Berlin. Yvon Chouinard überträgt Milliardenunternehmen Patagonia an gemeinnützige Stiftungen. Er sah keine bessere Option für den Klimaschutz.

Es ist eine außergewöhnliche Entscheidung: Patagonia-Gründer Yvon Chouinard gibt den weltweit bekannten Outdoor-Bekleidungshersteller auf – zugunsten des Klima- und Umweltschutzes. Der 83-Jährige übertrug sein ganzes Unternehmen an gemeinnützige Stiftungen, um mit seinem bisherigen Vermögen Klimaschutzmaßnahmen zu finanzieren.

Patagonia: Schritt soll zu einer neuen Form des Kapitalismus führen

„Wir mussten einen Weg finden, mehr Geld in den Kampf gegen die Klimakrise zu stecken und gleichzeitig die Werte der Firma intakt zu halten“, erklärt Chouinard in einer am Mittwoch veröffentlichen Stellungnahme auf der Webseite von Patagonia, das vor 50 Jahren gegründet wurde und dessen Wert laut New York Times auf drei Milliarden Dollar geschätzt wird. Der Zeitung gegenüber drückte Chouinard seine Hoffnung aus, dass dieser Schritt zu einer neuen Form des Kapitalismus führen würde, „die am Ende nicht zu ein reichen und einem Haufen armer Menschen führt“.

Das Unternehmen zu verkaufen und mit dem Erlös in Klimaschutz zu investieren, sei keine Option gewesen. Ebenso wenig, wie aus Patagonia ein börsenorientiertes Unternehmen zu machen. In beiden Fällen bestünde die Gefahr, dass die Firmenwerte verloren gingen und das Unternehmen seiner Verantwortung für Nachhaltigkeit nicht gerecht werde.

Die Erlöse von Patagonia sollen zukünftig in Klimaschutzmaßnahmen investiert werden. Gründer Chouinard will nicht mehr am Milliarden-schweren Unternehmen verdienen.
Die Erlöse von Patagonia sollen zukünftig in Klimaschutzmaßnahmen investiert werden. Gründer Chouinard will nicht mehr am Milliarden-schweren Unternehmen verdienen. © Getty Images for Tribeca X | Ben Gabbe

Patagonia-Gründer: „Die Erde ist jetzt unser einziger Aktionär“

Stattdessen wurden alle stimmberechtigten Firmenanteile an die „Patagonia Purpose Trust“ übertragen, einer Stiftung, die gegründet wurde, um die Werte des Unternehmens zu schützen. Nicht stimmberechtigte Aktien gehen an die Umweltorganisation „Holdfast Collective“. Gewinne, die nicht ins Unternehmen investiert werden, gehen in den Klimaschutz.

Chouinard wird aber im Unternehmensvorstand vertreten sein, um die beiden Organisationen zu beaufsichtigen. Patagonia bleibt ein wirtschaftlich orientiertes Unternehmen mit einem großen Unterschied: „Die Erde ist jetzt unser einziger Aktionär“. Lesen Sie hier: Ukraine-Krieg: Diese Folgen hat er für den Klimaschutz

Textilindustrie verursacht große Umweltbelastungen

Er wollte nie ein Geschäftsmann werden, schreibt der ehemalige Schmiedhandwerker einleitend im öffentlichen Brief und betont, dass er mit seinem Unternehmen wirtschaftliches Denken ändern und nachhaltiges Bewusstsein fördern wollte. Patagonia ist seit langem dafür bekannt, klima- und umweltschonende Materialien bei den Textilien zu verwenden und ein Prozent des Unternehmensumsatzes an Umweltorganisationen zu spenden. Auch interessant: Plastik-Verpackungen: Wie umweltschädlich sind sie wirklich?

Die Textilindustrie verursacht weltweit große Belastungen für die Umwelt und das Klima. Neben einem enormen Wasserverbrauch und Wasserverschmutzung ist sie Schätzungen zufolge für zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.