Osterode. Das Polizei Osterode stellt die Kriminalstatistik 2022 vor. Die Gesamtzahl der Straftaten steigt das dritte Jahr in Folge. Alle aktuellen Zahlen.

Die Verantwortlichen des Polizeikommissariats Osterode am Harz haben jetzt die Kriminalitätsstatistik 2022 für ihren Zuständigkeitsbereich veröffentlicht.

– Das Wichtigste in Kürze –

In ihrem Schreiben teilen sie mit, dass die Gesamtzahl der Straftaten das dritte Jahr in Folge gestiegen sei – von rund 2.400 auf über 2.500. Der Zuwachs sei laut PK mit 5,4 Prozent jedoch nur halb so stark wie im Landestrend.

Das Straftatenniveau habe letztmalig im Jahr 2018 bei über 2.500 Taten im Bereich des PK Osterode gelegen, teilen die Verantwortlichen um den Leiter des Polizeikommissariats Osterode, Heiko Fette, mit. Die Gesamtaufklärungsquote liege mit 68,5 Prozent leicht unter dem langjährigen Mittelwert. „Dies liegt vor allem an einer Verschiebung der Deliktsstruktur in Richtung aufklärungsungünstiger Straftaten wie zum Beispiel Sachbeschädigungen und Diebstähle“, so die Polizei weiter. Trotzdem liege dieser Wert deutlich über der Quote des Landes (61,7 Prozent) und des Landkreises (63,8 Prozent).

Die Anzahl der Wohnungseinbrüche sei laut Polizei leicht von 21 auf 29 gestiegen. „Gleichzeitig ist das der drittniedrigste Wert der letzten zehn Jahre“, heißt es dazu.

Die Körperverletzungsdelikte hätten laut Polizei hingegen insgesamt um zehn Prozent zugenommen, im öffentlichen Raum sogar um 71 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr hätten auch die Gewaltdelikte im häuslichen Bereich weiter zugenommen, teilt die Polizei im Rahmen ihrer Vorstellung der Kriminalitätsstatistik weiter mit.

Osteroder Polizeichef Heiko Fette: „Sehr erfreulich ist, dass es erneut keine einzige gegen das Leben gerichtete Straftat wie Mord oder Totschlag gegeben hat“

Darin heißt es außerdem, dass die Verstöße im Zusammenhang mit Cannabis mit knapp 60 Prozent weiterhin den größten Anteil an der Betäubungsmittelkriminalität im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Osterode bildeten. Amphetamine, sogenannte „Designerdrogen“, folgen mit 32 Prozent Anteil.

Außerdem sei der Anteil von Jugendlichen an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen laut Polizei deutlich gestiegen und liege damit wieder auf dem „Vor-Corona-Niveau“, wie es in der Mitteilung heißt.

In der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik hebt das Team um den ersten Polizeihauptkommissar Fette aber eine Sache besonders hervor: „Sehr erfreulich ist, dass es erneut keine einzige gegen das Leben gerichtete Straftat wie Mord oder Totschlag gegeben hat“. Daneben sei auch der Fallzahlenrückgang bei den Raubdelikten, den Kfz-Aufbrüchen und der Wirtschaftskriminalität positiv hervorzuheben.

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– Ausführlicher Bericht –

In der Kriminalitätsstatistik der Polizei Osterode für 2022 heißt es weiter, dass das Kriminalitätsgeschehen mit rund 2.500 Straftaten wieder das Niveau der Jahre 2015 bis 2019 erreicht habe. „Die im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Osterode registrierte Kriminalität entsprach im vergangenen Jahr somit wieder ziemlich exakt dem vor der Pandemie“, bilanziert Osterodes Polizeichef Heiko Fette die polizeiliche Kriminalstatistik 2022. Diese Aussage treffe laut Polizei aber nicht nur auf den Altkreis Osterode zu, sondern auf ganz Niedersachsen. Nachdem die Gesamtzahl der Straftaten bereits 2021 um 135 Fälle angestiegen war, sei im vergangenen Jahr ein weiterer Anstieg um 130 Fälle auf nunmehr 2.538 zu verzeichnen gewesen. Dieser Wert entspricht laut Polizei nahezu dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.

