Berlin. Die Pilzsaison läuft von August bis Dezember. Wer jetzt im Wald auf Pilzsuche geht, sollte Speise- und Giftpilze unterscheiden können.

Herrlicher Sonnenschein und tagsüber milde Temperaturen, zuvor ordentlich Regen und somit nach langer Trockenheit zumindest oberflächlich durchfeuchtete Böden. Ideal, um in die Pilze zu gehen. Antworten auf die wichtigsten Fragen für alle Pilzsammler und die, die es werden wollen.

Wann genau ist Pilzsaison?

Pilze gibt es das ganze Jahr. Hauptsaison ist von August bis Dezember. Der Klimawandel und die dadurch verstärkt trockenen und heißen Sommer sorgen jedoch bereits für eine Verschiebung, und letztlich hilft nur ein Blick auf die Niederschlagskarten. So konnte zum Beispiel der Pfifferling als typischer Sommerpilz bisher nur regional in höheren Lagen gefunden werden. Andere Pilze, wie Maronen und Hallimasch, warten noch auf einen Kälteschub.

Wie viele Pilze gibt es in Deutschland?

Laut der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM), also für Pilzkunde, gibt es schätzungsweise 20.000 Großpilze in Mitteleuropa. Aber aufgepasst: Nur etwa 200 davon sind schmackhaft und essbar, gut 100 sind giftig und etwa zehn sogar tödlich, wie etwa der Grüne Knollenblätterpilz. „Bei den meisten Pilzen kennt man die eventuelle Giftigkeit aber noch gar nicht“, erklärt Stefan Fischer, Pilzsachverständiger und Sprecher der DGfM.

Kann ich explizite Speisepilze immer bedenkenlos essen?

Nein! Mit Ausrufezeichen. Fischer betont: „Es kommt immer auf den Zustand eines Pilzes an. Ist er zu alt, kann das beispielsweise zu einer Eiweißvergiftung führen.“ Auch ein Steinpilz kann dann eine sogenannte falsche Pilzvergiftung auslösen – eine Lebensmittelvergiftung. Ein weiteres Problem seien teils hohe Mengen an Schwermetallen, die in den Pilzen eingelagert sein können – etwa Cadmium bei wild wachsenden Champignons.

Der Maronen-Röhrling ist essbar.
Der Maronen-Röhrling ist essbar. © iStock | istock

Gibt es Pilze, bei denen keine Verwechslungsgefahr besteht?

Auch hier kommt vom Experten ein klares „Nein“. Zwar mag das Risiko bei Lamellenpilzen höher sein als etwa bei Röhrlingen, „aber sie glauben gar nicht, wie leicht es bei Hobby-Sammlern auch bei vermeintlich eindeutigen Pilzfunden trotzdem zu Verwechslungen kommt.“

Gibt es dennoch eine Faustregel, an der man sich orientieren kann?

Eigentlich ist es ganz einfach: Nur Pilze essen, bei denen man sich zu 100 Prozent sicher ist. „Besteht der geringste Zweifel, sollte man die Finger davon lassen“, betont der Pilzsachverständige. Hintergrund: Auch Unsicherheiten könnten scheinbare Vergiftungsreaktionen im Körper auslösen – quasi ein Placeboeffekt.

Apps zur Pilzbestimmung: Wie verlässlich sind sie?

Aus Sicht der DGfM sind diese viel zu ungenau. Oft käme es zu Fehlbestimmungen. „Deutlich besser sind hier die klassischen Pilzbestimmungsbücher“, meint Fischer. Er empfiehlt jedoch, als Neuling am besten immer mit einem erfahrenen Pilzsammler in den Wald zu gehen oder erst mal einen Kurs zu machen.

Ist man sich bei einem Exemplar unsicher, rät der Experte, sich unbedingt an eine der regionalen Pilzberatungsstellen zu wenden. Wichtig zur genauen Bestimmung: Der Pilz sollte möglichst komplett sein, also der oberirdische Fruchtkörper samt Stielbasis. Bis zur Begutachtung den Pilz im Kühlschrank lagern.

