Aomori. Teile Japans kämpfen jährlich mit heftigen Schneefällen. Ein Start-up möchte nun daraus Strom machen. Ein Test verlief erfolgreich.

Durch die wenigen Sonnenstunden ist es im Winter schwieriger Solarenergie zu erzeugen. Ende 2022 schrumpfte der Anteil der erneuerbaren Energien an der deutschen Stromproduktion auf unter zehn Prozent. Doch gibt es vielleicht Möglichkeiten auch im Winter erneuerbare Energien zu nutzen?

Eine Möglichkeit zeigen jetzt Forschende aus Japan. „Schnee wurde bisher als etwas Lästiges behandelt, aber wir können ihn gut gebrauchen", so zitiert die Nachrichtenagentur Kyodo einen Vertreter der japanischen Stadt Aomori. Jährlich werden dort große Schneemengen von den Straßen geräumt und ins Meer gekippt. Das verursacht hohe Kosten. Im Moment belaufen sie sich auf über 40 Millionen Euro. Nun will die Stadt mit dem Projekt herausfinden lassen, ob es sich machen lässt, den überschüssigen Schnee in größerem Umfang für die Stromgewinnung zu nutzen.

Wie sicher die Stromversorgung im kommenden Winter sein kann, zeigt das Energie-Start-up Forte. Gemeinsam mit der Universität für Elektrokommunikation in Tokio hat es eine Möglichkeit gefunden, Strom aus Schnee zu gewinnen.

Japan startet Testprojekt: So wird aus Schnee Strom

Für das Projekt Schneestrom haben Forschende und Mitarbeitende von Forte einen Versuch im Schwimmbad einer ehemaligen Grundschule gestartet. Das Schwimmbad wurde mit Isoloiermaterial ausgekleidet, um darin angehäuften Schnee kalt zu halten. Die Idee ist, den Temperaturunterschied zwischen Schnee und – möglichst von der Sonne erwärmter – Umgebung zu nutzen. Durch Rohre, die die Forschenden in den Schnee steckten, wurde Flüssigkeit geleitet. Energie entsteht, da der Schnee die Flüssigkeit abkühlt und die Wärme der Umgebungsluft verdampft.

Strom wird durch die dabei entstehende Konvektionsströmung in einem Kühlmittel erzeugt, die wiederum eine Turbine antreiben soll. Je größer der Temperaturunterschied ist, desto mehr Strom entsteht. Um einen großen Temperaturunterschied zu erzielen, erwäge das Unternehmen die Nutzung von Wärme aus heißen Naturquellen. Wie viel Energie genau entsteht ist aber wohl noch unklar. Die Projektverantwortlichen gehen jedoch davon aus, dass das Verfahren bei der Stromerzeugung ähnlich effizient ist wie Solarenergie, berichtet Kyodo.

Stromgewinnung mit Schnee ab Frühjahr geplant

Im Frühjahr soll mit der Stromgewinnung begonnen werden. Eine der Herausforderungen stelle die Suche nach einer ausreichend großen Anlage zur Lagerung von Schnee sowie die Speicherung von erwärmter Luft in kalten Jahreszeiten, so Kyodo. Es sei eine erneuerbare Energiequelle, die einzigartig in einer Region mit starkem Schneefall sei. Die Firma wolle damit einen neuen Wirtschaftszweig begründen. Auch schneereiche EU-Städte könnten davon profitieren. (kat/mit dpa)