Berlin. Die Schweizer Großbank Credit Suisse ist in schwere Turbulenzen geraten. Wie es dazu kommen konnte. Und was jetzt die Folgen sind.

Manchmal reichen zwei Worte, um 700 Milliarden an weltweitem Börsenwert zu vernichten: „Absolutly not“ („auf keinen Fall“) hatte Ammar Abdul Wahed Al Khudairy, Präsident der saudischen Nationalbank (SNB), in einem Bloomberg-Interview auf die Frage geantwortet, ob er der Bank frisches Geld geben würde, wenn es nötig sei und damit nicht nur die Credit Suisse, sondern die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt. Die saudische Nationalbank hält 9,9 Prozent an dem altehrwürdigen Schweizer Bankhaus mit Hauptsitz am Züricher Paradeplatz, eine der teuersten Lagen der Schweiz und Symbol für den schweizerischen Wohlstand.

Ammar Abdul Wahed Al Khudairy hätte seine Aussage diplomatischer formulieren können, hätte vage antworten können. Zumal seine Aussagen nicht neu waren. Würde die SNB mehr als 10 Prozent an der Credit Suisse halten, müssten sie strengere regulatorische Anforderungen erfüllen. Daran aber haben die Saudis wenig Interesse, sie betrachten ihren Anteil an der Credit Suisse, zweitgrößte Bank der Schweiz, vor allem als Finanzinvestment. Die drastische Ablehnung aber in einer Zeit, in der die Finanzmärkte ohnehin extrem nervös sind, sorgte für Panik am Markt. Die Aktie der Credit Suisse verlor am Mittwoch zwischenzeitlich rund ein Drittel an Wert.

Credit Suisse steckt in der Krise

Noch in der Nacht sah sich die Schweizer Notenbank gezwungen, dem Geldhaus unter die Arme zu greifen. Die Credit Suisse will nun eine Kreditlinie von bis zu 50 Milliarden Franken (rund 51 Milliarden Euro aufnehmen). Zudem will die Schweizerische Nationalbank Anleihen im Volumen von drei Milliarden Franken rückkaufen, um die Credit Suisse zu stärken. Die Hilfe kam an der Börse gut an, die Aktie legte zum Handelsstart um fast ein Drittel zu und hielt sich im weiteren Verlauf oberhalb der 20-Prozentmarke.

Die Bank steckt seit geraumer Zeit in einer schweren Krise. Im vergangenen Jahr verkündeten die Schweizer ein Umbauprogramm, 9000 Stellen sollen bis 2025 wegfallen, die Investmentbanking-Abteilung geschrumpft werden. Trotzdem stand im vergangenen Jahr ein Minus von 7,3 Milliarden Schweizer Franken (rund 7,4 Milliarden Euro) in den Büchern – es war der höchste Verlust seit der Finanzkrise. Seit Monaten kehren Kundinnen und Kunden der Bank den Rücken und ziehen Geld ab.

Credit Suisse gilt als systemrelevant

Auch dieser Abschwung wäre perspektivisch zwar gefährlich geworden, kurzfristig aber durchaus verkraftbar. Kurzfristig bedrohlich wird es für Banken, wenn es zum Ansturm kommt und zahlreiche Kunden ihr Geld abziehen. So geschehen bei der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA, bei der Kunden binnen eines Tages rund 42 Milliarden Dollar abzogen und die Bank in die Pleite schlitterten.

Soweit wird es bei der Credit Suisse wohl nicht kommen. Die Bank gilt als systemrelevant, als „too big to fail“ („zu groß zum Scheitern“). Allein über Derivate im Nennwert von rund 15 Billionen Euro soll sie mit anderen Institutionen verwoben sein. Würde sie pleite gehen, würden die Schockwellen bis tief in die Wirtschaft reichen.