Berlin. Die Heizölpreise haben sich auf Vorkriegsniveau eingependelt – sollten Verbraucher jetzt bestellen? Nun äußert sich eine Expertin.

Das Jahr 2022 war für viele Verbraucher von einem Auf und Ab der Energiepreise gezeichnet. In der Hochphase der Energie- und Preiskrise musste man für eine Kilowattstunde (kWh) Gas mehr als 40 Cent bezahlen. Auch die Heizölpreise knackten immer wieder Rekordwerte. Im März 2022 hatte ein Liter Heizöl mehr als zwei Euro gekostet – diese Zeiten sind zumindest Stand heute vorbei. Der Gaspreis hat sich schon seit Dezember auf Vorkriegsniveau eingependelt und auch die Heizölpreise sind seit Jahresbeginn im Tiefflug.

Heizölpreise sinken unter 1-Euro-Marke und erreichen Vorkriegsniveau: Das sagt eine Expertin

Stand 8. Februar 2023 kostet ein Liter Heizöl im Schnitt etwas mehr als ein Euro. Anfang Februar waren die Heizölpreise auf Landesebene sogar unter die 1er-Marke gerutscht. In Nordrhein-Westfalen (NRW) und im Saarland mussten Heizölkunden etwa 98 Cent für den Liter bezahlen. Solche Preise für Heizöl in Deutschland hatte es seit Kriegsbeginn in der Ukraine nicht mehr gegeben. Vielen Kunden kommt die aktuelle Entwicklung der Heizölpreise gelegen. In vielen Haushalten ist der Heizöltank leer und die Gelegenheit ist gerade günstig.

Nach Informationen von "esyoil" ist das Bestellaufkommen am 7. Februar "sprunghaft" angestiegen – so formuliert es zumindest Expertin Claudia Lohse in ihrem Beitrag für das Vergleichsportal. Die Kaufbereitschaft der Verbraucher sei hoch und die Leser sehen einen guten Kaufzeitpunkt. Doch weshalb sind die Heizölpreise in Deutschland für die Verbraucher plötzlich so drastisch auf Vorkriegsniveau gesunken? Über die möglichen Gründe berichtet aktuell das auf Ratgeber-Themen spezialisierte Online-Portal "agrarheute" in einer Einschätzung. Folgende Gründe werden genannt:

Heizölpreise im Februar extrem eingebrochen – fünf mögliche Gründe für diese Entwicklung

  • Die Rohöl- und Gaspreise am internationalen Markt sind drastisch eingestürzt
  • Die Vorräte von Rohöl in den USA erreichten ihren höchsten Stand seit Mitte 2021
  • Die allgemein niedrigen Preise am europäischen Gasmarkt drücken die allgemeinen Energiepreise
  • Auch die Marktpreise für Erdgas haben sich auf einem stabilen Niveau eingependelt
  • Das erweiterte Öl-Embargo gegen Russland hat kaum Einfluss auf die Preisbildung genommen

Heizölpreise eng an Rohölpreise gekoppelt: Blick auf internationale Börsenpreise überrascht

Als einen wichtigen Faktor für die aktuelle Entwicklung der Heizölpreise in Deutschland nennt "agrarheute" den Absturz der Rohölpreise und der Preise für Gasöl an den internationalen Märkten. Gasöl ist ein wichtiges Vorprodukt für Heizöl oder auch Diesel und bestimmt daher die Preisbildung mit. Derzeit kostet ein Barrel US-Rohöl an der Börse 77,91 Dollar. Nordseeöl ist nach Informationen von "HeizOel24" mit 84,33 Dollar je Barrel aktuell etwas teurer. Die Tonne Gasöl wird an der Börse aktuell mit 860 Dollar pro Tonne gehandelt.

EnergieproduktPreis an der Börse
US-Rohöl77,91 Dollar je Barrel
Nordseeöl84,33 Dollar je Barrel
Gasöl860 Dollar pro Tonne
1 US-Dollar= 0,93 Euro

Als einen weiteren Faktor nennt "agrarheute" die zunehmenden Rohölvorräte in den USA – diese hätten in der ersten Februarwoche ihren höchsten Stand seit Mitte 2021 erreicht. Die allgemein niedrigen Gaspreise am europäischen Energiemarkt wirken sich zusätzlich noch einmal positiv auf die Entwicklung aller Marktpreise im Energiesektor aus. Stand 8. Februar kostet eine kWh Gas für Neukunden 12,1 Cent – zum Vergleich: Am 1. September 2022 hatte der Preis nach Informationen von "Verivox" noch bei 40,1 Cent gelegen.

