Samtgemeinde Hattorf. . In Hattorf ist ein neuer Samtgemeinde-Bürgermeister gewählt worden: Der 31-Jährige Daniel Kaiser gewinnt mit 52,4 Prozent der Stimmen. Das Interview.

Als jüngster Kandidat ging Daniel Kaiser für die SPD in das Rennen um das Hattorfer Samtgemeindebürgermeister-Amt. Am Sonntag entschieden die Wähler mit einer Mehrheit von 52,4 Prozent: Kaiser wird das neue Verwaltungsoberhaupt der Samtgemeinde Hattorf.

In unserem Interview Anfang März 2023 vor der Wahl stellte der 31-jährige Hattorfer sich und seine Ziele vor. Hier können Sie es nachlesen:

Was hat Sie bewegt, sich zur Wahl stellen zu lassen?

Ich lebe sehr gerne hier in der Samtgemeinde und sehe hier meine Zukunft. Ich glaube, so geht es vielen, denn wir haben eine sehr lebens- und liebenswerte Samtgemeinde. Mein Ziel ist es, das zu erhalten und weiter auszubauen. Ich sehe mich aufgrund meiner Interessen und Vorerfahrung gut im Stande, die Samtgemeinde weiter nach vorne zu bringen. Ich bin relativ jung – 31 Jahre – aber das sehe ich nicht als Nachteil, sondern als Chance. Ich kann Dinge voranbringen, nicht nur über einen kurzen Zeitraum, sondern ich könnte Projekte von Anfang bis Ende begleiten.

Welche Interessen und Vorerfahrungen sind das?

Ich würde mir damit das Hobby zum Beruf machen: Ich bin Hobbypolitiker seit für mich klar war, dass ich in der Samtgemeinde wohnen bleibe und hier meine Zukunft sehe. Ich bin in die SPD eingetreten und habe mich dort engagiert, bin jetzt seit dieser Legislaturperiode sowohl im Samtgemeinde- als auch im Gemeinderat Hattorf vertreten. Im Samtgemeinderat bin ich unter anderem stellvertretender Fraktionsvorsitzender für die SPD. Ich konnte mich also schon im Kleinen engagieren und die Ideen und Ziele, die ich habe, voranbringen. Als Samtgemeindebürgermeister kann man das natürlich noch viel aktiver.

Die andere Erfahrung, die ich mitbringe, ist meine Verwaltungsexpertise. Ich habe von 2011 bis 2014 ein duales Studium beim Landkreis Göttingen absolviert. 2014 machte ich meinen Bachelor der allgemeinen Verwaltung, seitdem arbeite ich dort. Mein Weg beim Landkreis führte mich unter anderem zur Kommunalaufsicht. Diese überprüft die kreisangehörigen Gemeinden und unterstützt sie. Das heißt, ich habe hier die Haushaltspläne der kreisangehörigen Gemeinden geprüft und versucht, bei Ratsbeschlüssen, wenn es kritisch wurde oder Rechtsfragen offen standen, zu klären und zu vermitteln. Ich denke, das bereitet mich auch gut auf die Aufgaben des Samtgemeindebürgermeisters vor. Neben der Arbeit habe ich dann noch einmal studiert und von 2017 bis 2019 meinen Master „Kommunales Verwaltungsmanagement“ in Hannover gemacht. Mittlerweile bin ich Fachdienstleiter für Ordnung, Gewerbe und Bevölkerungsschutz. Ich habe dadurch unter anderem mit Katastrophenschutz, Rettungsdienst und der Kreisfeuerwehr zu tun. Hier schließt sich auch der Kreis zu meinem weiteren Hobby, der Feuerwehr. In der Feuerwehr der Samtgemeinde bin bereits viele Jahre aktiv.

Auf was möchten Sie sich besonders fokussieren?

Da wo wir noch Nachholbedarf haben in der Samtgemeinde – dort wo ich meine Ziele ansetze: Das Land Niedersachsen hat beschlossen, 2026/27 den Rechtsanspruch auf Ganztages-Grundschulbetreuung einzuführen. Ich möchte derartige Themen gerne aktiv angehen und nicht abwarten, bis man den eigenen Gestaltungsspielraum verliert. In der Kita gibt es die Möglichkeit bereits, dass Eltern ihre Kinder bis in den Nachmittag betreuen lassen können – Das muss auch in der Grundschule möglich sein. Denn viele Berufsgruppen und Alleinerziehende sind auf flexible Betreuungszeiten angewiesen. Ich denke, wir haben mit der Notbetreuung in Wulften und Hattorf eine gute Übergangslösung geschaffen. Letzten Endes ist mein Ziel der Anspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule, um die bestmögliche Bildung zu ermöglichen.

Der Einsatz für mehr Nachhaltigkeit ist mir ebenfalls wichtig, dort haben wir noch Nachholbedarf in der Samtgemeinde. Wir haben noch keine E-Ladesäule, dort können und müssen wir an uns arbeiten. Erneuerbare Energien wie Photovoltaik auf kommunalen Gebäuden gehören für mich einfach dazu, da es nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den Gemeinde-Geldbeutel wichtig ist.

