Berlin. Im öffentlichen Dienst beginnen die Tarifverhandlungen. Verdi fordert 10,5 Prozent mehr Geld. Mehr Lohn ist nötig – aus zwei Gründen.

Es ist gut möglich, dass die kommenden Monate für die Bürger größere Unannehmlichkeiten mit sich bringen werden. Am Dienstag beginnen die Tarifverhandlungen für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen. Die Gewerkschaft Verdi hat schon vorab klargestellt, dass sie notfalls auch zu Streiks bereit sei.

Was das heißt, kann sich jeder ausmalen: Müllwerker, die den Abfall nicht abholen. Busfahrer, die ihre Fahrzeuge in den Depots lassen. Oder Verwaltungsangestellte in den Rathäusern, die keine Wohngeldanträge oder Anmeldungen bearbeiten. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt.

Öffentlicher Dienst: Ein altes Argument der Arbeitgeber zieht nicht mehr

10,5 Prozent mehr Geld fordern die Gewerkschaften, mindestens aber 500 Euro mehr pro Monat. Gemessen an den Tarifrunden der Vergangenheit ist das rekordverdächtig, die Kassenlage der öffentlichen Hand ist überall angespannt.

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Richtig ist aber auch, dass die Beschäftigten nicht nur einen Ausgleich für die hohe Inflation brauchen, sondern auch einen Gewinn an Kaufkraft. Dies hinzubekommen, ohne die öffentlichen Kassen zu überfordern, wird die Aufgabe der Tarifparteien sein.

Thorsten Knuf, Politikkorrespondent.
Thorsten Knuf, Politikkorrespondent. © Reto Klar | Reto Klar

In der Vergangenheit konnten die Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes hohen Lohnforderungen stets mit dem Argument entgegentreten, dass in diesem Sektor die Jobs sicher sein – anders als in der Privatwirtschaft. Dieses Argument überzeugt allerdings nicht mehr. Deutschland leidet unter einem dramatischen Fachkräftemangel. Im öffentlichen Dienst wird in den kommenden Jahren ein Großteil der Beschäftigten in den Ruhestand gehen. Wer ein attraktiver Arbeitgeber sein will, muss auch wettbewerbsfähige Gehälter zahlen.

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