Berlin. Onlinehändler Zalando will Hunderte Stellen abbauen. Das Geschäft nach Corona stagniert. Welcher Standort besonders betroffen ist.

Der Online-Modehändler Zalando will einige Hundert Stellen abbauen. Das teilten die beiden Ko-Chefs und Gründer Robert Gentz und David Schneider an die Belegschaft des Dax-Konzerns in einem Schreiben mit, das dieser Redaktion vorliegt. Zalando hat europaweit rund 17.000 Mitarbeiter, besonders hart wird es wohl einen Standort treffen.

Welche konkreten Bereiche wie stark betroffen sein werden, wisse der Vorstand jedoch selbst noch nicht. Es sei eine sehr harte aber notwendige Entscheidung, um das Unternehmen auf die in der Zukunft liegenden Herausforderungen und Chancen vorzubereiten, schreiben Gentz und Schneider an ihre Mitarbeiter.

Wie es von Unternehmensseite heißt, werden wohl vor allem in Berlin, wo rund 8000 Menschen für den Onlineversandhändler arbeiten, Stellen abgebaut. Betroffen sei vor allem das Geschäft der Kernmarke Zalando SE, heißt es. Es würden Stellen in der Verwaltung, aber auch auf Führungsebene abgebaut werden. Nicht betroffen sind demnach Mitarbeiter in den Logistikzentren, dem Kundendienst, den Outletläden sowie operative Stellen bei den Zalando Studios.

Zu all jenen Bereichen, sagt an diesem Dienstagvormittag ein 35-jähriger Mitarbeiter vor dem Zalando-Hauptquartier, zähle er nicht. „Ich mache mir also Sorgen.“ Er war eigens für den Job von London nach Berlin gezogen. „Das Problem ist, es wird derzeit nirgendwo mehr neu eingestellt. Ich würde bestimmt nicht nahtlos etwas Neues finden.“ „Ich habe noch einigermaßen Glück, im Vergleich zu einigen Kollegen“, sagt der 35-Jährige und zieht an seiner E-Zigarette: „Ich habe keine Kinder, die ich versorgen muss. Und der Job meiner Frau, die bei einem anderen Unternehmen beschäftigt ist, ist nicht bedroht.“

Ein junger Mitarbeiter sagt, sein Team werde am Mittwoch darüber informiert, wie es weitergeht. „Ich hoffe, dass es nicht unseren Bereich trifft.“ Ein anderer sagt, er sei frisch von der Universität ins Unternehmen gekommen. „Das ist mein erster Beruf nach dem Abschluss.“

Zalando baut wohl vor allem in Berlin Stellen ab

Zalando ist in den vergangenen Jahren vor allem durch das Online-Shopping-Geschäft während der Corona-Pandemie gewachsen. Doch die beiden Gründer schreiben: „Über die letzten Jahre sind einige Teile unseres Unternehmens zu stark gewachsen und wir haben ein Komplexitätslevel erreicht, dass unsere Fähigkeit schnell zu reagieren beeinflusst hat.“ Verantwortlich machen

Gentz und Schneider einen schwächeren Umsatzmarkt: Der Rückenwind durch die Pandemie habe seit 2022 nachgelassen, außerdem sei das makroökonomische Umfeld herausfordernder geworden.

Die beiden Chefs verkündeten, Zalando wolle kein großes Unternehmen mit der Struktur und dem Mindset eines großen Unternehmens sein. Stattdessen solle nun ein großes Unternehmen mit dem Mindset und der Struktur eines kleinen Unternehmens entstehen, das sich auf Werte wie Einfachheit, Pragmatismus und Sparsamkeit konzentriere.

Bereits in den vergangenen Monaten habe Zalando das Tempo der Neueinstellungen verlangsamt. Gentz und Schneider erklären nun, man wolle sich eine breite Spanne an Optionen offenhalten, inklusive interner Versetzungen, Weiterbildungen oder Unterstützung bei der Neuorientierung. Auch Freiwilligenprogramme in den betroffenen Bereichen seien denkbar. Man wolle alles geben, um Kollegen während des Prozesses zu unterstützen, schreiben die Gründer.

Wie es uns geht?“, fragt die zierliche Spanierin auf dem Weg in die Friedrichshainer Zalando-Zentrale. „Nun, für uns ist das alles noch ein großes Fragezeichen.“ Wenige Stunden nach Verkündigung der schlechten Nachrichten sind die Mienen von Mitarbeitern wie ihr, die jetzt mit Take-away-Geschirr, Kaffee-Bechern und vom Hals baumelnden Hausausweisen aus der Mittagspause an ihre Arbeitsplätze zurück kehren, ernst und nachdenklich. Sie fragen sich, ob sie unter jenen mehreren Hundert Angestellten sind, die ihren Job verlieren werden.