Mainz. Immer wieder stehen die ARD und ZDF in der Kritik, zu hohe Kosten zu verursachen. Mit einem neuen Konzept soll sich das jetzt ändern.

ARD, ZDF und Deutschlandradio haben den Bundesländern am Freitag Konzepte für Strukturreformen überreicht. Das ZDF will dadurch im Zeitraum von 2021 bis 2028 insgesamt rund 270 Millionen Euro einsparen. „Wir sind bereit, unseren Teil zur Sicherung einer relativen Beitragsstabilität zu leisten“, erklärte Intendant Thomas Bellut in Mainz in einer Sitzung des ZDF-Fernsehrats.

„Wir suchen kontinuierlich nach Möglichkeiten, unsere Organisation zu verbessern, und setzen das auch um“, sagte er weiter. Die Vorschläge wurden der Rundfunkkommission der Länder übergeben, die zu einer Sondersitzung in Frankfurt zusammenkam.

Schließung von Sendern nicht geplant

Die ARD will bis zum Jahr 2028 insgesamt 951 Millionen Euro durch Strukturreformen einsparen. Davon entfallen gut 360 Millionen Euro auf geringere Programmverbreitungskosten durch die Digitalisierung. Von den insgesamt 20 Kooperationsprojekten der ARD sind elf gemeinsam mit dem ZDF und 15 zusammen mit dem Deutschlandradio geplant.

Die Sender machen in ihren Papieren keine Vorschläge zur Schließung eines Fernsehsenders oder Radiokanals, ebenfalls keine Rolle spielt der künftige Umgang mit teuren TV-Rechten etwa für Sportveranstaltungen.

Strukturreformen bei ARD und ZDF

ZDF-Intendant Bellut verwies darauf, dass das ZDF früher als viele andere Medienhäuser die IT in einer einheitlich gesteuerten Einheit zusammengeführt habe. Auch die Produktions- und Redaktionsstrukturen seien schlank aufgestellt. Für die kommenden Jahre habe man nun weitere Strukturoptimierungen in den Bereichen Verwaltung, Technik, IT und Produktion vorgeschlagen.

Vorgesehen seien Auslagerungen oder Abbau bei einzelnen Diensten in der ZDF-Infrastruktur, beispielsweise beim Kfz-Service oder der Hausdruckerei. Bei der IT sei zur Datensicherung bereits eine Kooperation mit dem Informations-Verarbeitungs-Zentrum von ARD und Deutschlandradio fixiert. Die Rechenzentrumsleistungen des ZDF könnten künftig ebenfalls an einen externen Dienstleister übertragen werden.

Personalabbau im vollen Gange

Das ZDF baut nach eigenen Angaben bereits seit 2012 Personal ab. Aufgrund einer Einsparvorgabe der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) sinke der Personalbestand bis Ende 2020 um rund zehn Prozent.

Bis 2020 würden rund 560 Vollzeitstellen abgebaut. Intendant Bellut sagte, dieser massive Personalabbau habe spürbare Wirkungen auch für die Programmbereiche und gehe „an die Grenze des Möglichen“. Derzeit beschäftigt der Sender etwa 3.600 feste Mitarbeiter.

Mehr Kooperationen geplant

Die Reformen bei der ARD zielen auf stärkere Kooperationen der einzelnen Rundfunkanstalten, auch hier sind besonders die Verwaltung und die IT betroffen. Zu den strategischen Projekten der ARD gehört auch der Abbau von Doppelstrukturen bei den Korrespondentenbüros. Bisher gibt es in manchen Ländern unterschiedliche Standorte für Fernseh- und Hörfunkkorrespondenten.

Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue erklärte, zur Zukunftsfähigkeit zähle neben der Präsenz im Netz auch größtmögliche Wirtschaftlichkeit. Kooperationen mit ARD und ZDF gehörten „zur DNA von Deutschlandradio“, diesen Weg werde der Sender konsequent weitergehen.

Rundfunkbeitrag soll stabil bleiben – trotz Digitalisierung

Die Bundesländer hatten 2016 eine Arbeitsgruppe zum Thema „Auftrag und Strukturoptimierung der Rundfunkanstalten“ eingesetzt. Ziel ist es, den Rundfunkbeitrag stabil zu halten und die Digitalisierung der Sender voranzutreiben. Anlass für die Einsetzung der Gruppe war eine Modellrechnung der Gebührenkommission KEF, wonach der Rundfunkbeitrag ab 2021 auf mehr als 19 Euro steigen könnte, wenn die derzeitigen Strukturen der Sender erhalten bleiben. (epd)