Berlin. Im Altbau können Wärmepumpe und Ölheizung clever kombiniert werden. Wie viel kann man auf diese Weise einsparen? Ein Experte weis mehr.

  • Auch im Altbau kann eine Wärmepumpe eine Alternative zur klassischen Gas- oder Ölheizung sein
  • Im Unterschied zu Neubauten sind alte Gebäude oft schlechter isoliert – der Einbau einer Wärmepumpe kann sich trotzdem lohnen.
  • In einem Video auf YouTube rechnet ein Experte vor – mit seiner Wärmepumpe spart er im Altbau pro Jahr über 50 Prozent an Heizöl ein.

Der vom Ukraine-Krieg ausgelöste Gaskonflikt mit Russland hat die Energiepreise in Deutschland massiv verteuert. Primär bei fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas haben die Verbraucher 2022 die Energiekrise zu spüren bekommen. Mittlerweile hat sich die Lage am Energiemarkt zumindest etwas beruhigt. Die Heizölpreise sind seit Januar im Abwärtstrend und auch der Gaspreis hat sich auf Vorkriegsniveau eingependelt. Trotzdem hat die Energie- und Preiskrise mit ihren Rekordpreisen viele Verbraucher zum Nachdenken angeregt.

Wärmepumpe im Altbau: Kosten und Stromverbrauch – Experte klärt über großes Irrtum auf

Weg von klassischen Brennstoffen wie Heizöl oder Gas und stattdessen auf regenerative Energie setzen – das ist der Gedanke. Bei einer Heizung kommen die Wärmepumpe oder auch Pellets als Alternative in Betracht. Die beiden Heizsysteme können zudem mit einer bestehenden Gas- oder Ölheizung kombiniert werden. Im Unterschied zu einer Pelletheizung bekommt man für eine Wärmepumpe vom Staat eine bessere Förderung. Allerdings sind bei der Wärmepumpe die Kosten und der Stromverbrauch im Vergleich zu Pellets höher.

Gerade Verbraucher in Altbauten stellen sich bei einer Wärmepumpe oft die Stromfrage. Ist eine Wärmepumpe auch bei schlechter Dämmung eine Option? Ja – das sagt zumindest Sven Kersten vom Bundesverband Wärmepumpe (BWP) im Gespräch mit unserer Redaktion. Selbst im Altbau können sich Kosten und Stromverbrauch einer Wärmepumpe über die Jahre amortisieren – die Dämmung ist dabei nicht das entscheidende Kriterium. Auch können Verbraucher eine bestehende Ölheizung in das Heizsystem integrieren.

So funktioniert eine Wärmepumpe
So funktioniert eine Wärmepumpe © funkegrafik nrw | Pascal Behning

Ölheizung mit Wärmepumpe nutzen: Experte rechnet vor – über 1.800 Euro sparen

Wie kann das in der Praxis aussehen? Und kann man im Altbau mit einer Hybridheizung aus Wärmepumpe und Heizöl tatsächlich über 1800 Euro pro Jahr an Heizkosten einsparen. Der YouTuber "Dennis" hat sich im mehreren Videos auf seinem YouTube-Kanal "alles ist möglich" mit den Themen Wärmepumpe und Heizen beschäftigt. Er wohnt selbst in einem alten Haus von 1976 mit schlechter Dämmung. Berichten von "EFAHRER.com" hat er als Maschinenbau- und Mechatronik-Ingenieur zudem eine Expertise im Bereich Handwerk und Heizung. Die Eckdaten:

Haus (Altbau)Baujahr 1976
Beheizte Fläche200 m2 auf 2 Stockwerken
HeizungFußbodenheizung + Ölheizung + Wärmepumpe (ab März 2022)
SonstigesSolaranlage mit einer Leistung von 10,5 Watt Peak (kWp)
GebäudehülleWände aus 24 Zentimeter Poroton und Dach mit Zwischensparren-Dämmung
ÖlheizungPufferspeicher von circa 900 Liter

Noch vor der Wärmepumpe hat Dennis in seinem Altbau eine Ölheizung genutzt und pro Jahr über 3000 Liter Heizöl verbraucht. Im März 2022 hat sich der YouTuber eine Luftwärmepumpe zusätzlich zur bestehenden Ölheizung zugelegt. "Das Hauptziel war, die Heizkosten zu reduzieren", erklärt er in seinem Video "Öl-Verbrauch mit Wärmepumpe reduziert". Aber auch Klima- und Umweltaspekte hätten eine Rolle gespielt. Doch konnte Dennis Familie ihren Verbrauch an Heizöl tatsächlich so drastisch senken?

Wärmepumpe und Ölheizung clever kombiniert: So viel Heizöl hat Dennis gespart

In seinem Video rechnet Dennis seine Heizkosten akribisch nach. Vor der Installation der Wärmepumpe hat die Familie im Schnitt 3132 Liter Heizöl im Jahr 2021 verbraucht. Stand 23. Januar 2023 haben sich die Heizölpreise bei im Schnitt 1,18 Euro eingependelt. Auf die 3132 Liter Heizöl gerechnet macht das im Jahr 2021 Kosten von 3716,64 Euro. Im weiteren Verlauf seines Videos stellt Dennis die Heizöl-Reduzierung mit der installierten Wärmepumpe vor. In fast allen Monaten konnte er im Zeitraum März 2022 bis Dezember 2022 seinen Verbrauch reduzieren.

