Essen. Dubiose Geschäfte mit Gülle halten die Ermittler im „Friesland-Krimi“ in Atem. Vor allem das Team der Krimi-Reihe weiß zu überzeugen.

In Ostfriesland stinkt es gewaltig. Bestattungsunternehmer Habedank (Holger Stockhaus) kann ein Lied davon singen. Auf der Fahrt zu einem vermeintlichen Klienten in spe blockiert ein Alien-gleiches Metallungeheuer den Feldweg. Ohne Vorwarnung geht das Monster zum Angriff über und bespritzt Habedanks Leichenwagen zentimeterdick mit Jauche. Dazu erklingt dann die köstlich aufgefrischte Titelmusik der legendären TV-Reihe „Raumschiff Orion“ und setzt gleich zu Beginn eine deutliche Duftmarke: Auch die siebte Episode der „Friesland“-Reihe des ZDF, das ist klar, gehört in die Kategorie Schmunzelkrimi. Doch der meist feine und lakonische, manchmal auch recht schräge Humor geht nie zulasten von Handlung, Logik, Spannungsaufbau.

Der Gestank in Leer wird stärker, als wenig später ein Bekannter Habedanks tot in einem Güllebecken gefunden wird. Es sind im Wort- wie im übertragenen Sinn „Schmutzige Deals“, mit denen sich die Polizeibeamten Süher Özlügül (Sophie Dal) und Henk Cassens (Maxim Mehmet) konfrontiert sehen. Der Tote hat buchstäblich aus Schiete Geld gemacht. Sein Kerngeschäft, in das dummerweise auch der Bestatter und Sühers Bruder investiert haben, war das Makeln von Gülle.

Özlügül und Cassens folgen ihrem Instinkt

Allerdings hat er, gegen den eigentlichen Sinn der Umweltschutzbestimmungen, nicht den massenhaft anfallenden Rinder- und Schweinedung der heimischen Mastbetriebe übernommen und an reine Agrarbetriebe als Dünger vermittelt. Stattdessen hat er die wertvolle Handelsware aus Holland importiert und für die Abnahme dort sogar noch Gebühren kassiert. Wen störte diese Geschäftspraxis?

Özlügül und Cassens folgen, gegen den Widerstand ihres großspurigen Chefs Brockhorst (Felix Vörtler), ihrem Instinkt.

Autor Timo Bernd und Regisseur Markus Sehr biegen so behutsam wie unaufhaltsam vom vermeintlichen Hauptweg der Handlung ab. Mit jedem Abstecher steigt die Spannung. Es gibt noch andere schmutzige Deals in dieser Welt, in der Geld bekanntlich nicht stinkt.

Team mit Charme

Dass die atmosphärischen „Friesland“-Krimis mit einer kleinen, inzwischen bestens vertrauten Kerntruppe daherkommen, trägt zum enormen Charme der Reihe bei. Die „Rollenbeschreibung“ steht; Buch und Regie suchen nicht zwanghaft nach psychologischen Tiefen und privaten Verwicklungen ihrer Figuren, die gerade durch ihre leichte, sympathische Überzeichnung für sich einnehmen. Die fallweise um diese „Unverwechselbaren“ gruppierten Mitspieler erhalten umso mehr die Möglichkeit, ihre Qualitäten zu beweisen – und nutzen die Gelegenheit auch diesmal.

Rundum überzeugend aber ist vor allem Maxim Mehmet, der – nach dem Ausscheiden von Florian Lukas – zum zweiten Mal ermittelt. Sein dröger Henk Cassens, der Vorschriften gern als Vorschläge interpretiert, ist endgültig in Friesland angekommen.

Fazit: Ein so amüsanter wie spannender Krimi aus Friesland, wo die Landluft diesmal alles andere als frisch ist.

ZDF, Samstag, 10. Februar, um 20.15 Uhr