Berlin. Mit einer App kann man den Führerschein digital im Smartphone mitnehmen. Doch eine wichtige Sache kann die Führerschein-App nicht.

Das eigene Smartphone ist Aufbewahrungsort für eine schier unendliche Zahl von Dokumenten, Formularen und Nachweisen. Das Handy ist für die allermeisten Menschen in Deutschland längst eine Art digitales Portemonnaie und ersetzt vielfach die vielen Plastikkärtchen oder Chipkarten, die man sonst so lästig in der Geldbörse mit sich herumtragen muss.

Das gilt sogar für digitale Impfnachweise und Covid-Zertifikate, für den Personalausweis oder den Reisepass und auch für digitale Zahlungssysteme wie Google Pay oder Apple Pay.

Seit dem Sommer 2022 kommt eine weitere clevere Funktion dazu: Der ID-Wallet-Anbieter Verimi erlaubt seinen Nutzerinnen und Nutzern seit Ende Juni, Daten des Führerscheins digital in einer App zu hinterlegen. Das kann richtig praktisch sein, zum Beispiel bei der Nutzung von Carsharing-Autos oder bei Mietwagen. Bei der Buchung ist das Vorzeigen der physischen Führerschein-Karte dann nicht länger nötig.

Bei einer wichtigen Anwendung muss der digitale Führerschein allerdings weiter passen: Wer im Auto von der Polizei angehalten wird und seinen Führerschein vorzeigen soll, der kommt mit dem Smartphone-„Lappen“ nicht weit.

Staatliche Behörden und Institutionen bestehen weiterhin auf dem „echten“ Führerschein als Nachweis über die Fahrerlaubnis, die Vorlage eines digitalen Nachweises reicht nicht aus. Autofahrer müssen also weiterhin ihren Führerschein mit sich führen – sonst droht ein Bußgeld in Höhe von zehn Euro.

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Führerschein digital mitführen: Wie funktioniert die Verimi-App?

In der Verimi-App erfassen die Nutzer ihren Führerschein über das Foto-Ident-Verfahren. Dazu fotografieren sie die Vorder- und Rückseite des Führerscheins und nehmen ein Selfie auf. Das soll weniger als eine Minute dauern.

In der Verimi ID-Wallet können deutsche und viele internationale Führerscheine gespeichert werden. Verimi unterstützt die Führerscheinklasse B.

Führerschein-App: Kann man damit seine Fahrerlaubnis nachweisen?

Nein. Amtlich akzeptiert sind derzeit ausschließlich physische Dokumente, der digitale Führerschein dient nur als Ergänzung. Der § 2 Straßenverkehrsgesetz (StVG) enthält die Regelungen für den Nachweis der Fahrerlaubnis.

Die geplante Änderung der EU-Verordnung Nr. 910/2014 soll einen Rahmen für eine europäische digitale Identität schaffen, um es den EU-Mitgliedstaaten zu ermöglichen, digitale Nachweise zu akzeptieren. Diese Änderung wird derzeit auf EU-Ebene behandelt.

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Digitaler Führerschein: Warum gibt's den nicht amtlich?

Der digitale Führerschein war im September 2021 vom Bundesverkehrsministerium gestartet worden. Doch bereits nach wenigen Tagen verschwand die Smartphone-App „ID Wallet“ wieder aus den Stores. Expertinnen und Experten hatten zuvor auf mögliche Sicherheitslücken in der App hingewiesen.

Der von der Bundesregierung beauftragte Dienstleister verwies auf Probleme durch Überlastung der Server. Auf der Seite des zuständigen Kraftfahrtbundesamts (KBA) heißt es aktuell nur: „Aufgrund technischer Probleme der ID Wallet App wurde die App aus den Stores genommen. Damit ist die Ausstellung der digitalen Kopie des Kartenführerscheins aktuell nicht mehr möglich. Der App-Anbieter arbeitet bereits an einem neuen Release.“ (bee)

Der Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.