Essen. „Ein starkes Team“ ermittelt in der Model-Branche – mit mäßigem Erfolg. Eine entnervte Polemik zur jüngsten Folge der ZDF-Sendung.

Wenn gelegentlich vom Fernsehen als Grundversorger die Rede ist, was meinen wir da eigentlich? Ein mediengesättigtes Grundnahrungsmittel? Also so etwas wie Graubrot: unauffällig, massenhaft verfügbar, im Geschmack erwartbar, demnach hauptsächlich nahrhaft und auch einem gleichgültigen Gaumen der ideale Partner?

Das wäre dann ein Argument. Und wohl das einzige, das solche Standardware zur Hauptsendezeit rettbar machte, wie sie am Samstagabend im Zweiten läuft. Jüngster Streich für „Ein starkes Team“, Titel: „Der Preis der Schönheit“. Lauschen wir dazu zunächst dem moralischen Sendungsbewusstsein, das Leo P. Ard (Drehbuch) seiner teilnahmsvoll-taffen Ermittlerin Linett Wachow auf die Lippen zaubert. Sagt das Magermodel: „Ich hasse diese Übungen“, sagt die Polizistin: „Immerhin gesünder als die Tabletten.“ So steckt doch in jedem Mitglied der Exekutive ein Heilpraktiker mit Herz.

Knüller mit Ansage

Aber auch eine noch zu entdeckende Humorbegabung wohnt in Linett. Fragt die witzig-taffe Ermittlerin ihren Kollegen Otto: „Worüber habt ihr denn geredet?“ Antwortet der Kahlköpfige (ebenfalls künstlich beatmet von einem begnadeten Pointenschreiber): „Über modische Haarfrisuren!“ Sagt die noch schlagfertigere Polizistin (Achtung, Brüller!): „Aaah, haarige Angelegenheit.“ Das ist so der Text, mit dem diese 90 Krimi-Minuten durchzustehen sind.

Eine Handlung gibt es aber auch. Ist es vielleicht eine Konstante dessen, was wir jetzt einfach mal den Graubrot-Faktor nennen, dass sie uns völlig bekannt vorkommt?

Die Schauspieler Matthi Faust (l-r), Stefanie Stappenbeck und Florian Martens bei den Dreharbeiten zu „Ein starkes Team“: Mord in der Modelbranche
Die Schauspieler Matthi Faust (l-r), Stefanie Stappenbeck und Florian Martens bei den Dreharbeiten zu „Ein starkes Team“: Mord in der Modelbranche". © dpa | Jörg Carstensen

Ein wunderschönes Berliner Model fällt vergiftet vom Shooting-Hocker. Die munteren zwei von der Polente, Otto und Linett, stoßen daraufhin auf die tollsten Überraschungen: Models essen sehr wenig, Models werden zu Sex überredet, Models besuchen Partys, auf denen Männer sind, die zwar keine Models sind, aber schrecklich viel Geld haben.

Dialoge sind Banalität des Blöden

Du liebe Güte! Fast hat man den Eindruck, die zwei ehrenwerten Schauspieler haben sich ergeben, Teil solcher abgestandenen Massenware zu sein. Nahezu widerstandslos geben sie der Erwartbarkeit ihrer Typen Futter: Florian Martens als nuancenlos bellender Berliner, der diesmal im Model-Sog für eine ehemalige Erdbeerkönigin entbrennt.

Stefanie Stappenbeck hat es da noch schwerer. Wer hat die Kraft zur Porträtstudie, wenn das Drehbuch eine Einfühlsame mit solcher Blässe zeichnet? Dass Linett Wachows Psychologie geradewegs aus der Küche geflohen ist, stützen Dialoge, deren Güte die Banalität des Blöden nährt. Model: „Ich fühl’ mich einfach wohler, wenn ich schlank bin!“ Polizistin: „Bist du sicher oder hast du dir das nur eingeredet?“

Zu Ludwig Eckmanns permanentem Atmo-Gewummer (eine geistlos düstere Musik, die allenfalls PC-Spiele sinnstiftend aufladen könnte) helfen auch Action-Klimmzüge dem Fall nicht auf. Zu laut marschiert die Klischeeparade durchs Bild, in dem nicht wenige Schauspieler kaum mehr sind als: Text auf zwei Beinen.

Fazit: Öffentlich-Rechtliches nah am Testbild-Niveau.

Wer die Ausstrahlung am Samstag, 17. Februar, um 20.15 Uhr im ZDF verpasst hat und den Film tatsächlich sehen möchte, findet „Ein starkes Team – Der Preis der Schönheit“ hier in der Mediathek.