Köln. Der Deutsche Fernsehpreis bot nicht nur Favoriten, die ihrer Rolle gerecht wurden. RTL II etwa siegte in einer ungewohnten Kategorie.
Kurz nach 18 Uhr ist Stau vor dem Roten Teppich im Kölner Palladium. Michael Kessler und Max Giermann sind in diesem Jahr die ersten, WDR-Moderatorin Sabine Heinrich ist die letzte, die kommt. „Musste noch mein Kind ins Bett bringen“, sagt sie leicht außer Atem. Dazwischen lächeln unter anderem Ann-Kathrin Kramer, Sabine Postel, Steffen Halaschka, DSDS-Juror Mousse T., Christian Ulmen und Fahri Yardim – um nur mal ein paar zu nennen. Denn im Palladium wird an diesem Abend der Deutsche Fernsehpreis verliehen. Und da kommt so ziemlich alles, was Rang und Namen hat in der Branche. Obwohl die Preisverleihung gar nicht im Fernsehen übertragen wird.
Was Barbara Schöneberger, die einmal mehr gekonnt durch den Abend führt, nicht schlimm findet. „Ganz ohne Quotendruck, aber dafür mit viel Schluck-Schluck“, kalauerte sie sich durch ihre gesungene Begrüßung.
Vorzeige-Serie „Babylon Berlin“ räumt viermal ab
„Es war“, schwärmte die Jury schon im Vorfeld, „ein Jahr der starken Serien“. Da wundert es nicht, dass „Babylon Berlin“, das gemeinsame Vorzeigeprojekt von Sky und ARD am Freitag gleich acht Mal nominiert war. Am Ende gewinnt es vier Preise, unter anderem in der wichtigsten Kategorie „Beste Drama-Serie“, für die beste Regie aber wird Marvin Kren für „4Blocks“ ausgezeichnet.
Auch in den Kategorien Bester Schauspieler/Beste Schauspielerin geht die Serie leer aus. Da siegt Kida Khodr Ramadan für seine Rolle als libanesischer Clan-Chef in der Serie „4 Blocks“ und ruft mit Tränen in den Augen „mein Vater wäre stolz auf mich“, als er den Preis entgegennimmt. Beste Schauspielerin wird Julia Jentsch, die in „Das Verschwinden“ als verzweifelte Mutter auf der Suche nach ihrem verschwundenen Kind brilliert. Zum besten Fernsehfilm kürt die Jury „Eine unerhörte Frau“ (ZDF), bester Mehrteiler wird „Brüder“ (ARD), der erzählt, wie ein gelangweilter Informatikstudent zum IS-Kämpfer wird.
Marietta Slomka sticht Hayali und Miosga aus
Der Preis für die Beste Sportsendung geht an Boris Becker und Matthias Stach für ihre Kommentare bei den US-Open. Becker sei leider nicht da, bedauert Schöneberger und vermutet: „Der sitzt noch im Flix-Bus“. Marietta Slomka dagegen ist vor Ort und darf sich über den Preis für die „Beste Moderations-Einzelleistung“ freuen, in der sie sich gegen Dunja Hayali und Caren Miosga durchsetzen kann. Auch bei „Beste Unterhaltung Late Night“ geht ein Seriensieger in diesem Jahr leer aus. Statt Böhmermanns „Neo Magazin“ gewinnt „Luke – Die Woche und ich“.
Erstmals – und völlig überraschend - wird der Nachwuchspreis in diesem Jahr zwei Mal verliehen. Der erste geht an Fabian Köster, den 22-jährigen Reporter der „heute show“, der zweite an Louis Klamroth, Talker bei n-tv, der Politiker, die bei ihm zu Gast sind, auch schon mal fragt: „Wo gibt es denn das beste Gras in Berlin?“
Deutscher Fernsehpreis: Die Gewinner
RTL II holt Fernsehpreis in Kategorie „Beste Information“
Ein Fernsehpreis geht auch ins Ruhrgebiet. Abdelkarim, deutsch-marokkanischer Komiker, Kabarettist und Fernsehmoderator aus Duisburg holt sich den Preis in der Kategorie „Beste Information“. Die WDR-Serie „Feuer und Flamme“, in der Gelsenkirchener Feuerwehrmänner die Hauptrolle spielen, muss sich beim so genannten Factual Entertainment allerdings Tim Mälzers „Kitchen Impossible“ geschlagen geben.
Beste Show wird „The Voice Of Germany“ und Moderator Thore Schölermann ahnt auch zumindest einen Grund für den Erfolg. „Wir lachen nicht über, wir lachen mit Leuten in unserer Sendung.
Thomas Gottschalk mit stehendem Applaus bedacht
Ein Preisträger stand bereits im Vorfeld fest. Thomas Gottschalk wird zum Finale für sein Lebenswerk ausgezeichnet – genau wie einst Marcel Reich-Ranicki, den Gottschalk vor zehn Jahren noch selber auszeichnete und der ihn damals ablehnte. „Gut, dass Reich-Ranicki den damals nicht mitgenommen hat. Jetzt krieg ich ihn!“, witzelt der Showmaster und erklärt in seiner kurzen Dankesrede unter den Standing Ovations des Publikums, was ohnehin keiner bezweifelt hatte: „Ich gehöre in die Reihe derer, die hier heute ausgezeichnet wurden, und ich bin darauf sehr stolz und nehme daher diesen Preis an.“