Schöningen. Schon Ende kommender Woche wird die Filiale Schöningen mit der in Helmstedt zusammengelegt. Der Schöninger Kaufmann Jan Waldheim ist sehr verärgert.

Die Filiale der Commerzbank in Schöningen wird Ende kommender Woche geschlossen. Nicht nur die Bankberater verlassen die Stadt, auch der A utomatenbetrieb wird eingestellt. Eine Nachricht, die bei Schöninger Privatkunden wie auch Geschäftsleuten für wenig Freude sorgt.

Verärgert zeigt sich Kaufmann Jan Waldheim, der sich Freitag in der Redaktion meldete: „Von der Bank habe ich darüber bisher keine Infos erhalten“, klagte er. Auch Aushänge in der Filiale, die über die Schließung und die Folgen für Kunden informieren, habe er bisher nicht gesehen. „Auch befreundete Geschäftsleute und Kunden bestätigten mir, dass sie von den Schließungsplänen überrascht sind.“

Ein Plakat im Automatenraum weist auf einen bevorstehenden Umzug der Filiale hin. Konkrete Angaben zur Schließung sind ihm nicht zu entnehmen.
Ein Plakat im Automatenraum weist auf einen bevorstehenden Umzug der Filiale hin. Konkrete Angaben zur Schließung sind ihm nicht zu entnehmen. © Markus Brich | Markus Brich

Ein Plakat mit der Aufschrift „Der Ort ändert sich, der gute Service bleibt“ und dem Hinweis, dass die Filiale umziehen werde, kündete zumindest am Montag im Automatenraum vom bevorstehenden Ende. „Sie kommen mir zuvor“, erklärte Commerzbank-Sprecherin Ina Mähl, zuständig für die Region Nord, bei unserer telefonischen Nachfrage am Montagvormittag. Sie sei gerade dabei, das Versenden einer Pressemitteilung zur Schließung vorzubereiten.

Verändertes Kundenverhalten und Coronakrise

Die Commerzbank in Schöningen reagiere damit auf ein verändertes Kundenverhalten und letztlich die Coronakrise, heißt es in diesem Statement. „Wir werden die Filiale in Schöningen daher mit sofortiger Wirkung mit der Filiale in Helmstedt zusammenlegen“, wird Sven Denis Sorgenfrei, bei der Commerzbank, zuständig für die Filialen Helmstedt und Schöningen, zitiert. „Unsere Kunden werden in Zukunft in der Filiale Helmstedt in der Johannesstraße betreut“, heißt es weiter und: Dort erreichten sie ihre vertrauten Berater auch telefonisch.

Wer konkret über die Schließung der Schöninger Filiale per Kundenbrief informiert worden sei, „kann ich nicht sagen“, erklärte Commerzbank-Sprecherin Ina Mähl. „Die Briefe sind in der letzten Woche rausgegangen, es sind aber nicht komplett alle Kunden per Brief benachrichtigt worden“, räumte sie ein. Schöningen sei eine von bundesweit rund 200 Filialen, die schließen werden.

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Im August hatte das Geldhaus die Entscheidung getroffen, 200 Geschäftsstellen, die wegen der Corona-Pandemie ohnehin geschlossen waren, nicht wieder öffnen. Dabei handelt es sich um genau die Filialen, die die Bank bis Ende 2023 ohnehin schließen wollte. Doch auch schon vor der Corona-Krise liefen in der Commerzbank Diskussionen über eine Verschärfung des im Herbst 2019 verkündeten Sparkurses.

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Zudem hat die Pandemie der Digitalisierung einen weiteren Schub gegeben: „Die Nutzung digitaler Anwendungen nimmt auch in unserer Region weiter zu“, wird der Filial-Chef Sorgenfrei zitiert: „Viele Kunden, die vorher skeptisch waren, erkennen jetzt auch die Vorteile von Online- und Mobile-Banking.“ Die „Mobile first“-Strategie seines Hauses zahle sich also aus. „Gleichzeitig sehen wir, wie wichtig persönliche Kundenbeziehungen sind.“ In Helmstedt erhielten Kunden die gewohnte Beratungsqualität. Bargeld könnten sie kostenfrei an rund 9000 inländischen Geldautomaten der Cash Group (Deutsche Bank, Postbank und Hypo-Vereinsbank abheben.

Geschäftskunden wollen kurze Wege zur Bank

Die zunehmend stärkere Nutzung von Online- und Mobile-Banking sieht auch der Schöninger Kaufmann Jan Waldheim. „Doch gerade für Geschäftskunden ist es wichtig, kurze Wege zur Bank zu haben. Dass wir künftig nicht mal mehr die Tageseinnahmen bei unserer Bank vor Ort im Automaten einzahlen können, ist ein Unding. Ebenso wie die kurze Zeitspanne, die bleibt, wenn man wegen der Standortaufgabe seine Hausbank wechseln will.“