Berlin. Nach zwei Jahren Pause zeigt die ARD dienstags die dritte Staffel der „Vorstadtweiber“. Der bissige Humor ist jedoch platt geworden.

Da liegt sie in ihrem Krankenhausbett und kann sich an nichts erinnern, die Waltraud (Maria Köstlinger), die sie alle Walli nennen. Gut möglich, dass es vielen Zuschauern ähnlich geht. Denn es ist, sieht man von den Wiederholungen einmal ab, lange her, dass die „Vorstadtweiber“ in der ARD ihre Intrigen gesponnen haben. Nun sind sie zurück, aber – zumindest zum Auftakt – nicht mehr die alten. Leider.

Staffel drei knüpft nahtlos an das Finale der zweiten an. Wer das nicht kennt und auch ansonsten selten zu Gast war in der Wiener Vorstadt, wird nicht verstehen, was er da sieht. Eingeweihte allerdings atmen auf, dass die Walli die Schüsse, die ihre beste Freundin Nicoletta (Nina Proll) versehentlich auf sie abgegeben hat, überlebt hat. Und er wird sich erinnern, dass schon zuletzt nicht mehr viel übrig war vom Luxusleben bei Waltraud, Nico, Maria (Gerti Drassl) und Caroline (Martina Ebm).

Eine Art „Desperate Housewives“, nur böser

Vorbei sind die Zeiten, in denen sich die Damen gern zwischen Reitstall und Edelboutique auf ein „Proseccochen“ am Morgen trafen. Noch schlechter geht es allerdings ihren Männern, die zwar wenig Geld, aber viele Sorgen haben. Schatten ihrer selbst sind Hadrian „Hadi“ Melzer (Bernhard Schir) und der Ex-Kanzler Joachim Schnitzler (Philipp Hochmair), die unrasiert im Bademantel im leeren Parkhaus auf ausrangierten Bürostühlen sitzen, sich mit billigem Fusel zuschütten und über Gott und die Welt schimpfen. Im ersten Augenblick ist das lustig, leider dauert der Augenblick so lange, dass er am Ende so unterhaltsam ist wie eine Magenspiegelung.

Die Geschichte kommt auch nicht richtig in Gang, und man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass man vieles so ähnlich schon gesehen hat. Auch weil sich einige Handlungsstränge trotz der veränderten Ausgangslage nur schleppend weiterentwickeln. Und es bei den eigentlich glänzend besetzten Figuren – bisher eine der Stärken dieser Serie – auch keinen Fortschritt gibt.

Die „Vorstadtweiber“ waren eine Art „Desperate Housewives“, nur böser. Sie waren wie Dallas, nur lustiger. Beides ist Geschichte. Der Humor, anfangs bissig, zynisch und hinterhältig, ist platt geworden. Was witzig sein soll, wirkt albern, übertrieben, manchmal völlig abgedreht.

Neue Folgen, neue Gesichter

Immerhin gibt es ein paar neue Charaktere. Hilde Dalik steigt als Vanessa zum Vorstadtweib auf, Thomas Stipsits kommt als Scheidungsanwalt hinzu. Murathan Muslu wird der von den Frauen angeschmachtete Pfleger Waltrauds. Und dann kommen da noch Doris Golpashin als Putzfrau mit Geheimnissen und Christoph Grissemann als Gebrauchtwarenhändler ins Spiel. Gut möglich, dass sie dabei helfen, wieder Schwung in die Serie zu bringen.

Vielleicht sieht die ARD das ähnlich. Anders als die ersten beiden Staffeln, die um 20.15 Uhr liefen, lässt sie die „Vorstadtweiber“ nun in der Nacht ab 23.15 Uhr in Doppelfolgen intrigieren. Macht man gern mal, wenn man selbst nicht mehr an eine Serie glaubt.

Fazit: Der Neubeginn enttäuscht. Aber eine Folge macht ja noch keine Staffel.

K Dienstag, ARD, 23.15 Uhr.