Der Straftatenzuwachs sei 2022 mit 5,4 Prozent jedoch deutlich moderater ausgefallen als im Landestrend (+11 Prozent). Ursächlich für den Fallzahlenanstieg seien vor allem Bedrohungen (+64,5 Prozent), die Verbreitung kinder- und jugendpornografischer Inhalte (+43,5 Prozent), Beleidigungen (+32,7 Prozent) und Diebstahlsdelikte (+32,4 Prozent) gewesen. Prozentual etwas geringer seien indes Körperverletzungsdelikte (+11,0 Prozent) und Sachbeschädigungen (+7,5 Prozent) angestiegen. Beide zusammen machen aber mit über 600 Delikten nahezu ein Viertel der Gesamtkriminalität aus, heißt es vonseiten der Polizei weiter. „Der Wegfall der pandemiebedingten Einschränkungen hat ganz offensichtlich einen deutlichen Einfluss auf die Kriminalitätsentwicklung gehabt“, folgert der Kommissariatsleiter aus den vorliegenden Zahlen.

„Der Wegfall der pandemiebedingten Einschränkungen hat ganz offensichtlich einen deutlichen Einfluss auf die Kriminalitäts­entwicklung gehabt“, sagt Heiko Fette, Leiter des Polizeikommissariats Osterode am Harz.
„Der Wegfall der pandemiebedingten Einschränkungen hat ganz offensichtlich einen deutlichen Einfluss auf die Kriminalitäts­entwicklung gehabt“, sagt Heiko Fette, Leiter des Polizeikommissariats Osterode am Harz. © Polizei

Als „sehr erfreulich“ hebt die Polizei hervor, dass es erneut keine gegen das Leben gerichtete Straftat gegeben habe – ebenso wie den Fallzahlenrückgang bei den Raubdelikten (-55,5 Prozent), den Kfz-Aufbrüchen (-37,9 Prozent) und der Wirtschaftskriminalität (-78,4 Prozent).

Ein Osteroder habe die Polizei im Sommer und Herbst des vergangenen Jahres besonders beschäftigt. Der damals 28-Jährige kommt laut Polizei gleich für mehrere Dutzend Straftaten als Verdächtiger in Frage, darunter vor allem im Rahmen von Pkw-Diebstählen und Einbrüchen. Seit seiner Festnahme im Oktober sei er inhaftiert, teilt die Polizei mit.

Die Aufklärungsquote

Außerdem teilt die Polizei in ihrem Schreiben mit, dass 68,5 Prozent der begangenen Delikte aufgeklärt werden konnten. Die Aufklärungsquote liege damit sieben Prozentpunkte über der Quote des Landes und fünf Prozentpunkte über der des Landkreises.

„Dass trotz der veränderten Kriminalitätsstruktur und dem weiteren Straftatenzuwachs der Aufklärungserfolg verstetigt werden konnte, ist ein Verdienst aller Beschäftigten des Polizeikommissariats Osterode, zu dem auch die Stationen in Herzberg, Hattorf und Bad Grund gehören“, so Fette.

Wohnungseinbrüche

Obwohl die Polizei acht Wohnungseinbrüche mehr als 2021 verzeichnete, stellten die 29 Taten den drittniedrigsten Wert seit Beginn der statistischen Erhebung dar. In mehr als 40 Prozent der Fälle sei es bei einem Versuch geblieben. Das hieße, dass es nicht zu einem Diebstahl von Gegenständen oder gar nicht erst zu einem Eindringen in die Wohnung gekommen sei.

„Dass es in vielen Fällen des Wohnungseinbruchs nicht zum Diebstahl kommt, ist den Sicherungsmaßnahmen und vor allem der Aufmerksamkeit der Bürgerinnen und Bürger zu verdanken“, stellt der Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes, Maik Knappe, fest. Häuser und Wohnungen würden zunehmend besser gesichert. Und durch die Sensibilisierung der Bevölkerung seien Anwohner aufmerksamer für verdächtiges Verhalten in ihrer Umgebung, weiß Knappe.