Der Pfifferling kann ohne Bedenken gegessen werden.
Der Pfifferling kann ohne Bedenken gegessen werden. © iStock | istock

Wo findet man die besten Pilze?

Das ist sehr individuell, denn das Aufkommen der einzelnen Pilzarten ist nicht nur stark vom Niederschlag abhängig, sondern oft auch vom Zustand der Bäume um sie herum. Sogenannte Mykorrhiza-Pilze wie Maronen und Steinpilze beispielsweise gehen eine Symbiose mit Baumarten wie der Fichte, der Kiefer oder der Eiche ein. „Und geht es dem Wald nicht gut, etwa wegen Trockenheit oder Schädlingen, dann geht es auch den Pilzen nicht gut“, erklärt DGfM-Experte Fischer. Hier mache sich der Klimawandel bereits deutlich negativ bemerkbar.

Anders ist es bei der Krausen Glucke – auch Fette Henne genannt. Dieser essbare Schwammpilz breitet sich als Schwächeparasit am Wurzelgeflecht kranker Kiefern aus. Generell lässt sich laut Fischer aber sagen: In Nadelwäldern ist es für Pilzneulinge einfacher, Pilze zu finden als im Laubwald mit seinem dichten Unterholz.

Was brauche ich fürs Pilzesammeln?

Neben dem nötigen Wissen auf jeden Fall einen luftdurchlässigen Korb für den Transport. Die Pilze sollten darin locker geschichtet werden. Außerdem ein Messer zum Aushebeln oder Abschneiden – abhängig vom Pilz – und eine kleine Bürste samt Tuch. Denn: „Ist man sich sicher, dass es sich um einen eindeutigen Speisepilz handelt, solle dieser auch am besten gleich im Wald noch grob gereinigt werden“, empfiehlt Fischer.

Wie viele Pilze darf ich sammeln?

Das ist regional sehr unterschiedlich und geht bis zwei Kilogramm gemischter Pilze pro Person und Tag. Alles, was darüber hinaus gesammelt wird, kann teuer werden. „Teilweise wird hart kontrolliert“, so der DGfM-Sprecher. Die Strafen lägen teils im vierstelligen Bereich. Aus gesundheitlicher Sicht gilt laut Fischer aber ohnehin: „Nur 250 Gramm Pilze pro Person pro Woche sind unbedenklich.“ Mehr sollten nicht verzehrt werden.

Was sind Anzeichen einer Pilzvergiftung?

Klassische Symptome einer Pilzvergiftung sind unter anderem Übelkeit und Brechdurchfall, Schweißausbrüche sowie Benommenheit. Im schlimmsten Fall kann es zu Leber- und Nierenversagen kommen.

Vorsicht: Der Hallimasch ist zwar gegart essbar, aber im rohen Zustand giftig!
Vorsicht: Der Hallimasch ist zwar gegart essbar, aber im rohen Zustand giftig! © iStock | istock

Was tun bei einem Vergiftungsverdacht?

Besteht diese Befürchtung, gilt es Ruhe zu bewahren und umgehend den Giftnotruf zu wählen. „Wenn es schon zu heftigen Reaktionen kommt, aber bitte nicht abwarten“, betont Fischer, „sondern direkt in die Notaufnahme oder einen Notarzt rufen.“ Um schnell handeln zu können, sollten vor der Zubereitung immer ein paar Pilzreste beiseitegelegt und im Kühlschrank zwei Tage lang aufgehoben werden. „Das erleichtert im Notfall die Diagnose“, so der Experte.

Wie erreiche ich im Notfall den Giftnotruf?

Je nach Region ist ein anderer Giftnotruf zuständig – am besten die Nummer vorher bereitlegen. Eine Übersicht der Nummern für den Giftnotruf ist online zu finden.

Ist der zuständige Giftnotruf nicht erreichbar, einfach einen anderen Giftnotruf kontaktieren. Bei lebensbedrohlichen Symptomen bitte direkt den Notarzt über die Nummer 112 anrufen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.