Berlin. Die Zahl der Hautkrebsfälle steigt drastisch an. Ein Experte erklärt, was zu tun ist und warum viele vermögende Leute betroffen sind.

Hautärzte kennen sie längst, die Schattenseite der Sonne. Immer mehr Menschen erkranken mittlerweile an Hautkrebs, weil Sonnenbaden ein Wohlfühlfaktor geworden ist. Die sogenannten Lichtschäden zeigen sich oft als weißer Hautkrebs in Zonen, die besonders der Sonne ausgesetzt sind, so Hautarzt Klaus Hoffmann vom Uniklinikum Bochum St. Josef. Am Mittwoch gab Fußball-Nationaltorhüter Manuel Neuer bekannt, dass er sich bereits drei Mal wegen Hautkrebs operieren lassen musste.

Weißer Hautkrebs zählt mit steigender Tendenz und mehr als 213.000 Betroffenen jährlich inzwischen zu einer der häufigsten Krebsarten in Deutschland. „Er ist gekennzeichnet von extrem schnellem Wachstum“, sagt Hoffmann.

Zum weißen Hautkrebs zählt vor allem das Basaliom (auch Basalzellkarzinom genannt). Frühzeitig erkannt, ist er nahezu immer heilbar. Hoffmann: „Die gute Nachricht: Er metastasiert praktisch nie.“

So gefährlich ist der weiße Hautkrebs – und so heilt man ihn

Wird die Wucherung nicht entfernt, kann es gefährlich werden: Die Krebszellen wachsen in die Tiefe und zerstören dort Muskeln, Knochen oder Knorpel. „Entfernt man beim Basaliom diese Zellen nicht ausreichend, dann kann auch ein Rezidiv, also ein neuer Tumor aus dem alten entstehen“, so Klaus Hoffmann.

Zur Krebstherapie: „ Man kann das Basaliom herausschneiden, man kann es bestrahlen, man kann es abkratzen. Oder es wird mit lokal anwendbaren Zytostatika therapiert. Mittlerweile stehen auch besondere Medikamente zur Verfügung, die das Immunsystem des Körpers gegen das Basaliom aktivieren.“

Regelmäßiger Hautcheck ist wichtig – auch an Stellen, die nicht direkt der Sonne ausgesetzt sind.
Regelmäßiger Hautcheck ist wichtig – auch an Stellen, die nicht direkt der Sonne ausgesetzt sind. © dpa-tmn | Karl-Josef Hildenbrand

Die absolute Standardmethode sei die sogenannte histologisch kontrollierte Exzision. „Dabei wird das Basalzellkarzinom herausgeschnitten und so markiert, dass man die Ausrichtung des Präparats am Körper wiedererkennt, etwa zwei kurze Fäden nach oben und zwei lange Fäden nach unten, sodass der „Nord-“ und der „Südpol“ gut markiert sind und im Labor dann die Kanten als auch die Tiefe sehr genau aufgearbeitet werden können, um sicher zu sein, dass alle kranken Zellen auch entfernt wurden“, sagt Hoffmann.

Zu viel Sonne – die Folge ist oft ein Basaliom

Die Sonne gilt als Verursacherin der Zellveränderung: Ein einziger Sonnenbrand kann bis zu 100.000 Schäden in der Erbsubstanz hervorrufen, so die Deutsche Krebsgesellschaft. Das Tückische: Das Basaliom „wächst oft hautfarben und sehr unauffällig“, so Hoffmann. Es könne leicht übersehen werden.

Hieß es früher, dass vor allem ältere Menschen erkranken, trifft es heute auch zunehmend jüngere. Ausgedehnte Sonnenbäder oder der UV-Kick im Solarium richten erheblichen Schaden an. Tiefe Bräune mag sportlich aussehen, gesund sei sie aber nicht.

So kommt es auch dazu, dass Reiche besonders oft erkranken: „Das liegt ganz einfach daran, dass sie mehrfach im Jahr Urlaub in der Sonne machen“, sagt Hoffmann. Etwa auf Mallorca oder auf den Kanaren.

Sonnencreme schützt vor Sonnenbrand und Krankheiten. Auch im Schatten gilt: Besser Sonnencreme benutzen.
Sonnencreme schützt vor Sonnenbrand und Krankheiten. Auch im Schatten gilt: Besser Sonnencreme benutzen. © Stefanie Pilick / dpa

Dieser Hautkrebs betrifft meist Ältere

Knapp ein Viertel der Fälle von hellem Hautkrebs sind sogenannte Plattenepithelkarzinome oder Spinaliome und damit die zweithäufigste Form von hellem Hautkrebs in Deutschland. „Zunächst bilden sich in der Regel Vorstufen, sogenannte aktinische Keratosen“, erklärt der Arzt.

