Berlin. Viele Banken knausern bei den Zinsen. Wer dem begegnen und dabei auf Tages- oder Festgeld setzen will, muss handeln.

Wer sich auf Internetseiten vieler Banken über die aktuellen Zinskonditionen informieren möchte, zweifelt manchmal an der Ernsthaftigkeit der Verfasser dieser Texte. „Gönnen Sie sich etwas!“ locken die Überschriften. „Schöne Rendite auf dem Tagesgeldkonto – besser als Ihr Girokonto!“ Und nur wenige Zentimeter weiter unten prangt dann der mickrige Zins. 0,3 Prozent oder sogar weniger sind keine Seltenheit.

Das klingt unfreiwillig komisch und erklärt sich so, dass bei Banken eher Menschen der Zahlen, nicht der Worte arbeiten. Zudem sind solche Informationsseiten oft seit vielen Jahren unverändert im Netz, und das Einzige, das ausgetauscht wird, ist der Zinssatz. Dieser war jahrelang im Sinkflug, und der Abstand zum unverzinsten Girokonto wurde immer kleiner oder verschwand komplett, was die Formulierungen schräg werden ließ.

Zinswende: EZB hat Einlagezins einmal mehr erhöht

Dabei hat sich die Großwetterlage für die Banken geändert. Seit dem vergangenen Sommer hat die Europäische Zentralbank (EZB) sechs Mal die Zinsen angehoben. Banken bekommen seit Mittwoch 3,0 Prozent Einlagezins, wenn sie über Nacht Guthaben bei der EZB parken. Oder anders gesagt: Sie bekommen 3,5 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr, als sie dafür noch Strafzinsen zahlen mussten.

Das spiegelt sich aber nicht vollständig in den Zinsen für Sparer wider, auch wenn das Bundesfinanzministerium noch treuherzig in seinem Onlineangebot schreibt, dieser EZB-Einlagezins sei „faktisch die Untergrenze des Zinses für das Tagesgeld am Geldmarkt“. Anscheinend ist auch diese Einschätzung veraltet. Lesen Sie auch: Debitkarte: Warum manche Bank den Kunden zu viel verspricht

Der Geldratgeber Finanztip hat die kurzfristigen Sparzinsen von 36 großen und kleineren Banken sowie Sparkassen quer durch die Bundesrepublik untersucht. Die Stichprobe ergab: Ganze 0,25 Prozent Jahreszinsen oder noch weniger sind bei einigen Instituten der aktuelle Ertrag fürs Tagesgeld. Noch bitterer sieht es beim klassischen Sparbuch mit Kündigungsfrist aus, hier gibt es oft traurige 0,001 Prozent. Und Anzeichen für eine Trendwende sind nicht in Sicht.

Bessere Zinsen sind möglich - dafür braucht es etwas Recherche

Auf Anfrage wiesen manche Banken darauf hin, dass ja auch die negativen Einlagezinsen der EZB damals nicht auf breiter Front an Kunden weitergegeben wurden. Das mag zum Teil stimmen, allerdings hatten die allermeisten Banken in der Ära der Negativzinsen noch ausdrücklich diesen Zusammenhang hergestellt. Das Argument ist also nicht sehr wasserdicht. Viel nahe liegender als Grund ist die nüchterne Kalkulation der Institute, dass ihnen schon nicht in Scharen die Kundinnen und Kunden weglaufen werden und sie nur das allernötigste an Zinsen zahlen brauchen.

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Was heißt das für Sparerinnen und Sparer? Bessere Zinsen fürs Geld sind möglich, aber dafür ist etwas Recherche nötig. Dafür sind Zinstabellen oder Vergleichsportale besser geeignet als langwieriges Abklappern einzelner Banken. Auch interessant:Gold kaufen in der Krise? Worauf Verbraucher achten sollten

Warum sich die Suche lohnt, zeigt eine einfache Rechnung. 10.000 angelegte Euro können aktuell rund 180 Euro Zinsen im Jahr bringen. Die 1,8 Prozent gibt es beispielsweise bei der Leaseplan-Bank aus den Niederlanden. Die Akbank aus Eschborn ruft 1,6 Prozent fürs Tagesgeld auf, und die Skatbank aus Thüringen immerhin 1,48 Prozent.

Zweitkonto eröffenen – das geht auch per Smartphone

Der nächste Schritt ist ziemlich einfach. Wer diesen Zinsbonus nicht liegen lassen möchte, muss deshalb nicht der vertrauten Hausbank komplett Adieu sagen. Ein Zweitkonto bei der Konkurrenz ist schnell eröffnet, vielfach sogar vom Sofa aus, mit Identifikation per Smartphone. Dann lässt sich der gewünschte Betrag problemlos auf das frische Konto übertragen.

Finanztip rät dazu, unbedingt auf die Einlagensicherung der neuen Bank zu achten. Nicht selten geraten ausgehungerte Sparer an Fake-Anzeigen. Nur wenn es sich um ein offiziell lizenziertes Institut handelt, fließt im Krisenfall die Entschädigung, also die gesetzlich garantierten 100.000 Euro pro Kunde und Bank zurück an die Anleger.

Schadensbegrenzung in Sachen Inflation

Wird das Ersparte eine Weile nicht gebraucht, gibt es mit Festgeld noch höhere Zinsen. Viele Kreditinstitute bieten standardisierte Laufzeiten von meist drei Monaten bis zu zehn Jahren. Je länger die Laufzeit, desto höher sind in der Regel auch die Zinsen. Außerdem wird, anders als beim Tagesgeld, der Zinssatz beim Festgeld über die gesamte Laufzeit garantiert. Das gibt Ertragssicherheit, bedeutet aber auch, dass Kunden das Geld bei steigenden Zinsen nicht in eine besser verzinste Anlage umschichten können. Lesen Sie auch:Wie Sie mit Konto und Depo leicht umziehen können

Für einjährige Konten sind derzeit etwa drei Prozent Zinsen drin. Hier sollten Sparer aber nicht zu ehrgeizig kalkulieren und ihr Budget sinnvoll auf Fest- und das flexible Tagesgeld aufteilen. Angesichts der weiterhin sehr hohen Teuerungsrate, im Februar lag sie bei 8,7 Prozent, ist es umso wichtiger, sich nicht länger mit Nullzinsen zu begnügen. Vor allem Anleger, die sich nicht an das Thema Börse herantrauen, sollten ihre Zinseinnahmen verbessern. Über längere Zeiträume dürfte sich die Inflation allerdings nur im Zusammenspiel mit Aktienfonds schlagen lassen.

Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.