Berlin. ARD und ZDF wollen sich bei Olympia vom Wettbewerber Eurosport abheben. Das ZDF experimentiert das erste Mal mit Virtual Reality.

ARD und ZDF werben mit einem schönen Titel: „Offizielle Olympiasender“ steht auf den Stellwänden in einem Berliner Hotel, in dem am Dienstagmittag beide Sender ihre Teams für die Übertragung von den Olympischen Winterspielen im kommenden Februar im südkoreanischen Pyeongchang vorstellen. Den Titel habe man vom IOC verliehen bekommen, sagt ein ZDF-Sprecher.

Aber gibt es da noch jemanden, der ebenfalls aus Pyeongchang berichtet – gewissermaßen als „inoffizieller Olympiasender“? Tatsächlich wird Eurosport so stark in dem südkoreanischen Wintersport präsent sein wie noch nie zuvor bei Olympia.

ARD und ZDF arbeiten sich an Privaten ab

Das liegt daran, dass die Konzernmutter von Konkurrent Eurosport, der US-Medienkonzern Discovery, die Rechte an den Olympischen Spielen von 2018 bis 2024 erworben hat. Deshalb nennt sich Eurosport „Home of the Olympics“. Nur weil ARD und ZDF auf den letzten Drücker Sublizenzen erworben haben, sind sie in Pyeongchang überhaupt dabei.

An der privaten Konkurrenz arbeiten sich ARD und ZDF an diesem Tag ein wenig ab. ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann sagt, dass die Privaten nicht über Themen wie Doping und Korruption berichten würden, die auch zu Olympia gehörten. Und ARD-Programmchef Volker Herres weiß zu berichten, dass Discovery – im Gegensatz zu den Öffentlich-Rechtlichen – nie an den Paralympics interessiert war, den Spielen der Behinderten.

Sender wollen 230 Stunden übertragen

Nebenbei erzählt Fuhrmann noch, dass ARD und ZDF von vier Disziplinen keine Livebilder senden könnten. Er erwähnt das in Deutschland kaum bekannte Short Track. Erst auf Nachfrage verrät er, dass auch das sehr beliebte Eiskunstlaufen, Snowboard und viele Eishockeyspiele live nur bei Eurosport zu sehen sein werden.

Aber sonst soll alles so sein wie immer: 230 Stunden wollen ARD und ZDF im TV übertragen. Zusätzlich bieten beide Sender jeweils drei Livestreams im Internet an. Das ZDF experimentiert zudem erstmals bei den Olympischen Spielen mit Virtual Reality.

Skurrile Anekdoten von Katarina Witt

Aus Kostengründen wurde das gemeinsame Team von etwa 500 auf ungefähr 330 Mitarbeiter reduziert. Geld soll auch dadurch gespart werden, dass es im heimischen Leipzig ein nationales Olympia-Zentrum geben wird. Die Produktionskosten werden bei einem knapp zweistelligen Millionenbetrag liegen – und damit unter denen der Spiele von Sotschi.

Durch den Olympiatag führen bei der ARD Jessy Wellmer und Gerhard Delling sowie beim ZDF Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne. Als Experten haben die Sender einstige Wintersportgrößen wie Katarina Witt, Maria Höfl-Riesch, Kati Wilhelm, Peter Schlickenrieder, Dieter Thoma, Toni Innauer oder Sven Fischer engagiert.

Dass sie skurrile Anekdoten erzählen kann, stellte die ARD-Expertin Witt bereits in Berlin unter Beweis: 1988 habe sie bei den Weltjugendspielen im nordkoreanischen Pjöngjang während ihrer Kür die Musik kaum hören können. Später erfuhr sie, dass auf Befehl des späteren Diktators Kim Jong-il, Vater des heutigen Staatschefs Kim Jong-un, die Lautstärke heruntergefahren wurde: „Der fürchtete, laute Musik könne einen Tumor zum Platzen bringen, den er am Hals hatte.“