Berlin/München. Die “Letzte Generation“ hat zwei Flughäfen in München und Berlin blockiert. Die Klimaaktivisten klebten sich auf den Rollfeldern fest.

Erneut haben Mitglieder der "Letzten Generation" am Donnerstagmorgen Flughäfen in Berlin und München blockiert. Wie die Bundespolizei auf Nachfrage bestätigte, hatten sich acht Personen Zugang zum Sicherheitsbereich des Berliner Flughafens BER verschafft. Dabei sollen sie ähnlich vorgegangen sein, wie bei einer Aktion vor zwei Wochen und einen Zaun am Sicherheitsbereich durchtrennt haben. Anschließend haben sich nach Angaben einer Sprecherin der Bundespolizei zwei Aktivisten auf dem Rollfeld angeklebt.

Allerdings hätten Beamte zeitnah eingreifen können, sodass der Flugverkehr nicht unterbrochen werden musste. Der Einsatz war nach rund 45 Minuten beendet. Es gibt keinerlei Auswirkungen auf den Flugverkehr", sagte ein BER-Sprecher unserer Redaktion. Ende November dauerte der Einsatz rund zwei Stunden an.

Damals waren Start- und Landebahnen teils gesperrt, ankommende Flüge mussten umgeleitet werden an andere Flughäfen. Flüge vom BER mussten mit erheblicher Verspätung starten. Die Flughafengesellschaft hatte damals geprüft, ob sie Schadensersatzansprüche bei den Aktivisten geltend machen. Dazu gebe es keinen neuen Wasserstand, so der BER-Sprecher. Die Prüfung liege derzeit in den Fachabteilungen.

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"Letzte Generation": Flughäfen lahmgelegt

In München wurde laut einem Sprecher des Flughafens die Start- und Landebahn zeitweise gesperrt, die Flugzeuge nutzten stattdessen eine Landebahn im Südbereich. Laut Polizei hatten Aktivisten der Gruppe auch im Südbereich des Flughafens protestieren wollen. Die Beamten hätten sie aber vorher aufgehalten.

Laut einem Sprecher des Flughafen Münchens griff die Polizei rasch ein. "Die sind sehr schnell von der Bundespolizei wieder entfernt worden." Auch weil die südliche Start- und Landebahn durchgehend in Betrieb war, habe es keine Annullierungen und nur geringfügige Verspätungen gegeben. Die Polizei nahm die Aktivisten in Gewahrsam.

Ein Flugzeug mit einem Notfall-Patienten konnte erst mit rund 20-minütiger Verspätung landen. "Ein 80-Jähriger Passagier klagte über Schmerzen in der Brust. Nach jetzigem Stand ist er derzeit Gott sei Dank in einem stabilen Zustand", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in München.

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Aktivisten fordern besseren Klimaschutz

Die "Letzte Generation" teilte über Twitter mit, sie habe die Polizei vor Beginn der Aktion über den Plan informiert. Die Sprecherin der Bundespolizei wies diese Darstellung auf Anfrage zurück. Es seien zuvor keine konkreten Informationen bekannt gewesen. Die Gruppe will mit der Aktion gegen die staatliche Subventionierung der Flugindustrie protestieren.

Auch in München zeigte sich die "Letzte Generation" für die Aktion verantwortlich. "Wir sind immer bereit für konstruktive Gespräche, so wie auch gestern mit dem bayerischen Innenminister (Joachim Herrmann). Aber was wir angesichts der drohenden Klimahölle brauchen, sind Handlungen und nicht nur leere Worte", sagte Sprecherin Aimée van Baalen.

"Wir stellen uns den Ursachen der Klimakatastrophe direkt entgegen", teilte die Gruppe auf Twitter mit. "Wo bleiben zumindest erste Sicherheitsmaßnahmen wie ein Tempolimit oder 9-Euro-Ticket?"

Habeck kritisiert Blockaden

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kritisierte die erneuten Blockadeaktionen. "Protest gegen Umweltzerstörung oder gegen Klimazerstörung ist gerechtfertigt und es ist richtig. Aber er sollte so gewählt sein, dass Menschen nicht unnötig darunter leiden, damit die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Klimaschutz nicht gefährdet wird", sagte der Grünen-Politiker sagte am Donnerstag am Rande eines Besuchs in der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria.

Der Flughafenverband ADV (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen) kritisierte die Aktion am Donnerstag. Dem Verband fehle dafür "jedes Verständnis", hieß es. Es sei nicht hinnehmbar, wenn die Sicherheit des Luftverkehrs gefährdet werde. "Schwerere Eingriffe in den Luftverkehr werden zurecht strafrechtlich verfolgt." Mitglieder der Gruppe stehen wegen ihrer Protestformen immer wieder vor Gericht und werden häufig zu Geldstrafen verurteilt.

Nach der Protestaktion am Münchner Flughafen forderte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann eine umgehende Überprüfung des dortigen Sicherheitskonzepts. Der CSU-Politiker sagte am Donnerstag in München zudem, es sei eine "unverfrorene Rücksichtslosigkeit", nicht nur laufend gegen Gesetze zu verstoßen, sondern mit irrsinnigen Aktionen auch eine Vielzahl anderer Menschen potenziell zu gefährden.

Als Beispiel nannte er Flugzeuge, die trotz Notfällen nicht regulär landen könnten. "Diese Aktivisten sind offenbar so verbohrt, dass es ihnen egal ist, wenn andere Menschen zu Schaden kommen." Herrmann sagte, bei den Nordbahn-Klebern stünde der Verdacht eines "Gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr" sowie weiterer Straftaten im Raum. "Der Strafrahmen liegt hier bei bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe. Der Flugverkehr auf der Nordbahn war für rund 45 Minuten gesperrt." (dpa/juwe/fmg)

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Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.