Madrid. Der spanische Altkönig Juan Carlos hat mit Affären das Ansehen der Monarchie beschädigt. Jetzt will er endgültig in Rente gehen.

„Ich glaube, dass der Moment gekommen ist, um ein neues Kapitel meines Lebens zu beginnen“, heißt es im Abschiedsbrief von Spaniens Altkönig Juan Carlos, mit dem der 81-Jährige ankündigte, sich endgültig aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen.

Bereits vor fünf Jahren hatte Juan Carlos formell abgedankt und das Zepter an seinen Sohn Felipe übergeben. Der König im Ruhestand war seitdem aber noch gelegentlich im Auftrag des Königshauses unterwegs, um den Staat zu repräsentieren – damit ist nun ebenfalls Schluss.

Juan Carlos’ hört auf: Das Gehen fällt ihm schwer

Das Adiós kommt alles andere als überraschend: Gesundheitliche Beschwerden machen Juan Carlos immer mehr zu schaffen. Im letzten Jahrzehnt ist der königliche Senior wenigstens zehn Mal operiert worden. Vor allem an seinen Knie- und Hüftgelenken, die inzwischen durch Prothesen ersetzt wurden.

Hintergrund: Proteste gegen das Königshaus - Spaniens Monarchie wankt

2011 waren sie noch zusammen unterwegs: König Juan Carlos von Spanien und Königin Sofía.
2011 waren sie noch zusammen unterwegs: König Juan Carlos von Spanien und Königin Sofía. © dpa | Claudio Onorati

Das Gehen bereitet ihm zunehmend Mühe, Stolperunfälle machen immer wieder Schlagzeilen. Ein Krückstock wurde zu seinem ständigen Begleiter. Sein bisher letzter öffentlicher Auftritt bestand in einem Besuch der Stierkampfarena in Madrid, wo dieser Tage mit sechs Stierkämpfen die Saison eröffnet wurde. Juan Carlos ist Spaniens prominentester Fan der Stierkämpfe, die zunehmend umstritten sind und deren Zahl von Jahr zu Jahr geringer wird.

Keine wichtigen Auftritte mehr

Der 51-jährige Felipe hatte seinem Vater schon länger keine wichtigen Auftritte mehr überlassen. Auch deswegen, weil der Ruf von Juan Carlos bis heute durch zahlreiche Skandale und Seitensprünge angeschlagen ist. Affären, die das Ansehen der Monarchie beschädigten. Zwar schaffte es Felipe in den letzten Jahren, das Prestige des Königshauses wieder etwas aufzupolieren. Doch in aktuellen Umfragen spiegelt sich, dass das Vertrauen des spanischen Volkes in die Monarchie weiterhin angeknackst ist.

Nach einer Meinungsstudie der königstreuen nationalen Tageszeitung La Razón unterstützen nur 59 Prozent der Bürger das derzeitige monarchische System, in dem das Amt des Staatschefs vererbt und nicht durch eine Wahl vergeben wird.

König Felipe von Spanien (M), seine Mutter Königin Sofia (2.v.r.), Königin Letizia (2.v.l.) und ihre Töchter Kronprinzessin Leonor (l) und Prinzessin Sofia.
König Felipe von Spanien (M), seine Mutter Königin Sofia (2.v.r.), Königin Letizia (2.v.l.) und ihre Töchter Kronprinzessin Leonor (l) und Prinzessin Sofia. © dpa | Clara Margais

Juan Carlos war fast 39 Jahre königlicher Staatschef und wurde nach seinem Amtsantritt 1975 zum Wegbereiter der spanischen Demokratie. 2014 dankte er ab, nachdem die öffentliche Kritik an seiner Amtsführung und seinem ausschweifenden Leben immer größer geworden war.

Von Königin Sofía getrennt

Als einer der größten Tiefpunkte gilt bis heute jene Großwildjagd in Botswana, bei der sich Juan Carlos im Jahr 2012 die Hüfte brach. Durch den Unfall kam heraus, dass damals die deutsche Geschäftsfrau Corinna zu Sayn-Wittgenstein seine ständige Begleiterin war und nicht mehr Königin Sofía, von der er inzwischen getrennt lebt.

Im vergangenen Jahr tauchten Audiobänder auf, auf denen zu Sayn-Wittgenstein den Altkönig beschuldigte, es mit der Ehrlichkeit nicht so genau zu nehmen: „Er unterscheidet nicht zwischen dem, was legal ist und was illegal ist“, sagte sie damals einem hochrangigen spanischen Polizeioffizier, der das Gespräch heimlich aufzeichnete.

In dem Gespräch behauptete sie zudem, dass Juan Carlos einen Teil seines Reichtums vor dem Finanzamt verstecke. Und dass er in jenen Schmiergeldskandal verwickelt sei, für den der königliche Schwiegersohn Iñaki Urdangarin im Jahr 2017 zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt wurde.

Auch habe der ehemalige Staatschef millionenschwere Provisionen für Geschäfte kassiert, die er im Namen der spanischen Industrie eingefädelt hatte. Beweise für diese brisanten Vorwürfe wurden bisher aber nicht in der Öffentlichkeit bekannt.