Gekennzeichnet sind sie oft von „unscheinbaren, hautfarbenen Knötchen oder roten Flecken, an denen sich die Haut abschuppt“. Sie seien „extrem häufig“, zeigten oft kleine schuppige Krusten. „Weil sich heute sehr viele Leute eine Glatze rasieren lassen, findet man diese dort besonders häufig.“

Sehr oft treten Keratosen im Rentenalter auf. Auch hier gilt: Früherkennung hilft! Denn während sich die aktinische Keratose auf die oberste Hautschicht beschränkt, breitet sich das Spinaliom in tiefere Schichten aus. Wie beim Basaliom könne man Bestrahlung einsetzen, Medikamente wie Salben und das Entfernen mittels Laser.

Die große Gefahr – das Melanom, der schwarze Hautkrebs

Das Melanom, auch malignes Melanom oder schwarzer Hautkrebs genannt, leitet sich von den pigmentierten Zellen ab. Laut der Deutschen Krebsgesellschaft ist das maligne Melanom in den letzten Jahren häufiger diagnostiziert worden, wobei die Schwere der Fälle etwas geringer geworden ist.

„Das heißt, wir erkennen diese Tumore früher, so dass wir mehr Menschen heilen können“, so Hoffmann. Gegenwärtig betrifft es etwa zwei Prozent: „Also etwa jeder fünfzigste Deutsche erkrankt in seinem Leben an einem schwarzen Hautkrebs.“

Ein Melanom gilt deshalb als gefährlich, weil es im Gegensatz zum weißen Hautkrebs Metastasen bilden und so zum Tod führen kann. „Früh erkannt, ist auch das Melanom zu nahezu hundert Prozent heilbar“, so Hoffmann. Kontrolle sei die Basis der Heilung. „In Bochum wird im Februar ein Spezial-Scanner aufgestellt, mit dem die gesamte Hautoberfläche untersucht werden kann und dann 3D-mäßig in eine Datenbank eingespeist wird“, so der Arzt.

So schützen Sie sich: Sonnenschutz und Hautkrebs-Screening

Als Faustregel gilt: Sonnenbäder meiden, ebenfalls Solarien. Vor allem sollte man nicht in der Mittagssonne schmoren. Wer sich in der Sonne aufhalten will oder muss, sollte bedeckende lockere Kleidung tragen und Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor nutzen.

Seit Juli 2008 gibt es ein bundesweites Programm zur Hautkrebs-Früherkennung. Alle gesetzlich Krankenversicherten ab 35 Jahren können sich seither kostenfrei alle zwei Jahre den ganzen Körper von geschulten Haut- und Hausärzten untersuchen lassen.

Sonnencreme: Darauf sollte man achten

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    Diese Vorbeugungsmaßnahmen empfiehlt die Deutsche Krebsgesellschaft

    • Sonnenbäder meiden, ebenfalls Solarien meiden
    • Hautkrebsscreening
      Seit Juli 2008 gibt es ein bundesweites Programm zur Hautkrebs-Früherkennung. Alle gesetzlich Krankenversicherten ab 35 Jahren können seither kostenfrei alle zwei Jahre den ganzen Körper von geschulten Haut- und Hausärzt:innen untersuchen lassen

    So sollte man seine Haut nach der ABCDE-Regel checken:

    A wie Asymmetrie: ungleichmäßige, asymmetrische Form. Ein neuer dunkler Hautfleck ist ungleichmäßig geformt, also nicht gleichmäßig rund, oval oder länglich. Außerdem ist es möglich, dass sich die Form eines bereits vorhandenen Hautflecks verändert hat.

    B wie Begrenzung: verwaschene, gezackte oder unebene und raue Ränder. Ein dunkler Hautfleck hat verwischte Konturen oder wächst ausgefranst in den gesunden Hautbereich.

    C wie colour: unterschiedliche Färbungen, hellere und dunklere Bereiche in einem Pigmentmal. Achten Sie auf einen Fleck, der nicht gleichmäßig gefärbt, sondern mit Rosa, Grau oder schwarzen Punkten vermischt ist. Er weist auf ein malignes Melanom hin und sollte grundsätzlich ärztlich untersucht werden. Dasselbe gilt für krustige Auflagen.

    D wie Durchmesser: Pigmentmale, die an der breitesten Stelle größer als 5 mm im Durchmesser sind oder eine Halbkugelform haben, sollten kontrolliert werden. Achtung: Es gibt auch Melanome, die kleiner als 5 mm sind.

    E wie erhaben: Wenn ein Leberfleck mehr als einen Millimeter über das Hautniveau hinausragt und seine Oberfläche rau oder schuppend ist, kann dies ebenfalls ein Zeichen von Hautkrebs sein.

    Dieser Text erschien zuerst bei morgenpost.de.