Im März 2022 etwa hat die Familie bloß 32 Liter Heizöl verbraucht und konnte im Vergleich zum Vorjahr ihren Öl-Verbrauch um 87 Prozent senken. "An sehr kalten und nicht sonnigen Tagen wurde die Ölheizung verwendet", erklärt Dennis. An sonnigen Tagen wiederum hat die Familie bloß auf die Wärmepumpe für Heizung und Warmwasser gesetzt, die mit PV-Strom von einer Solaranlage betrieben wird. In der Summe ist die Einsparung an Heizöl beachtlich. Zumal für die Nutzung der Wärmepumpe der selbst erwirtschaftete Strom genutzt wurde:

MonatReduzierter Verbrauch an Heizöl
März 2022- 87 Prozent
April 2022- 60 Prozent
Mai 2022- 100 Prozent
Juni 2022- 82 Prozent
Juli 2022- 100 Prozent
August 2022- 96 Prozent
September 2022- 73 Prozent
Oktober 2022- 87 Prozent
November 2022- 53 Prozent
Dezember 2022- 20 Prozent
Summe 2022- 53 Prozent

Von Ölheizung und der Wärmepumpe profitieren: So sparen Verbraucher am meisten

Dennis: "In Summe haben wir 1669 Liter Heizöl verbraucht." Das seien 1463 Liter weniger als im Vorjahr. In Prozent ausgedrückt ein Rückgang von mehr als 50 Prozent. Der YouTube gibt offen zu, dass er über die Auswertung selbst überrascht ist. In einem zweiten Schritt wollte er wissen, ob die Heizöl-Einsparung von über 50 Prozent im Vergleich zu 2021 tatsächlich auf die Wärmepumpe zurückzuführen ist. Um der Frage auf den Grund zu gehen, hat Dennis den Verbrauch der Ölheizung mit der Wärmeerzeugung der Wärmepumpe gegenübergestellt.

Das Ergebnis: Die Leistung der Wärmepumpe gleicht sich mit dem sinkenden Verbrauch der Ölheizung. In Zeiten – wo die Wärmepumpe sehr aktiv war – war der Öl-Verbrauch konstant niedrig. Dennis ergänzend dazu: "Ich habe meine Wärmepumpe so eingerichtet, dass sie nur mit PV-Strom aus der Solaranlage betrieben wird." Dementsprechend entstehen ihm keine Betriebskosten – bei gleichzeitig sinkendem Öl-Verbrauch. Daher auch der Tipp: In Monaten mit einem hohen PV-Ertrag auf die Wärmepumpe setzen und nur in den Wintermonaten und der Übergangszeit die Ölheizung zuschalten.

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Heizkosten & Verbrauch mit Hybridheizung senken: Diese Faktoren sind zu beachten

"Ich habe für mich ein gutes Konzept gefunden", fasst der YouTuber zusammen. Einfach übertragen lässt sich die individuelle Rechnung aber nicht. Den die individuellen Faktoren muss jeder für sich berechnen. Zudem hat Dennis aufgrund seines Fachwissens viele Dinge selbst installieren und auch einstellen können. Trotzdem zeigt dieses Beispiel: Wärmepumpe plus Ölheizung können sich gut ergänzen. Für die Kombination der Ölheizung mit einer Wärmepumpe gibt es sogar eine Förderung – jedoch nicht die vollen 40 Prozent Zuschuss.

Ölheizung mit Wärmepumpe kombinieren: Diese Faktoren sollte man beachten

  • Gebäudedämmung
  • Gebäudegröße (bzw. Fläche, die beheizt werden soll)
  • Vorlauftemperatur der Wärmepumpe
  • Größe der Heizkörper (wenn keine Fußbodenheizung vorhanden)
  • Stromversorgung und Kosten (Frage nach Solaranlage)

Im individuellen Fall von Dennis haben die Faktoren perfekt gepasst. Neben der bestehenden Ölheizung war auch die Fußbodenheizung und eine PV-Anlage schon vorhanden. Die Wärmepumpe konnte somit perfekt in das bestehende Heiz- und Energiesystem integriert werden. Die schlechte Dämmung im Altbau ist in der Musterrechnung somit nicht groß ins Gewicht gefallen. Umso größer war auch die Ersparnis an Heizöl. Die günstigen Faktoren und die gute Abstimmung im Heizsystem haben ihren Teil dazu beigetragen.

Experte gibt Fazit zur Kombi Ölheizung/Wärmepumpe: "Werde genauso weiterarbeiten"

Dennis dazu in seinem Video: "Beide Systeme werden zu der Zeit eingesetzt, in der sie ihre Vorteile haben." Das zahlt sich für Dennis auch bei der Heizöl-Bestellung aus. Mit Blick auf seinen Verbrauch 2022 reicht ihm ein voller 8000-Liter-Tank für 4,8 Jahre. "Ich habe einen viel längeren Zeitraum, in dem ich unabhängig bin." Er sei froh, dass es sich für dieses Heizsystem entschieden habe. "Ich musste keine umfangreiche Dämmung am Haus machen." Mit seiner Lösung sei der weitaus günstiger weggekommen und musste keine großen Umbauten durchführen.

Inwieweit sich eine Hybridlösung für andere Verbraucher eignet, muss jeder für sich selbst berechnen. Zu beachten ist: Die Kosten für eine Wärmepumpe sind deutlich teurer als für eine Gas- oder Ölheizung – die Anschaffungskosten amortisieren sich erst im Laufe der Jahre. Ob man jetzt eine Wärmepumpe kauft oder noch wartet ist eine Frage, die jeder für sich selbst treffen muss. Fest steht: Die staatlichen Förderungen für eine neue Heizung sind derzeit gut. Dennis ist sich jedenfalls sicher: "Für mich hat sich das alles rentiert und ich werden genauso weiterarbeiten."

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