Forscher haben nun bewiesen, was Schlaflose längst ahnten. Schon nach einer Nacht ohne Schlaf ist das Gehirn um Jahre älter geworden.

Das kranke Kind, die neue Stereo des Nachbarn oder die letzte Heimniederlage des Lieblingsvereins - es gibt etliche Gründe für eine schlaflose Nacht. Kaffee am nächsten Tag ist da eine notwendige Überlebensstrategie. Was viele mit Schlafstörungen schon vermutet haben, konnten Forscher jetzt bestätigen: Ein Gehirn ohne Schlaf zeigt einen Leistungseinbruch, als ob der oder die Betroffene um Jahre älter wäre.

Eine internationale Studie hat dafür die Merkmale von Gehirnen unterschiedlich alter Menschen mit den kognitiven Fähigkeiten von schlaflosen Probanden verglichen. Schon nach einer Nacht ohne Schlaf waren die Testpersonen kognitiv um ein bis zwei Jahre gealtert.

Schlecht geschlafen? Ein typisches Merkmal im Alter

Schlaf ist für den Menschen überlebensnotwendig. Das Gehirn erholt sich, kann die Sinneswahrnehmungen des Tages verarbeiten und trainiert beim Träumen sogar schon für den nächsten. Kein Wunder also, dass schlechter Schlaf sich direkt auf die Gehirnleistung auswirkt.

Die Untersuchung konnte erstmals nachweisen, dass eine schlechtere Schlafqualität typisch mit zunehmenden Alter ist. Umgekehrt beschleunigt Schlafentzug das Älterwerden. Laut Pressemitteilung des Jülich Forschungszentrums ist vor der Studie nicht genau bekannt gewesen, wie Schlafentzug mit dem Alterungsprozess des Gehirns zusammenhängt.

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Schnelle Erholung nach ausreichend Schlaf

Für die Studie haben die Forscher mithilfe von Algorithmen die jeweils typische Struktur eines Gehirns in einem bestimmten Alter bestimmt. Die muss nicht unbedingt dem "kalendarischen" Alter entsprechen. Kognitive Erkrankungen wie Demenz und Alzheimer lassen ein Gehirn biologisch älter aussehen als es eigentlich ist.

Die Wissenschaftler unterteilten die 134 Probanden in verschiedene Gruppen, die unterschiedlichen Schlafbedingungen ausgesetzt wurden. Bei dem vollständigen Schlafentzug, waren die Gehirne im MRT um ein bis zwei Jahre älter, als sie es noch vor dem Experiment biologisch waren.

David Elmenhorst, Teamleiter der Studie, erklärt: „Interessanterweise unterschied sich das Hirnalter aber nach einer Nacht mit Erholungsschlaf nicht mehr vom Ausgangswert. Quasi ,verjüngte‘ sich das Gehirn wieder“. Das Gehirn könne sich selbst nach längerem Schlafentzug durch Erholungsschlaf schnell wieder regenieren.

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266 Stunden ohne Schlaf : Weltrekord

Schlafentzug wird immer wieder auch als mögliches Folterinstrument erforscht. So wurde beispielsweise in Guantanamo mithilfe von Schlafentzug versucht, Häftlinge zu Geständnissen zu zwingen.

Den Rekord für die längste Zeit ohne Schlaf hält der Brite Tony Wright. Er blieb 266 Stunden oder 11 Tage und 11 Nächte lang am Stück wach. Damit er wach blieb ließ er sich in einem Pub konstant von anderen Menschen unterhalten. (os)

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