Verbreitung pornografischer Schriften

Seit drei Jahren sei laut Polizei Osterode ein Anstieg der Fälle von Verbreitung pornografischer Erzeugnisse zu verzeichnen. Dabei handele es sich fast ausschließlich um den Besitz und die Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie. In der Hälfte der Fälle seien Kinder, Jugendliche und Heranwachsende für die Taten verantwortlich. „Sie leiten oftmals leichtfertig kinder- und jugendpornografische Bilder und Videos mittels Smartphone über die sozialen Medien weiter“, heißt es dazu vonseiten der Polizei. „Ein Schwerpunkt unserer Präventionsarbeit ist es daher, Minderjährigen die gesetzlichen und ethischen Grenzen aufzuzeigen“, so Knappe.

Eine Vielzahl von Hinweisen stamme aus der Internetauswertung. Vor allem die US-amerikanische Zentrale für vermisste und ausgebeutete Kinder (NCMEC) leite laut Polizei ihre umfangreichen Erkenntnisse an die deutschen Strafverfolgungsbehörden weiter.

Betrugsdelikte

„Leider ist bei Betrugsdelikten, die zum Nachteil älterer Menschen begangen werden, ein ungebrochener Trend zu beobachten“, teilen die Polizisten mit: Mit fast 100 Fällen hätten sich die bei den Dienststellen der Osteroder Polizei zur Anzeige gebrachten Fälle in den vergangenen drei Jahren nahezu verdoppelt.

In den meisten Fällen werde den Opfern in Telefonaten vorgegaukelt, dass ein naher Verwandter, die Polizei oder die Justiz der vermeintliche Gesprächspartner ist und dass aufgrund einer akuten Notlage dringend Geld oder Wertgegenstände benötigt würden. „Eine weitere Masche ist, dass vermeintliche Angehörige mit einer angeblich neuen Telefonnummer per WhatsApp um die Überweisung mittlerer vierstellige Beträge bitten“, so die Polizei.

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„Glücklicherweise endeten nur sechs derartige Fälle mit einem Vermögensschaden. In einem Fall sind 20.000 Euro ,Kaution’ für eine ,Enkelin’ an Betrüger übergeben worden, weil diese angeblich einen schweren Verkehrsunfall verursacht hatte. Der Unfall hatte sich jedoch nie ereignet und das Geld war weg“, teilt die Polizei mit.

„Seien Sie bitte skeptisch bei Anrufen oder Nachrichten von vermeintlichen Verwandten oder von offiziellen Stellen, bei denen Geld, Gold oder Wertsachen gefordert werden. Übergeben oder überweisen Sie niemals Geld oder Wertsachen an Unbekannte. Informieren Sie bei Zweifeln die Polizei“, so der eindringliche Rat der Osteroder Polizei.

Häusliche Gewalt

Die Fälle häuslicher Gewalt können seit einer Änderung von Auswerteparametern nicht mehr eindeutig unterhalb der Landkreis-Ebene erhoben werden. Aufgrund der engen Zusammenarbeit der Polizei mit der Beratungs- und Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt seien jedoch tendenzielle Aussagen zur Entwicklung der polizeilich registrierten Fälle häuslicher Gewalt möglich.

„Bereits für das Jahr 2021 haben wir eine Steigerung auf deutlich mehr als 100 Fälle häuslicher Gewalt registriert. In 2022 hat sich dieser negative Trend auf einem hohen Niveau fortgesetzt“, so Heiko Fettes vorsichtige Einschätzung. „An die Opfer häuslicher Gewalt kann ich nur appellieren, sich frühzeitig, bereits beim ersten Vorfall, an die Polizei zu wenden. Mit wirksamen Maßnahmen, die wir gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern ergreifen, gelingt es uns regelmäßig, die Spirale der Gewalt rechtzeitig und nachhaltig zu beenden.“

