Bad Sachsa. Als „Marionette der Vaterlandsverräter“ wird Bad Sachsas Bürgermeister nach einem Interview beschimpft. Er appelliert Hass, keinen Raum zu bieten.

Hass und Hetze im Internet – längst sind sie Alltag geworden. Erst recht, wenn es um umstrittene Themen wie eine Flüchtlingsunterkunft geht. Bad Sachsas Bürgermeister Daniel Quade ist in jüngster Vergangenheit solchen Nachrichten ausgesetzt: „Ist Ihnen nicht besseres eingefallen als Flüchtlinge bei Ihnen im Hotel unterzubringen? Geht’s noch?“ oder aber „Warum haben Sie eigentlich vor dem Rathaus nur ukrainische Fahnen gehisst und keine Deutschen? Ist der Ekel auf die deutsche Fahne so groß? Hätte gerne eine Antwort als Deutsche!“ sowie „Sie sind eine eingesetzte Marionette der Vaterlandsverräter…“. Dies sind nur einige der Zuschriften, die dem Verwaltungschef aus dem Südharz im Nachgang zu einem Interview beim Fernsehsender „n-tv“ über diverse Social-Media-Kanäle oder per E-Mail zugegangen sind.

Landesaufnahmebehörde plant Einrichtung mit 500 Plätzen

Der Verwaltungschef aus der Uffestadt hatte dort seine Sicht der Dinge zu der Außenstelle des Grenzdurchgangslagers Friedland, die in den Räumen der ehemaligen Paracelsus-Klinik gerade am entstehen ist, berichtet. Im Kern ging es um die Forderung Quades, die seitens der Landesaufnahmebehörde (LAB) Niedersachsen geplante Anzahl von 500 Plätzen auf maximal 200 zu reduzieren.

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Der Harz Kurier hatte hierüber bereits Anfang Dezember 2022 berichtet. Im Gespräch mit der Redaktion hatten die Fraktionen des Bad Sachsaer Stadtrates sogar ebenfalls in dem Zeitraum gar eine Reduzierung auf maximal 150 Plätze in Bad Sachsa gefordert.

Bürgermeister sieht Verrohung der Gesellschaft

Für Daniel Quade sind die Nachrichten ein Beleg für die fortschreitende Verrohung der Gesellschaft. Insbesondere Mandatsträger oder eben Bürgermeister würden ihn dieser oder noch schlimmerer Form Hetze oder gar Gewalt ausgesetzt. Quade erinnert dabei daran, dass erst Mitte Februar ein junger Amtskollege Suizid begangenen habe und einem anderen Mitte diesen Monats Schweineköpfe vor die Tür gelegt wurden. „Früher war der Job des Bürgermeisters ein Traumjob, heute ist das leider anders.“

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Mit der Veröffentlichung der Nachrichten wolle er aber kein Mitleid erzeugen, vielmehr gehe es ihm darum, die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, auf dieses Problem aufmerksam zu machen.

Quade: „Mobbing und Hass keinen Platz bieten“

Dabei – und das betont der Bürgermeister ausdrücklich --, freut er sich darüber, dass die Bevölkerung von Bad Sachsa solche Tendenzen nicht zeige. „Es macht mich stolz, dass in unserer Stadt so etwas nicht vorkommt, dass Querdenker und Co trotz aller Krisen bislang in Bad Sachsa keinen Platz gefunden haben.“ Er appelliert aber auch daran, dass die Menschen Mobbing oder Hass-Reden nirgends in der Gesellschaft Platz geben sollten.

Starttermin der Unterkunft ist weiter unklar

Weiterhin unklar ist allerdings, wann die Flüchtlingsunterkunft in Bad Sachsa an den Start gehen soll. Seitens des LAB wurde auf mehrfache Nachfrage unserer Redaktion kein genaues Datum genannt, allerdings sucht der ASB-Kreisverband Northeim-Osterode, der die Außenstelle betreiben wird, zum 1. Mai Personal für den Betrieb.

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