Ein weiterer Punkt ist das Stichwort Gewerbe: Wir haben nicht nur sehr aktive Vereine und Verbände, wir haben auch gute Gewerbetreibende. Es ist wichtig, als Samtgemeindebürgermeister ein offenes Ohr zu haben und wichtige Entscheidungen bezüglich der Gewerbetreibenden zu treffen. Hier haben wir die Gewerbesteuer, die wir beeinflussen können: Wir sollten darauf achten, dass sie unsere Gewerbetreibenden nicht überbelastet. Darüber hinaus haben wir die Möglichkeit, über unsere Vergaben – Vergaberecht ist ein komplexes Recht – Gewerbetreibende vor Ort durch Aufträge zu unterstützen. So profitieren wir als Samtgemeinde dreifach: Wir bekommen gute Leistungen, erhalten den Standort und nicht zuletzt bekommen wir über die Gewerbesteuer monetär etwas zurück. Natürlich müssen wir uns dabei in einem rechtlichen Rahmen bewegen, denn bei bestimmten Wertgrenzen befinden wir uns in einer bundes- oder sogar europaweiten Ausschreibung. Letztendlich geht es bei der Auftragserteilung um das wirtschaftlichste Angebot, aber bei der Ausgestaltung der Ausschreibung haben wir Spielräume im Vergaberecht – und diese müssen wir für unsere Gewerbetreibenden nutzen.

Was macht die Samtgemeinde gut? Was gilt es in den kommenden Jahren weiter zu verfolgen?

Was wir hier gut machen ist, dass es uns in den vergangenen Jahren gelungen ist, die Samtgemeinde zu entschulden. Wir hatten Liquiditätskredite in Millionenhöhe und haben diese Kredite abbauen könnten. Das ist sehr wichtig, denn es wird zunehmend schwieriger: Man nehme als Stichwort die Inflation. Die Preise steigen – auch für die Kommunen. Diese Entschuldung war also notwendig. Das bedeutet zeitgleich auch, dass wir verhindern müssen, dass das noch einmal passiert. Die Folgen für stark verschuldete Kommunen kenne ich aus meiner Erfahrung in der Kommunalaufsicht: Sie haben eine ungemeine Einbuße in ihrem Gestaltungsspielraum. Sie haben großartige Ideen, aber keine Möglichkeiten, sie umzusetzen, da das Geld fehlt.

Wir sind auch im Bereich Feuerwehr mit unseren vier leistungsstarken Ortsfeuerwehren sehr gut aufgestellt. Hier müssen wir auch in Zukunft weiter investieren. Zum einen ist dies für den Brandschutz wichtig, zum anderen aber auch für die Gesellschaft. Denn die Vereine und Verbände – gerade in kleinen Gemeinden – leisten sehr viel. Als Bürgermeister der Samtgemeinde würde ich es als wichtig ansehen, das auch weiter zu unterstützen, beispielsweise bei Antragsverfahren oder dem Netzwerken.

Wir haben, auch wenn wir eine kleine Kommune sind, eine weitgehend gute Infrastruktur. Als gutes Beispiel gilt das Schwimmbad als gesellschaftlicher Treffpunkt. Auch wenn es eine Menge Geld kostet, solche Projekte zu erhalten und zukunftsfähig zu machen, sind sie nicht wegzudenken. Hier ist ein Mehrjahresplan für die Investitionen fällig. Lieber planvoll und beständig investieren, als einen Investitionsstau vor sich zu haben, der die Finanzen überfordert.

Was macht für Sie persönlich die Samtgemeinde so besonders?

Besonders sind für mich unter anderem die vielen Ehrenamtlichen und Vereine. Ich selbst bin mit zahlreichen Vereinen aufgewachsen, in denen ich mich engagiert habe. Neben der Feuerwehr, war ich in meiner Jugend beispielsweise sehr erfolgreich beim Judo. Hier wurde ich unter anderem norddeutscher Meister. In der Feuerwehr bin ich bis heute in der Einsatzabteilung, was mir extrem viel Spaß macht.

Gibt es eine persönliche Herausforderung, die Sie in dem Amt des Samtgemeindebürgermeisters sehen?

Das Amt ist vielfältig und besteht aus vielen Bereichen. Eine große Herausforderung – und ein großes Ziel – sehe ich darin, das Erfolgsmodell Samtgemeinde fortzuführen und die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden zu stärken. Die Aufgaben, die auf uns zukommen, werden komplexer. Wir haben gesetzliche Vorgaben, die wir erfüllen müssen, beispielsweise mit dem Online-Zugangsgesetz und der Umsatzbesteuerung der Kommunen. Als kleine Kommune müssen wir da Kräfte bündeln. Wichtig ist mir, die Experten aus den einzelnen Gemeinden mitzunehmen. Das heißt, dass wir die Entscheidung weiterhin in den Gemeinden lassen und damit die vier selbstständigen Orte und die Samtgemeinde haben. Wir haben vier ehrenamtliche Bürgermeister, darunter eine Bürgermeisterin, die einen guten Job machen und viel repräsentative Arbeit leisten und als Netzwerker agieren. Mir ist wichtig, als Samtgemeindebürgermeister zwischen Bürgern, Politik und Verwaltung zu vermitteln.

Zur Person

Daniel Kaiser (31 Jahre) ist gebürtiger Hattorfer. Nach seinem Abitur begann er 2011 in Hannover sein duales Bachelor-Studium „Allgemeine Verwaltung“, ehe er nach dem Abschluss bei der Straßenverkehrsbehörde des Landkreises Göttingen arbeitete. In dieser Zeit, von 2017 bis 2019 folgte der Master of Arts im Bereich „Kommunales Verwaltungsmanagement“. Nach einer zweijährigen Arbeitszeit in der Kommunalaufsicht und einem Jahr als Teamleiter der Bußgeldstelle begann er seine Stelle als Fachdienstleiter im Bereich Ordnung, Gewerbe und Bevölkerungsschutz.

Neben seiner Aktivität in mehreren Vereinen, darunter der Feuerwehr und Fußball, ist Daniel Kaiser für die SPD sowohl Mitglied im Gemeinderat Hattorf als auch im Samtgemeinderat Hattorf aktiv.

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