Berlin. Ein Verbot für Gas- und Ölheizungen – der Gesetzentwurf von Wirtschaftsminister Habeck stößt auf Kritik. Doch was bedeutet er konkret?

Die Energiekrise 2022 hat viele Verbraucher in Deutschland geprägt. Innerhalb von wenigen Wochen waren die Gas- und Heizölpreise damals explodiert. Zudem stiegt auch der Strompreis – speziell in Ökostrom- und Alternativtarifen. Viele Verbraucher hat das zum Umdenken angeregt. Weg von klassischen Brennstoffen und stattdessen auf erneuerbare Technologien wie eine Wärmepumpe setzen – von der Politik wird dieser Gedanke gefördert. Für eine neue Heizung gibt es 2023 Zuschüsse vom Staat.

Ölheizung ab 2024 verboten? Was nach Habecks Plan auf die Verbraucher zukommen könnte

Doch Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) will mehr Tempo und alte Gas- und Ölheizungen schon früher aus deutschen Haushalten verbannen. Das zumindest lässt der neuste Gesetzentwurf seines Ministeriums vermuten. Für nicht wenige Verbraucher sind die neuen Pläne ein Schock – Habeck plant ab 2024 ein schnelles Aus der Ölheizung. Der Gesetzentwurf – der auch unserer Redaktion vorliegt – sieht ein Verbot der Gas- und Ölheizung in Deutschland in mehreren Etappen vor:

  • Ab 2024 sollen bloß noch Heizungen mit einem Anteil von mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien eingebaut werden
  • Schon eingebaute Gas- und Ölheizungen sollen nur noch maximal 30 Jahre betrieben werden – im Anschluss Betriebsverbot
  • Ab 2045 soll ein generelles Betriebsverbot für Gas- und Ölheizungen gelten

Oliver Klapschus – Geschäftsführer des Vergleichsportals "HeizOel24" – bezeichnet die jetzt enthüllten Pläne aus Sicht der Bürger als Wahnsinn. "Wer soll das bezahlen?" Denn die Formulierung im Gesetzentwurf – "mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien" – läuft klar auf die Nutzung einer Hybridheizung hinaus. Für Verbraucher bedeutet das: Die Gas- oder Ölheizung muss in Kombination mit einer Solarthermieanlage oder einer Wärmepumpe genutzt werden. Nur dann lässt sich rein rechnerisch der hohe Anteil von 65 Prozent erneuerbaren Energien erfüllen.

Ölheizung 2024: Kritik an Habeck-Plan zu Hybridheizung – wie viel diese Alternativen kosten

Doch auch dabei stellt sich die Frage nach den Kosten. Klapschus im Gespräch mit unserer Redaktion: "Je nach Art der Hybridheizung und möglicherweise anfallenden Kosten für die Sanierung können Investitionskosten im fünf bis sechsstelligen Bereich anfallen. Allein die Kosten für eine Wärmepumpe belaufen sich auf über 15.000 Euro – bei einer normalen Luft-Wasser-Wärmepumpe. Modelle anderer Wärmequellen – etwa der Erdwärme – können noch weitaus teurer sein. Selbst die Förderung für eine neue Wärmepumpe stemmt hier nur einen Teil der Kosten."

Bezeichnung der FörderungZuschuss in Prozent
Grundförderung ("Basis-Zuschuss")30
Geschwindigkeitsbonus20 (ab 2024 – sinkt über die Jahre)
Bonus für WP mit natürlichem Kältemittel5
Bonus für Haushalte mit Einkommen unter 40.000 Euro30

In Summe sind theoretisch 85 Prozent Förderung möglich. Der Gesetzgeber hat die maximal Fördersumme aber auf 70 Prozent gedeckelt. Die maximale Fördersumme liegt bei 30.000 Euro. Bei 70 Prozent Deckelung ist somit maximal ein Zuschuss von 21.000 Euro möglich.

Hinzu kommt: Im Gesetzentwurf von Robert Habeck zur Gas- und Ölheizung wirft das generelle Betriebsverbot ab 2045 Fragen auf. Konkret sollen ab 2045 Gas- und Ölheizungen komplett verboten werden – also auch in hybriden Systemen? "In der Vergangenheit war der Bestandsschutz für Verbraucher immer weit ausgelegt", sagt Klapschus. Doch wie sieht das in Bezug auf den Gesetzentwurf ab 2045 aus? Ungewiss – im Extremfall müsste der Anteil der Gas- oder Ölheizung im hybriden System ausgeschaltet werden.

