Berlin. In Niedersachsen wurde ein neuer Landtag gewählt. Die AfD kann einen massiven Stimmen-Zugewinn verbuchen.

Für die AfD dürfte die Wahl in Niedersachsen einen Wendepunkt markieren: Die massiven Stimmen-Zugewinne sind nach Einschätzung von Demoskopen kein singulärer Erfolg, sondern Zeichen eines bundesweiten Wiederaufstiegs der Partei. Für den Oppositionschef im Bundestag, den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz, ist das Wahlergebnis dagegen auch persönlich ein Dämpfer.


Die AfD-Spitze wertete den Erfolg vor allem als Ergebnis ihrer bundespolitischen Kampagnen: „Wir hatten Rückenwind aus dem Bund“, sagte Parteichef Tino Chrupalla. Die Partei habe auf die richtigen Themen gesetzt, vor allem auf die Inflation.

Wahl in Niedersachsen: AfD profitiert von der Krise

Laut ersten Wahlanalysen profitiert die Partei von den Sorgen vieler Menschen wegen der Energiekrise und der Inflation, die die AfD-Spitze zur Mobilisierung für einen „heißen Herbst“ ausnutzt – wie am Wochenende unter anderem in Berlin.

Mit dem AfD-Erfolg war deshalb gerechnet worden: In allen Umfragen liegt die AfD auf Bundesebene aktuell bei 13 bis 15 Prozent, deutlich mehr als bei der Bundestagswahl vor einem Jahr mit 10,3 Prozent. In den Ländern erkennen Demoskopen ebenfalls eine Trendwende – auch jenseits der AfD-Hochburgen in Ostdeutschland.


Dabei war die AfD vor ein paar Monaten noch durch interne Krisen und Wahlrückschläge geschwächt: Im Frühjahr scheiterte sie in Schleswig-Holstein an der Fünf-Prozent-Hürde, im Saarland und Nordrhein-Westfalen kam sie nur knapp darüber. Auch in Niedersachsen wurden der Partei, die dort durch Machtkämpfe gespalten ist, bis zum Sommer nur 6 bis 7 Prozent vorhergesagt. Der finale Aufschwung liegt klar am Bundestrend – die AfD sammelte den Protest gegen den Kurs der Bundesregierung ein.


Das versuchte auch die CDU, aber weniger erfolgreich: Parteichef Friedrich Merz hatte die Landtagswahl zu einem „Denkzettel“ für die Ampel-Koalition erklärt, er war intensiv im Wahlkampf unterwegs – 20 Wahlkampfauftritte hat Merz absolviert, das schaffte kein anderer Parteichef. Der Merz-Plan: Das Jahr 2022 nach den CDU-Erfolgen in Schleswig-Holstein und NRW mit einem Triple „zu einem der erfolgreichsten Jahre unserer Parteigeschichte“ zu machen.

"Kein schönes Ergebnis" für die CDU

Aber Merz zog nicht, Niedersachsen war doch keine kleine Bundestagswahl. „Für uns kein schönes Ergebnis“, räumte CDU-Generalsekretär Mario Czaja ein. Merz kann seine Fehleinschätzung indes verschmerzen. In allen Umfragen der letzten Wochen liegt die Union bundesweit stabil mit weitem Abstand vor der SPD.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.