Berlin. Die Krebs-Convention YES!CON bringt Erkrankte zusammen mit Experten und Mutmachern. Die Veranstalterinnen ziehen positive Bilanz.

Zwei Tage drehte sich im Münchner Brainlab alles um die neue Krebstherapien, beste Vorsorge und Möglichkeiten, auch mit der Krankheit ein gutes Leben zu führen. Die Vorträge, Panels und Lesungen auf der von der Patient:innen-Initiative yeswecan!cer organisierten YES!CON 3.0 verfolgten rund 900 Teilnehmer:innen live vor Ort, viele Tausend Menschen waren via Livestream dabei.

Im Mittelpunkt vieler Diskussionen standen die Möglichkeiten der Digitalisierung in der Medizin. In einem Panel zum Thema „Wie wird Deutschland digital?“ etwa konfrontierte die Betroffene Paulina Ellerbrock Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit ihren Erfahrungen mit den verkrusteten und den immer noch weitgehend analogen Prozessen im deutschen Gesundheitssystem: „Ich bin Krebspatientin. Mein wichtigstes Gut ist Zeit. Und genau die wird mir dadurch genommen.“

Karl Lauterbach versprach ein größeres Tempo in der Digitalisierung, etwa bei der Einführung der elektronischen Patientenakte, verwies aber auch auf Hürden wie den Datenschutz. Die Aussage, dass der in Deutschland praktizierte Datenschutz Leben riskiere, musste der Bundesgesundheitsminister dann „so stehen lassen“.

Funke Mediengruppe unterstützt die Veranstaltung

Viel Zustimmung erhielt die yeswecan!cer-Petition „Patientenrecht auf Datennutzung“, in der die Politik aufgefordert wird, die Voraussetzungen für Datensolidarität im Gesundheitswesen zu schaffen. Konkret wird eine Opt-out-Lösung bei der elektronischen Patientenakte, also ihre Einrichtung, Befüllung und Nutzung ohne vorherigen Antrag der Versicherten, gefordert.

Guido Maria Kretschmer, Designer, DKMS-Botschafter und TV-Star, zeigt im Rahmen der Krebs-Convention Yes!Con seinen
Guido Maria Kretschmer, Designer, DKMS-Botschafter und TV-Star, zeigt im Rahmen der Krebs-Convention Yes!Con seinen "Yes!Award.Ring of Courage", den er von Vorjahrespreisträgerin Manuela Schwesig (SPD), Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin, für seine Moderation der TV-Show «Showtime of my Life - Stars gegen Krebs» überreicht bekommen hatte. © Ursula Düren/dpa | Ursula Düren/dpa

„Weil in Deutschland die Einrichtung und Nutzung der elektronischen Patientenakte von den Versicherten aktiv erlaubt werden muss, nutzen sie in Deutschland nur 0,75 Prozent der Versicherten, in Österreich, wo mal aktiv Widerspruch gegen einen Gebrauch einlegen muss, sind es 97. Prozent“, so yeswecan!cer-Initiator Jörg A. Hoppe, „Wir müssen den deutschen Sonderweg beenden!“ Die Petition kann unter yescon.org abgerufen und an die Bundestagsabgeordneten geschickt werden.

Für sein Engagement gegen den Krebs ist der Designer Guido Maria Kretschmer ausgezeichnet worden. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig überreichte ihm den YES!Award. Ring of Courage vor allem für seine Sendung „Showtime of my Life – Stars gegen den Krebs“, mit der er die Sensibilität für die Früherkennung geschärft hat.

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Wie auf jeder YES!CON kam natürlich auch der persönliche Austausch unter Patienten, Medizinerinnen, Politikern, Künstlerinnen und Medienvertretern nicht zu kurz. „Die YES!CON ist in erster Linie ein kommunikativer Hotspot“, so Tobias Korenke, der für yeswecan!cer die Kommunikation verantwortet, „der Austausch miteinander ist nicht nur wunderbar, er ermutigt auch im Kampf gegen Krebs, der uns hier alle eint“.

Großer Beliebtheit erfreute sich die Diskussionsrunde „Darf man über Krebs lachen?, in der Comedians wie Oliver Polak und Christian Schulte-Loh über Tabus in der Comedy nachdachten. Einen magischen Moment schenkte Conchita Wurst den Konferenzteilnehmern. Mit einer unplugged Version seiner Hymne „Rise like a Phoenix“ ermutigte der Sänger und LGBTQ-Aktivist dazu, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen.

(fmg)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.