Berlin. Robert Atzorn beendet seine TV-Karriere. Er hätte einen besseren Ausstand verdient gehabt als diesen lauwarmen „Nord Nord Mord“-Film.

Wenn ein populärer Schauspieler eine Krimireihe verlässt, die auf ihn zugeschnitten ist, dann sollte man zu seinem letzten Auftritt eigentlich ein besonderes Stück Fernsehen erwarten. Zumal es sich im Fall von Robert Atzorn (72) um eine verdiente Bildschirmfigur handelt, die mit diesem letzten Auftritt wohl auch die eigene Karriere beenden will.

Seit dem Jahr 2012 hat Atzorn die auf Sylt spielende Serie „Nord Nord Mord“ als Insel-Cop Theo Clüver durch acht Filme getragen. Nur um sich nun am Ende bei „Clüver und der leise Tod“ mit einem Fall herumquälen zu müssen, der eigentlich nicht allzu spannend ist.

Langeweile ist Trumpf

Bei der Besichtigung einer Strandvilla entdeckt das Kind eines Interessenten den bisherigen Besitzer des Hauses tot in dessen Gartenschuppen. Ein Herzinfarkt offenbar, konstatiert die Pathologie, ungewöhnlich höchstens, dass die Leiche transportiert wurde. Aber auch das ist erklärbar, weil die Maklerin Susanne Wagner (Mina Tander) zugibt, die Besichtigung wegen einer Leiche nicht habe platzen lassen zu wollen.

Allein die Tatsache, dass Wagner einen auffallend nervösen Eindruck macht, lässt Clüver den Toten nun auch noch auf mögliche Gifte untersuchen. Erst wenn man schon glaubt, Atzorn steige aus lauter Langeweile aus der Reihe aus, merkt man allmählich, worauf der Regisseur und Drehbuchautor Anno Saul tatsächlich hinauswill. Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk), neben Ina Behrendsen (Julia Brendler) der dritte Ermittler im Team, hat sich Hals über Kopf in die Maklerin verliebt und begibt sich damit auf unsicheres Gelände.

Lockere Stimmung im FKK-Bereich, aber kaum Spannung

Es ist beinahe ein zweiter Film, der hier abläuft, eine Liebesgeschichte um jeden Preis, die nach einer Ecstasy-Nacht zerbricht, weil Wagner mit Feldmanns Dienstwaffe plötzlich auf und davon ist. Es mag das Ende einer kurzen Beziehung sein, tatsächlich aber ist es das bei Weitem emotionalste, was dieser Film zu bieten hat.

Clüver versucht unterdessen, sich ein Bild von dem Toten zu machen und spricht mit Leuten, die ihn kannten. Da gibt es Andeutungen, dass es sich bei ihm um einen Päderasten gehandelt habe. Da gibt es aber auch den Naturisten, über den Mitstreiter nur Gutes verbreiten. Der Besuch im FKK-Bereich ist denn auch hübsch gelungen, weil der Vorsitzende (Michael Lott) jegliche Kleidung ablehnt und dann derart rasant mit einer regelrechten Überzeugungstirade beginnt, als wolle er mit Worten von allem anderen ablenken.

Töchter sorgen für etwas Stimmung

Für Kameramann Moritz Anton eine komplizierte Aufgabe, denn er muss angesichts eines feurigen Redners alles tun, bestimmte Teile des männlichen Körpers aus dem Bild herauszuhalten.

Kein großer Abgesang also ist in diesem letzten Clüver-Film zu spüren. Man sieht Zusammengewürfeltes, keinen runden Kriminalfall. Immerhin tauchen nacheinander alle Clüver-Töchter auf. So kommt wenigstens etwas Stimmung auf.

Fazit: Der letzte „Nord Nord Mord“-Film mit Robert Atzorn ist ein seltsames Gemenge aus fehlender Spannung und blinder Liebe. Nicht gerade der Stoff für einen prächtigen Abschied.

• Montag, 15.1., 20.15 Uhr, ZDF