Gewalt gegen Einsatzkräfte

Nach 17 Fällen im Jahr 2020 und 15 Fällen in 2021 ist es im vergangenen Jahr in elf Fällen zu Widerstandshandlungen gegenüber Beamten des Polizeikommissariats Osterode gekommen. Davon waren vier Fälle als tätliche Angriffe zu werten. „Feuerwehr- oder Rettungskräfte waren davon glücklicherweise nicht betroffen.“

Der Kommissariatsleiter ergänzt: „Leider kommt es immer wieder zu Aggressionen gegenüber Einsatzkräften. Die sinkende und vergleichsweise geringe Anzahl von strafrechtlich relevanten Verhaltensweisen führe ich vor allem auf die Trainings meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie auf den zunehmenden Einsatz der sogenannten Bodycams, mit denen Einsätze videografisch dokumentiert werden, zurück“.

Körperverletzungsdelikte

Die Entwicklung der Körperverletzungsdelikte korreliert vermutlich am stärksten mit den Infektionsschutz-Maßnahmen. Während sich in der Corona-Zeit die Körperverletzungen zunehmend im häuslichen Bereich ereignet hätten, seien im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr Delikte im öffentlichen Bereich festgestellt worden. Mit der Aufhebung sämtlicher Kontaktbeschränkungen habe sich die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Konfliktsituationen beim Zusammentreffen in Personengruppen, vor allem bei Feiern und Veranstaltungen, wieder deutlich erhöht, so die Polizei.

Ein besonderes Indiz dafür sei der Anstieg der gefährlichen Körperverletzungen, die sich auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen ereignet haben, von 14 auf 24 Taten. Von den 21 ermittelten Tatverdächtigen sei über die Hälfte jugendlich oder heranwachsend.

Betäubungsmittelkriminalität

Bei den Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz machten Straftaten im Zusammenhang mit Cannabis weiterhin über 60 Prozent der Delikte aus. Bei über 30 Prozent der Verfahren wurden Amphetamine festgestellt.

Eine wesentliche Ursache dafür sehen die Beamten des Polizeikommissariats Osterode in der hohen Verfügbarkeit der Drogen, die durch Beschaffungswege über das Internet begünstigt werde.

Sachbeschädigungen

Bei den Sachbeschädigungen war im vergangenen Jahr eine Zunahme um 22 auf 314 Taten zu verzeichnen. Damit lägen die Fallzahlen weiterhin deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 250 Taten. Die Zunahme ist laut Angaben der Polizei auf Sachbeschädigungen zurückzuführen, die im öffentlichen Raum begangen wurden (+14 auf 87 Taten). Rund die Hälfte aller Sachbeschädigungen würden im Stadtgebiet Osterode begangen. Neben Kraftfahrzeugen (ein Drittel aller Fälle) werden vor allem Verkehrszeichen, Straßenlaternen, Wartehäuschen und öffentliche Gebäude wie Schulen, Dorfgemeinschaftshäuser oder Turnhallen angegangen.

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„Die Entwicklungen in diesem Deliktsbereich betrachten wir gerade mit Blick auf die Schadenssummen und die Sinnlosigkeit derart mutwilliger Zerstörungen mit einiger Sorge. Bei unseren Ermittlungen sind wir in besonderem Maß auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen“, appelliert Knappe.

Kinder- und Jugendkriminalität

Mit einem Anteil von 7,8 Prozent an der Gesamtzahl aller ermittelten Tatverdächtigen seien Jugendliche im vergangenen Jahr wieder so häufig als Tatverdächtige in Erscheinung getreten wie bereits vor der Pandemie. Im Vergleich zum Jahr 2021, in dem ein historischer Tiefstwert erreicht worden war, sei das eine Zunahme von 64 auf 93 jugendliche Tatverdächtige.

Die Deliktsbereiche mit einer nennenswerten Anzahl von minderjährigen Tatverdächtigen seien leichte Körperverletzungen, Ladendiebstähle, Sachbeschädigungen, Verstöße mit Cannabis-Produkten und die Verbreitung pornografischer Inhalte, so die Polizei abschließend.