Minute zu Minute packender wird, weil er sich einem deutsch-deutschen Geschichtsdrama annähert. Die DDR ist zusammengebrochen; die Spuren und Narben, die die Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit bei vielen Menschen hinterlassen haben, sind auch fast drei Jahrzehnte später noch sichtbar.

Fazit: Ein exzellent besetzter Krimi über die deutsch-deutsche Vergangenheit, die auch 30 Jahre nach dem Zusammenbruch der DDR noch immer nachwirkt.

Montag, 5. März, ZDF, 20.15 Uhr