Heizölpreise im Tiefflug – trotz Öl-Embargo gegen Russland: Wie die Verbraucher reagieren

Ebenso erfreulich entwickelt sich der internationale Erdgaspreis. Am Handelsplatz "Title Transfer Facility" (TTF) wurde Erdgas zuletzt unter 60 Euro pro Megawattstunde (MWh) gehandelt. Das entspricht einem Preis von weniger als sechs Cent pro kWh. Die tendenziell sinkenden Preise in anderen Energiebereichen könnten somit ein Grund für die tendenziell fallenden Heizölpreise in Deutschland sein. Zuletzt hatte das am 5. Februar 2023 in Kraft getretene Öl-Embargo der EU gegen Russland die Sorgen vor steigenden Ölpreisen befeuert.

Doch die Befürchtungen vieler Marktanalysten haben sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Die Heizölpreise sind stark gefallen. Unklar ist aber die weitere Entwicklung der Energiepreise. Auch deshalb ist die Kaufbereitschaft aktuell mutmaßlich so groß. Doch sollten Verbraucher jetzt schnell ihr Heizöl bestellen oder noch abwarten und auf noch günstigere Preise hoffen? Diese Frage können auch Marktanalysten wie Lohse nur schwer beantworten – für alle noch Unentschlossenen hat sie aber einen Tipp parat.

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Heizöl jetzt kaufen oder günstigere Preise abwarten? Experten mit Tipp für Unentschlossene

Lohse in ihrem Beitrag für "esyoil": "Wer auf die 1-Jahresansicht der Preiskurve schaut, sieht einen vergleichsweise guten Preismoment – auch, wenn es gerade wieder aufwärts geht." Die Expertin spricht damit die aktuelle Entwicklung der Heizölpreise am 8. Februar an. Denn von Dienstag auf Mittwoch sind die Heizölpreise pro Liter erneut leicht gestiegen. Nach Informationen von "Tecson" und "esyoil" um jeweils einen Cent. Das Vergleichsportal "TotalEnergies" gibt den Preis pro Liter Heizöl wie am 7. Februar mit 1,04 Euro an.

 "TotalEnergies""Tecson""esyoil"
Heizölpreise am 7. Februar1,04 Euro1,05 Euro1,01 Euro
Heizölpreise am 8. Februar1,04 Euro1,07 Euro1,03 Euro

Düstere Nachrichten in Bezug auf die Heizölpreise kommen aus Norwegen und der Türkei. Nach Informationen von "HeizOel24" geben die Probleme am neusten und größten Ölfeld in Norwegen keine Ruhe. Wegen technischer Probleme fallen voraussichtlich für zwei bis drei Tage die Förderkapazitäten von 535.000 Barrel pro Tag an Rohöl aus, heißt es in einem Beitrag von "HeizOel24"-Autor Fabian Radant vom 7. Februar. Die Erdbeben-Katastrophe in der Türkei hat wiederum zu einer Schließung des Exporthafens Ceyhan geführt – von hier aus wird auch Rohöl exportiert.

Heizölpreise könnten schon bald wieder anziehen: Düstere Prognose – das sind die Ursachen

Zudem wurde der Betrieb der türkischen Kirku-Ceyhan-Pipeline bis auf Weiteres eingestellt. Vor der Erdbeben-Katastrophe hatte diese 475.000 Barrel Öl pro Tag vom Irak ans Mittelmeer transportiert. Der Ausfall der Pipeline und der Seeweg-Engpass könnten sich in den kommenden Tagen und Wochen weiter in der Entwicklung der internationalen Energiepreise bemerkbar machen. Völlig unkalkulierbar ist die weitere Entwicklung in der Türkei und Syrien. Fest steht: Je länger die Probleme andauert, desto größer die Gefahr erneut ansteigender Heizölpreise.