Kritik an Ölheizungsverbot von Habeck aus der Ampel-Koalition – "mit FDP nicht zu machen"

Die positive Nachricht für betroffene Verbraucher: Noch ist das alles Spekulation. Außer einem ersten Gesetzentwurf steht noch nichts fest. Zumal Habecks Pläne für Gas- und Ölheizungen in der Ampel-Koalition umstritten sind: Die FDP hat schon Widerstand angekündigt. FDP-Politiker Daniel Föst im Gespräch mit "BILD": "Habeck und sein Ministerium haben manchmal Fantasien, die mit der FDP nicht zu machen sind“. Auch aus der SPD kommt Kritik – allen voran von Bauministerin Klara Geywitz.

Ohne Nachbesserung wird es keine Zustimmung geben – so heißt es zumindest auf eine Nachfrage von "BILD". Das die Koalitionspartner das Projekt "in die richtigen Sphären leiten", hofft auch Klapschus und stellt klar: "Auch wir von der Heizölbranche sind nicht gegen den Klimaschutz – trotzdem sollte man in Deutschland eine gewisse Technologieoffenheit zulassen und die Entwicklung mit Verboten nicht zu stark einschränken." Klapschus sieht für die Zukunft etwa auch Pellet- und Ölheizungen als Alternative zu alten Brennstoffanlagen.

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Ölheizung ersetzen: Diese Alternativen gibt es neben Wärmepumpe oder Fernwärme

Eine neue Ölheizung könne man gut 30 Jahre nutzen – gerade für die ältere Generation kann das ausreichend sein. Auch die Entwicklung der Preise für Holzpellets hat sich wieder normalisiert. Stand 28. Februar liegt der Pelletspreis bundesweit unter der Marke von 400 Euro pro Tonne. Ein Liter Heizöl kostet am 28. Februar weniger als 1,10 Euro je Liter. Sowohl neue Pellet- als auch moderne Ölheizungen arbeiten effizienter als alte Anlagen und können somit eine Alternative zur alten Brennstoffheizung sein.

Der Knackpunkt an der Sache: Neue Ölheizungen werden vom Staat nicht bezuschusst. Die Förderung für eine Pelletheizung ist zudem geringer als für die Wärmepumpe und an deutlich mehr Auflagen geknüpft. Für die Kombination eine Ölheizung und Wärmepumpe gibt es ebenfalls eine Förderung – jedoch nur für den regenerativen Anteil der Wärmepumpe. Hinzu kommt noch: Der oft in die Förderungen eingerechnete "Heizungs-Tausch-Bonus" für alte Gas- sowie Ölheizungen in Höhe von 10 Prozent fällt bei Hybridheizungen weg.

HeizungGrundförderungHeizungs-Tausch-BonusWärmepumpen-BonusFörderung gesamt
Wärmepumpe2510540 Prozent
Pelletheizung101020 Prozent

Habeck will Verbot für Ölheizungen: Jetzt fix reagieren? Diesen Tipp gibt der Experte

Die Suche nach einer passenden Alternative zur Gas- oder Ölheizung gestaltet sich somit nicht einfach. Zumal die Folgen von Habecks Gesetzentwurf für Besitzer einer Brennstoffheizung noch gar nicht absehbar sind. Auch Klapschus empfiehlt deshalb: "Ruhe bewahren und erst einmal abwarten." Anfang März möchte Habeck sein Heizungsverbot von der Ampel-Koalition absegnen lassen – das zumindest berichtet die "BILD". Bis dahin könnte es aufgrund von Druck aus der Koalition noch zu Änderungen kommen – etwa einem großzügigen Bestandsschutz.

Bis dahin kann sich der Gedanke über eine mögliche Alternative trotzdem lohnen. Der Grund. Gerade alte Gas- und Ölheizungen über 30 Jahre arbeiten oft nicht effizient und sollten unabhängig von möglichen Verboten zeitnah ersetzt werden – hierzu raten auch Experten. Das Alter einer Gas- oder Ölheizung können Verbraucher ganz einfach bestimmen. Dabei helfen bestimmte Merkmale. Die neue Heizung sollte dann auf die Bedürfnisse der Bewohner sowie den Gebäudezustand abgestimmt sein. Hier helfen Fachbetriebe oder Energieberater.