Harz. Drei Arten der Pilzgattung Stachelbart wurden 2021 im Harz nachgewiesen – eine davon ist ein Erstfund im Nationalpark.

Die Buchenwälder zählen zu den bedeutendsten Lebensräumen im Nationalpark Harz. Häufig sind Bach- und Flussläufe, Schluchtwälder und Felsbiotope in die Waldgesellschaften eingestreut. Die alten Wälder verfügen oftmals schon über einen hohen Anteil an lebenden und abgestorbenen Habitatbäumen, liefern starkes stehendes und liegendes Totholz und sind Lebensraum für viele Tier-, Pflanzen- und Großpilzarten. Eine typische Zeigerart naturnaher Wälder ist dabei die Pilzgattung der Stachelbärte.

Igel-Stachelbart bei Ilsenburg im Harz entdeckt

Drei Stachelbart-Arten konnten in diesem Jahr im Nationalpark Harz nachgewiesen werden – eine davon als Erstfund im Nationalparkgebiet. Das berichtet der Nationalpark Harz. Stachelbärte sind eine eher kleine Pilz-Gattung. In Europa spricht man von vier nennenswerten Arten, wobei eine Art an Tanne vorkommt, welche im Harz nicht heimisch ist. Stachelbärte sind Xylobionten, also Holzbewohner. Sie kommen als Wundparasiten an lebenden Bäumen oder an Totholz vor. Sie fruktifizieren sehr zerstreut bis selten vom Frühsommer bis in den Spätherbst.

Dorniger Stachelbart.
Dorniger Stachelbart. © Nationalpark Harz | Danilo Hartung

Im Oktober 2021 konnte im Nationalparkgebiet erstmals der Igel-Stachelbart (Hericium erinaceum) in einem Laubwaldgebiet bei Ilsenburg nachgewiesen werden. Die Fruchtkörper des Igel-Stachelbarts sind weißlich bis cremefarben. Die Art bildet keine Hüte, sondern dichte Büschel hängender Stacheln, die aus einem gemeinsamen Strunk heraus wachsen. Gefunden wurde der Pilz in einer Stammverletzung an einer lebenden Buche.

Dorniger Stachelbart und Ästiger Stachelbart

Weitere Nachweise gibt es im Nationalpark Harz vom Dornigen Stachelbart (Hericium cirrhatum) und vom Ästigen Stachelbart (Hericium coralloides). Sie wachsen auf liegendem und stehendem Totholz von Buchen. Der Fruchtkörper des Dornigen Stachelbarts besteht aus hutartigen, flachen und ungestielten Elementen, die büschelartig zusammengewachsen sind. Der Pilz ist ein Folgezersetzer, der Weißfäule auslöst. Die bei der Zersetzung der holzigen Bestandteile freiwerdenden Nährstoffe können von anderen Organismen genutzt werden.

Dieser bizarr geformte Ästige Stachelbart (Hericium coralloides) thront an einem Buchenstumpf, der von einer Vielzahl von Zunderschwämmen (Fomes fomentarius) besetzt ist. Der Stumpf befindet sich in der letzten Phase der Holzzersetzung.
Dieser bizarr geformte Ästige Stachelbart (Hericium coralloides) thront an einem Buchenstumpf, der von einer Vielzahl von Zunderschwämmen (Fomes fomentarius) besetzt ist. Der Stumpf befindet sich in der letzten Phase der Holzzersetzung. © Nationalpark Harz | Ute Springemann

Der Ästige Stachelbart ist bizarr geformt, vielfach verzweigt und von zuerst weißer Farbe, später blass-ockerfarben. Der abgebildete Pilz thront an einem Buchenstumpf, der von einer Vielzahl von Zunderschwämmen (Fomes fomentarius) besetzt ist. Der Stumpf befindet sich in der letzten Phase der Holzzersetzung.

Fundorte liegen in der Naturdynamikzone

Alle Fundorte befinden sich in der Naturdynamikzone des Schutzgebietes, also in Wäldern, die schon länger aus der Nutzung genommen wurden und in denen der Mensch nicht mehr eingreift. Durch Wegegebot und Sammelverbot im Nationalparkgebiet finden zahlreiche, teilweise sehr seltene Arten dort einen geschützten Rückzugsraum.