Magdeburg. Der Borkenkäfer liebt es warm und trocken und breitet sich in diesem Jahr besonders emsig aus. In Sachsen-Anhalt soll nun die Bundeswehr helfen.

Die deutschen Waldbesitzer sprechen von einer „Jahrhundertkatastrophe“, jetzt soll auch die Bundeswehr gegen den Borkenkäfer vorgehen: Sachsen-Anhalt will im Kampf gegen die Schädlingsplage die Hilfe des Militärs in Anspruch nehmen. Er habe ein entsprechendes Angebot von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bekommen und dankend angenommen, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Donnerstag in Magdeburg.

Schon am Freitag soll es das erste Gespräch zwischen Vertretern des Militärs, der Landesregierung sowie der Waldbesitzer geben, um zu klären, wie die Unterstützung konkret aussehen könnte. Regierungschef Haseloff beauftragte das Innenministerium von Holger Stahlknecht am Donnerstag, federführend das weitere Geschehen zu koordinieren. Auch Umwelt- und Agrarministerin Claudia Dalbert (Grüne) ist eingebunden.

Panzer sollen nicht durch den Wald rollen

Zuvor hatte Stahlknecht am Mittwochabend in seiner Funktion als CDU-Landeschef einen Bundeswehreinsatz im Kampf gegen den Borkenkäfer erbeten. Das Verteidigungsministerium hatte bereits am Dienstag öffentlich avisiert, entsprechende Einsätze zu prüfen - und auch aktiv seine Hilfe bei den entsprechenden Landesregierungen angeboten.

„Es geht nicht darum, dass man mit dem Panzer durch den Wald walzt, auf keinen Fall“, sagte Innenminister Stahlknecht zum möglichen Bundeswehr-Einsatz. „Es geht um logistische Hilfe und gegebenenfalls darum, auch Bäume wegzusägen.“

Das Problem vieler Forstwirte und Waldbesitzer: Sturm und Dürre sorgten schon 2018 für viele beschädigte und absterbende Bäume. Die Waldbesitzer in Sachsen-Anhalt hatten daraufhin geklagt, dass sie mit dem Aufräumen kaum nachkämen. So hatte der Borkenkäfer dieses Jahr in Fichtenwäldern besonders leichtes Spiel, sich rasant auszubreiten.

Der Harz ist von vielen Schädlingen betroffen

Nach Angaben des sachsen-anhaltischen Landesforstes ist vor allem der Harz von vielen Schädlingen betroffen, auch im Südharz und in kleineren Lagen in der Altmark und in Anhalt gibt es Meldungen. Seit Jahresanfang habe der Landesforstbetrieb 500.000 Festmeter Holz wegen des Käfers und der Trockenheit zwangsweise abholzen müssen, sagte eine Sprecherin. Das ist so viel, wie sonst regulär in einem Jahr im Landesforst an Bäumen eingeschlagen wird. Es sei wichtig, möglichst viele betroffene Bäume aus dem Wald zu holen, um im kommenden Jahr nicht wieder eine große Plage zu haben.

Eine Ausnahme ist der Nationalpark Harz: Dort gilt der Borkenkäfer als Helfer, um aus dem schädlingsanfälligen und weniger artenreichen Monokultur-Fichtenwald einen widerstandsfähigeren Mischwald zu machen. Das soll sich nach Angaben des Umweltministeriums auch nicht ändern: „Es gilt das Nationalparkgesetz und da gilt: Natur ist Natur“, so Sprecherin Jenny Schwarz. Es gebe um den Nationalpark eine mehrere hundert Meter breite Schneise, in der Schadholz weggeräumt werde. „Damit der Borkenkäfer nicht auf den Privatwald übergreift.“ dpa