Rom. In Italien kommen nun Steaks aus dem 3D-Drucker auf den Teller. Doch nicht alle sind begeistert von der gedruckten Fleischalternative.

Die Bistecca Fiorentina, ein gewaltiges Stück Fleisch vom Knochen, ist in Italien für viele Liebhaber der deftigen Küche ein Muss. Das Steak stammt vom jungen Rind aus dem toskanischen Chiana-Tal, sollte 600 Gramm wiegen, zwei Zentimeter hoch sein und rasch auf dem Holzkohlengrill garen. Resultat: Ein Wagenrad ähnliches Stück Fleisch mitsamt Filet und Rückenstück sowie einem großen Knochen, innen saftig und außen kross. Viele Restaurants servieren es auf einem Holzbrett, abgeschmeckt lediglich mit Salz und Pfeffer aus der Mühle.

Fleisch-Feinschmecker in Italien sind anspruchsvoll: Ob sie sich zum ersten Fastfood verführen lassen werden, das Laborfleisch anbietet, ist durchaus fraglich. In Rom ist dieser Tage „Impact food“ eingeweiht worden, ein Lokal, das sich selbst als „das erste nachhaltige Steakhaus der Hauptstadt“ bezeichnet.

Zwischen falschen Chicken Nuggets und Burgern aus Gemüse oder 3D-gedrucktem Fleisch lockt das Lokal im Nobelviertel Parioli experimentierfreudige Kunden, die sich vor Laborfleisch und vor seinen hohen Preisen nicht scheuen. Denn ein Fast-Food-Menü mit Sandwiches im mittleren Preissegment kostet circa 15 Euro, was wesentlich über dem italienischen Durchschnitt liegt.

3D-Druckverfahren: Fleisch ohne Tier

„Impact food“ ist derzeit der einzige Importeur von Laborfleisch in Italien. 3D-gedrucktes Fleisch ist von regulärem Fleisch kaum zu unterscheiden. Ein hochmodernes 3D-Druckverfahren kann Fleisch ohne Tier produzieren. Dennoch bleiben Geschmack und Konsistenz von regulärem Fleisch erhalten. Durch den 3D-Druck-Prozess kann man die Struktur von Fleisch besser nachahmen und so auch Premium-Fleisch, wie Steaks produzieren.

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Angeboten wird im römischen Lokal auch Fleisch, das von einem US-Konzern produziert wird. Es entsteht durch Kochen, Kühlen und Pressen von Eiweißbestandteilen aus Gemüse und Hülsenfrüchten, zusammen mit Wasser, Aromastoffen und Vitaminen. Die Zusammensetzung variiert je nach Fleischsorte, wobei Kokosnussöl den Fettanteil und die Konsistenz, Rübensaft die Farbe und Erbsenprotein den Eiweißanteil beisteuert.

Hülsenfrüchte, Getreide und pflanzliche Fette ersetzten beim Fleisch-3D-Druck die Tinte

Das Fleisch wird in 3D gedruckt, um die Muskelstruktur von Rindfleisch nachzubilden, einschließlich der Marmorierung in den verschiedenen Teilstücken. Anstelle von Tinte wird ein Gemisch aus Hülsenfrüchten und Getreide, pflanzlichen Fetten und natürlich vorkommenden Pflanzenfetten verwendet. Mit diesem System kann man echte Teilstücke drucken, ähnlich denen, die man in einer Metzgerei finden würde: Rind, Schaf und Schwein, wobei sich die Produktion derzeit auf die erstgenannte Art konzentriert.

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Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni rümpft vor Laborfleisch die Nase. Ihre Rechtsregierung setzt rigoros auf den Erhalt von Italiens gastronomischer Tradition. So richtete Meloni ein „Ministerium für Landwirtschaft und Ernährungssouveränität“ ein, an dessen Spitze sie ihren Schwager Francesco Lollobrigida stellte, einen aufsteigenden Stern am italienischen Rechtsfirmament.

Studie über Auswirkung von Laborfleisch auf menschliche Gesundheit

„Weltweit wird eine Produktion forciert, die alle Menschen ernähren soll, ohne dass man sich Gedanken darüber macht, was sie essen. Wir müssen uns dem Versuch widersetzen, unsere Lebensmittel in Laborprodukte zu verwandeln“, lautet das Credo des rechten Landwirtschaftsministers, der Italiens Lebensmittelproduktion gegen „die Aggression der Globalisierung“ verteidigen will.

So beauftragte er eine Studie über die Auswirkungen von Laborfleisch auf die menschliche Gesundheit. Der Rat für Landwirtschaftsforschung (CREA) führt jetzt die Studie durch. „Wir wollen herausfinden, ob Laborfleisch schlecht für die menschliche Gesundheit sind“, sagt der Minister. Er unterstützt die Kampagne des Bauernverbands Coldiretti, der italienweit mehr als 200.000 Unterschriften für ein Gesetz gesammelt hat, das die Herstellung, Verwendung und Vermarktung von synthetischen Lebensmitteln in Italien verbieten soll - unter anderem Laborfleisch und -fisch.

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